Kaiserslautern Tubisten halten zusammen wie Pech und Schwefel

Unlängst auch bei Jugend musiziert erfolgreich: Frederick Punstein.
Unlängst auch bei Jugend musiziert erfolgreich: Frederick Punstein.

Und wieder ein Punstein: Nach dem Musikschulleiter Paul Punstein und dessen Ehefrau Barbara Ruof-Punstein sowie den Söhnen David und Max (alle Lehrkräfte der Städtischen Musikschule Kaiserslautern) schickt sich die dritte Generation an, das Kulturleben der Region zu erobern. Davids Sohn Frederick startete auf der Basstuba mit erst 14 Jahren voll durch, seinen Siegeszug begann er beim hiesigen 55. Regionalwettbewerb von Jugend musiziert. Und zwar mit 24 Punkten von 25 möglichen.

Dann folgte der Landeswettbewerb mit einem weiteren ersten Preis und der Höchstpunktzahl (25). Über Pfingsten dann ein weiterer erster Preis mit 24 Punkten auf Bundesebene in Lübeck, wobei der Austragungsort auf Bundesebene jährlich wechselt. Zur Basstuba kam der Sohn eines Jazz-Pianisten wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kind. Die bei der Musikschule lehrende Großmutter Barbara Ruof-Punstein unterrichtete ihn zwischen dem fünften und zwölften Lebensjahr auf dem klassischen Klavier; dann genoss er bei Onkel Max Schlagzeugunterricht. Durch die Bläserklasse der Waldorfschule Otterberg bekam er mit der Posaune erstmals ein Blasinstrument, durch seinen Vater gelangte er in den Musikverein seines Heimtortes Schneckenhausen, den dieser leitet. Der Verein suchte dringend einen Tubisten, und über den Umweg Tenorhorn – weil für Tuba noch die körperlichen Voraussetzungen fehlten – kam Frederick zur Tuba. Ostern 2016 begann er bei einem der Wandermusikanten, Roland Vanecek, der wiederum Initiator vieler Bands von Jazz bis Weltmusik ist und beim hessischen Staatstheater Wiesbaden die Tuba hauptberuflich spielt. Wenn man so will, wandelt der junge, erstaunlich selbstständige Frederick schon jetzt auf den Spuren seines Lehrers und Idols: Jüngst hatte er ein schulisches Projekt mit Exkursionen und Solokonzerten zum Thema Wandermusikanten absolviert, über das wir berichteten und über das der SWR eine Reportage drehte. Inzwischen hat auch das hessische Landesjugendsinfonieorchester Frankfurt sich beim frisch gebackenen Bundessieger gemeldet, ihn zu einem Probespiel eingeladen, das er bestand und ihn engagiert. Dort wird er, wie Vanecek, die klassisch-romantische Orchesterliteratur spielen. Weitere Parallelen ergaben sich, als Frederick bei der Open-Air-Veranstaltung im Wald bei Otterbach (Waldklassik) mitwirkte und von seinem musikalischen Ziehvater ein Sousaphon geschenkt bekam. Spätestens an dieser Stelle muss das kuriose Instrument angesprochen werden, das sich vom „Dicke-Backe-Image“ zum Konzert- und Soloinstrument gemausert hat. Seit der Startubist Jörg Wachsmuth in Rekordzeit den virtuosen Hummelflug von Rimski-Korsakow auf der Tuba hinlegte und für die Tuba zunehmend Solokonzerte geschrieben wurden (so das wohl bekannteste von Vaughan-Williams), wurde das Image korrigiert. Die erste Tuba wurde Frederick von Roland Vanecek geliehen und zwar für den Heranwachsenden eine kleinere F-Tuba. Tubisten halten offenbar zusammen wie Pech und Schwefel: Eine nächst größere wurde ihm dann vom Tubisten des Rennquintetts, Ralf Rudolph, geborgt. Danach stellte ihm das Landes-Jugendorchester Rheinland-Pfalz ein Instrument zur Verfügung. Durch seine Einnahmen aus dem Wandermusikanten-Projekt und Spenden sowie durch einen Sonderpreis von 500 Euro, verliehen vom Deutschen Tubaforum, nimmt der Kauf eines eigenen Instrumentes konkretere Vorstellungen an. Ein solches kostet immerhin zwischen 4000 und 6000 Euro. Und schließlich ist mit der Sichtung und Bearbeitung geeigneter Literatur eine weitere Nuss zu knacken: Für die Wettbewerbe bereitete er so Bearbeitungen von Werken wie Mozarts Hornkonzert (daraus die Romanze), Lullys Gavotte und Tomasis Charakterstück vor, die ursprünglich beide für Flöte komponiert wurden. Letzteres aus dem französischen Impressionismus hatte ihm sein Vater David Punstein arrangiert. Mit dem Beatles-Hit „Blackbird“ verwendete er als weitere Attraktion einen Repertoireknüller, der einst für Roland Vanecek bearbeitet wurde. Vater David legt Wert darauf, dass Frederick das Instrument spielerisch erlerne, nicht einem Pflichtprogramm und Leistungsdruck ausgesetzt sei. Viel Idealismus war ohnehin nötig, um beim Bundeswettbewerb zu bestehen. Die Großeltern nahmen eigens in Lübeck eine Ferienwohnung, die Großmutter begleitete ihn bei seinen Vorspielen auf dem Klavier – Familiensinn pur. Konzert Frederick Punstein tritt im Konzert „Talente der Region“ morgen, 11 Uhr, SWR-Studio an.

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