Kaiserslautern Starke Balladen und Schmunzel-Bonus

Fährt auf Tour mit dem Zug und zieht Zuhörer in seinen Bann: Morgan Finlay im Salon Schmitt.
Fährt auf Tour mit dem Zug und zieht Zuhörer in seinen Bann: Morgan Finlay im Salon Schmitt.

Kein normaler Konzertabend im Kulturclub des Salon Schmitt. Der Singer-Songwriter Morgan Finlay als musikalischer Geschichtenerzähler mit irisch-kanadischen Wurzeln wirkte wie ein unsichtbarer Magnet und ließ den Club fast aus allen Nähten platzen.

Dazu passte das zu Beginn mit reichlich Hall unterfütterte Gesangsmikro, durch das der Sänger augenzwinkernd ein „Herzliches Willkommen in der Salon-Schmitt-Arena!“ ausrief. Der Club füllte sich immer wieder mit neuen Gästen; so wechselte die erste Reihe mehrfach die Gesichter, da weitere Stühle und gar eine Couch dazu gestellt wurden. Durch den großen Zuspruch spielte der Gitarrero sprichwörtlich mit dem Rücken zur Wand, fühlte sich aber nie bedrängt. Im Gegenteil, selbst den verbliebenen Rest an rotem (Bühnen-)Teppich nutzte Finlay für zuckende Gitarrenbewegungen, stampfende Stiefel-Beats und einbeinige Spielsituationen. Finlay startet mit einem Gute-Laune-Liebeslied. Schon dabei kommt sein empathischer Vortragsstil zum Tragen. Mit seinem zuweilen eingesetzten warmen, leichten Reibeisen-Timbre haben nicht nur die Mädels in Reihe eins ihren Spaß. „Slip & Fall“ kommt als mitreißend-beschwingte Nummer daher geflogen. Bald ist sogar der Vorraum gefüllt. Kein Durchkommen mehr, sodass Finlay kurzerhand per Mikro die Bierbestellung übernimmt. Das bringt Schmunzel-Bonuspunkte beim Publikum. Wichtiger Bestandteil des Erlebnisses sind Finlays inhaltliche Ausführungen zu Songinhalten und deren Entstehung. Besonders stark sind seine Balladen, die er mit einer Stimme im Stile eines jungen Bryan Adams vorträgt. Für die Begleitung nutzt Finlay meist das Plektrum, seltener nutzt er Zupftechnik. Ein Schmankerl ist „Pixels“; eine mollig gezupfte Harmoniefolge mit offenen Akkorden. Es kommt nie Langeweile auf, da Finlay ein gewiefter Songschreiber ist, der variantenreiche Melodieführungen präsentiert. Dabei bedient er sich aus seinem großen Fundus, beschränkt sich nicht auf das aktuelle Album. Er beweist, dass es möglich ist, mit Akustikgitarre ein Programm zu bestreiten, ohne komplizierte Fingerübungen auf dem Griffbrett zu vollführen. Das spricht für die Wirkung seiner Songs, die insbesondere seiner Stimme und der sicheren Präsentation geschuldet ist. „All for good times“ ist eindrucksvolles Beispiel für einen guten Song mit wenigen Akkorden und gutem Groove. Dennoch sollte man sich auch seine Titel im Bandarrangement anhören; das macht Lust auf mehr. Einige Alben hat Finlay mit Crowdfunding finanziert. Unter dem Positivdruck, dass eine Hörer ein Album vorfinanzieren und sich dafür die besten Songs aussuchen dürfen, kann er besonders gut schreiben, sagt er selbst. So entstanden in einer Blockhütte auf Neufundland 21 Songs in 30 Tagen. Morgan Finlay bezieht Inspiration fürs Schreiben bei Zugfahrten, die er auf Tourneen bevorzugt. Ein moderner Singer-Songwriter, der für kreative Prozesse gerne auf die digitale Welt verzichtet. Das Ergebnis gibt ihm Recht. Ohne Zugabe gab es kein Entkommen aus der „Salon-Arena“.

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