Kaiserslautern Stadionfest: Die FCK-Familie ist wieder eins

Der Mäzen und das Nachwuchs-Teufelchen: Harald Layenberger heißt am Rande des Schautrainings der FCK-Spieler beim Stadionfest Th
Der Mäzen und das Nachwuchs-Teufelchen: Harald Layenberger heißt am Rande des Schautrainings der FCK-Spieler beim Stadionfest Thilo Beitzel mit seinen Eltern Karoline und Raphael willkommen. Thilo ist drei Monate alt. Schon mit zwei Wochen aber hat er erstmals »Betze-Luft« bei einem Spiel geschnuppert.

Aufbruchstimmung war fast greifbar beim Stadionfest des FCK am Samstag. Gut gelaunte Fans bereiteten ihren Spielern einen herzlichen Empfang. Runde 10.000 Besucher bewiesen: Die große FCK-Familie ist wieder vereint.

Verrückt, einfach verrückt. Rauchschwaden überm Fritz-Walter-Stadion haben sich binnen weniger Wochen verdrückt. Gewichen sind sie der Vorfreude auf die neue Saison, in der die Roten Teufel erstmals nur in der Kategorie drittklassig geführt werden. Erstklassig aber war, was sich da am Samstag beim Stadionfest abgespielt hat. Die Anhänger des Traditionsclubs haben zweierlei bewiesen. Zum einen: Fußball-Liebe rostet nicht. Und zum zweiten: Gezänk ist beigelegt. Die FCK-Familie ist wieder eins. Die Folge: Ein Absteiger zieht Massen an – wo gibt’s sowas sonst noch?

Bereit fürs Aufwärmprogramm

„Flo-ri-aaaaaaan.....“ – Auf Horst Schömbs’ Ruf hin folgt die Antwort aus tausenden Kehlen. „Dick“ – klar. Eben hat Stadionsprecher Schömbs begonnen, die neuen Kicker auf dem „Betze“ zu begrüßen. Und, wie zu erwarten: Den Namen des Heimkehrers und neuen Kapitäns schreien die Tribünengäste einige satte Dezibel lauter. Minuten zuvor ist das neu formierte Teufels-Ensemble um Trainer Michael Frontzeck am frühen Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein auf den Rasen des Fritz-Walter-Stadions gelaufen. 25 Profis stehen in einer Reihe bereit fürs Aufwärmprogramm. Sie alle verbinden drei gemeinsame Ziele: Ein Platz in der Mannschaft, Erfolg – und am Ende soll im Mai 2019 der Aufstieg stehen. Für die meisten scheint es keine Frage, dass dies auch gelingt. Nagt der bittere Abstieg noch? I wo! „Das birgt ja eine Chance: Wir können jetzt gleich zweimal in direkter Folge aufsteigen und dreimal hintereinander Meister werden“, formuliert Raphael Beitzel schmunzelnd, was er ab dem ersten Drittliga-Anpfiff so erwartet. So ganz ernst aber scheint es der junge Familienvater nicht zu meinen. Das beruhigt ein wenig, denn einen übergeschnappten Eindruck macht der Mann aus Bernkastel-Kues nun nicht.

Baby Thilo ist auch dabei

Gerade mal sechs Jahre jung ist Beitzel gewesen, als er erstmals im Stadion war und ein Spiel erlebt hat, wie er erzählt. Schon hatte es gefunkt. Erst mal von diesem so seltsam-hartnäckigen Fieber infiziert, ist Beitzel seither nicht mehr genesen. „Ich komm’ hierher, so oft es nur geht“, sagt der Moselaner, während er von der Rollstuhlfahrer-Rampe ganz vorne auf der Südtribüne nach unten auf den Platz blickt. Dort gehen die Spieler jetzt nach der Aufwärmphase schon mit mehr Tempo zur Sache. Beitzel wirft mal einen Blick nach hinten, wo der Kinderwagen geparkt ist. Alles okay mit seinem Lieblingsteufelchen. Baby Thilo schlummert ruhig, Mama Karoline umsorgt ihn. Dank der dicken Kopfhörer-Muscheln hat auch der für Babys sicher ohrenbetäubende „Dick“-Ruf den Kleinen nicht gestört. Noch nuckelt Thilolein still und friedlich, ahnt nicht, dass gleich prominenter Besuch kommt. „Ich war beim 7:4 gegen Bayern zum ersten Mal hier. Da war ich vier“, sagt Klaus-Dieter Krause, einer der vielen treuen Fans mit Handycap. Und gibt gleich zu: „Mein Bruder hat mir’s erzählt, er hat mich mitgenommen.“ Dass er sich an diese legendäre Partie („20. Oktober ’73“, entfährt es Krause wie aus der Pistole) selbst erinnern kann, macht er nicht geltend. Bald darauf aber sei er glühender „Betze-Fan“ geworden. Und als solcher hält es Krause für sehr angebracht, ein neues „Mitglied“ der FCK-Familie zu begrüßen. „Hallo, Herr Layenberger“, brüllt er, als der Unternehmer unten am Rande des Rasens vorbei schlendert. Soeben ist der Unternehmer vorgestellt worden – und hat sich über einen Applauspegel fast so hoch wie Käpt’n Dick freuen dürfen. „Herr Layenberger. Kommen Sie doch mal zu mir. Möchte gern ein Foto ...“

Handshake mit Layenberger 

Und dann passiert etwas, was es vielleicht wirklich nur hier in der Fußball-Provinz gibt, von der andernorts manchmal abfällig die Rede ist. Der Volkswagen-Vorstand in Wolfsburg oder der Bayer-Manager in Leverkusen hätten ja bestimmt freundlich zurück gewunken. Auch Harald Layenberger winkte. Rief „sofort“ – und ging zielstrebig Richtung Westkurve, um die Stufen zu nehmen und postwendend den behinderten Fan aufzusuchen. Handshake, Erinnerungsfoto – mit einem freudestrahlenden Krause. Tja, und dann schließt Harald Layenberger Freundschaft mit Nachwuchsteufelchen Thilo. Der große Hauptsponsor herzt Baby Thilo – eine Randnotiz, die allerdings bezeichnend ist für die Atmosphäre, die am Samstag im und rund ums Stadion geherrscht hat. „Super Stimmung. Wir sind extrem zufrieden“, kommentierte gestern FCK-Pressesprecher Stefan Roßkopf den Stadionfest-Tag. „Über den Tag hinweg waren bestimmt um die 10.000 Leute da.“ Vor allem Familien, viele, viele Kinder waren zu sehen. Gewimmel herrschte im Fanshop, wo die neuesten Textilien und Devotionalien Absatz fanden. Gut besucht auch das FCK-Museum, in dem Andreas Buck für ein Fernsehteam in Erinnerungen schwelgte. Buck ist einer der Meisterhelden von ’98. Geht’s nach den Fans, bringt die Saison 2018/2019 neue Meisterhelden hervor. Dass es „nur“ die Dritte Liga ist, scheint zweitrangig. 

Die Spieler des FCK zeigten sich beim Stadionfest den Fans bei einem Schautraining.
Die Spieler des FCK zeigten sich beim Stadionfest den Fans bei einem Schautraining.
Autogramme waren beim Stadionfest des FCK begehrt. Die Spieler erfüllten gerne die Wünsche der Fans. Unter jenen, die Autogramme
Autogramme waren beim Stadionfest des FCK begehrt. Die Spieler erfüllten gerne die Wünsche der Fans. Unter jenen, die Autogramme schrieben, war auch Trainer Michael Frontzeck (im Vordergrund).
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