Kaiserslautern Tauchlehrer Volker Kohlmann über Rettungsaktion in Thailand: „Unglaubliche Leistung“

Auf Du und Du mit einer Sepia: Volker Kohlmann beim Tauchen in fernöstlichen Gewässern.
Auf Du und Du mit einer Sepia: Volker Kohlmann beim Tauchen in fernöstlichen Gewässern.

Drama mit getrübtem Happy End: Gut 20 Taucher gelten seit Dienstag weltweit als Helden, weil sie in Thailand eine Gruppe Kinder aus einer Höhle befreit haben. Ein Retter kam ums Leben. Der Einsatz war eine Meisterleistung, sagt der Lauterer Tauchlehrer Volker Kohlmann.

Im Trüben fischen ist nicht so sein Ding. „Ich bin eher der Typ Schönwasser-Taucher“, sagt Volker Kohlmann. Links nach Korallen gucken, rechts Fische bestaunen, das zieht der 60-Jährige bei seinen Tauchgängen an fernen Gestaden vor. Was die Retter bis gestern in Thailand geleistet haben, das aber vermag Kohlmann umso besser einzuschätzen: „Mörderisch. Das war schon eine Riesenleistung.“ Sich bei geringen Sichtweiten unter Wasser voranzutasten, das hat der erfahrene Tauchsportler selbst schon geprobt.

"Da kommt keiner mit Austrüstung am Körper durch"

Am Dienstagnachmittag haben Spezialisten für Unterwasser-Manöver auch die letzten Kinder und den Betreuer einer thailändischen Fußballmannschaft aus ihrem Verlies befreit. 17 Tage zwischen Bangen und Hoffen hatten die Jungen zwischen elf und 16 Jahren in der stockfinsteren Tham-Luang-Höhle zugebracht. In drei Tagen haben Taucher die Eingeschlossenen herausgeholt und dabei eine höchst gefährliche Strecke zurückgelegt. Ein Taucher war bei den Vorbereitungen der Rettungsaktion ums Leben gekommen. Wie brandgefährlich die Sache war, weiß Kohlmann schon von daher, dass er sich in die Situation einfinden kann. „Da war eine Engstelle mit einem Durchlass von nur 38 Zentimetern. Da kommt keiner mit der Ausrüstung am Körper durch. Das heißt, sie mussten alles ablegen, die Flaschen vor sich herschieben“, schildert Kohlmann, welche Hindernisse da in Mae Sai im Norden Thailands zu überwinden waren.

Kein Schönwasser-Tauchen

Hat er selbst denn an die Rettung geglaubt? „Zumindest habe ich es für machbar gehalten, als die Taucher bis zu den Vermissten vorgedrungen waren. Also war auch der Weg zurück zu bewältigen.“ Allerdings: Mit Kindern im Schlepptau, die teils nicht mal schwimmen können? „Das macht’s nicht eben einfacher“, so Kohlmann, der die Tauchlehrer-Lizenz in der Tasche hat. „Wir gewöhnen Tauchschüler langsam daran, was sie erwartet. Gesicht mal nass machen, dann mit dem Kopf unter Wasser atmen.“ Schönwasser-Tauchen eben, wie Kohlmann selbst sagt. Spielerei im Vergleich zu dem, was da auf dem weiten Weg vom Erdloch bis in die Freiheit gefordert war. Wie hätte er sich wohl selbst dabei geschlagen? „Ich wäre sicherlich mit durchgekommen – wenn ich, wie die Kinder, geschleppt worden wäre.“ Von dem, was die Rettungstaucher haben leisten müssen, ist Kohlmann weit entfernt, wie er gern einräumt. „Um Gottes Willen. Das sind echte Höhlentaucher mit spezieller Ausbildung.“ Dazwischen lägen doch Welten, das seien andere Herausforderungen als jene an anheimelnden Stränden. Auch anders als in deutschen Binnengewässern, in denen Kohlmann Neulingen das Bewegen unter Wasser beibringt. Dort ist es, im Gegensatz zum Meer, ebenfalls trübe, die Sicht stark eingeschränkt. „Und in nur wenigen Metern Tiefe schon saukalt.“

Schnell ausgekühlt

Vor zwei Wochen ist der 60-Jährige aus Ägypten zurückgekehrt, hat dort die Anzahl seiner Tauchgänge auf 620 hochgeschraubt. In aller Regel ist er etwa eine Stunde, kaum mal länger als 85 Minuten ohne Unterbrechung im Nass. „Man kühlt ziemlich schnell aus, trotz Neopren-Anzug.“ Umso mehr sei wertzuschätzen, dass nun die Spezialisten aus mehreren Winkeln der Welt, die zur Unterstützung nach Thailand geeilt waren, für mehrere Stunden unter Wasser gewesen seien. Acht Stunden hat die letzte Aktion gedauert. „Noch dazu ist es stockdunkel, es geht nur langsam voran. Es ist eng. Und das dauert. Es muss so gewesen sein, dass die Retter unterwegs auf der Strecke Depots angelegt haben“, meint Kohlmann. Er hat die Aktion auch deshalb mit größtem Interesse verfolgt, weil der Ort des Geschehens nahe seiner bevorzugten Tauch-Regionen liegt. Demnächst geht’s für zwei Wochen nach Malaysia und Bali. Zum Tauchen, versteht sich. Nicht im Trüben, sondern in schön klaren Gewässern.

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