Kreis Kaiserslautern Sprengstoffanschläge: Mutmaßlicher Täter mit wechselvoller Vergangenheit

In Fischbach fand die Polizei am Mittwoch Sprengstoff.
In Fischbach fand die Polizei am Mittwoch Sprengstoff.

Selbst Personen aus dem nahen Umfeld von Bernhard Graumann ahnten anscheinend nicht, wozu der Landschaftsgärtner aus Mehlingen offenbar fähig war. Der 59-Jährige, der für mehrere Sprengstoffanschläge verantwortlich gemacht wird, wird einerseits als jähzornig, andererseits als hilfsbereit beschrieben. Sogar als Polizist hat er sich versucht.

Auch die Ehefrau, die ihren Mann am Freitagmorgen tot im Bett fand, wusste zu diesem Zeitpunkt wohl nicht, was auf sie zukommen würde. Am Freitagvormittag starb ein Enkenbacher Arzt durch eine Sprengfalle vor seiner Tür, am Sonntag explodierte in Otterberg ein manipuliertes Holzscheit im Kamin. Eine weitere Explosion verhinderte die Polizei, indem sie am Mittwoch ein ebenfalls mit Sprengstoff gefülltes Holzscheit entschärfte. (Wir berichteten mehrfach.) Allen ist gemein, dass sie zuvor mit Graumann aneinander geraten waren: der Arzt auf persönlicher Ebene, die anderen in geschäftlicher Beziehung, wie die Polizei herausfand. Deshalb laufen derzeit intensive Ermittlungen, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass der Gärtner weitere Anschläge vorbereitet hat. Nicht nur Dinge aus jüngster Vergangenheit, sondern auch Konflikte aus weit zurückliegender Zeit werden von der Polizei als Motiv in Betracht gezogen.

"Er schoss auf den Partner einer Frau"

Der passionierte Fossiliensammler- und Präparator, der der mittlerweile bekannten Dokumentarfilmerin Ulla Lohmann als Schülerin sogar zum Bundespreis bei „Jugend forscht“ verhalf, erlangte in seinem Heimatort 1985 Aufmerksamkeit durch eine Auseinandersetzung, die auch die Staatsanwaltschaft bestätigt. Ortsbürgermeisterin Monika Rettig erinnert sich ziemlich genau: „Er schoss auf den Partner einer Frau, mit der er zuvor zusammen war. Jener war anschließend querschnittsgelähmt, erst nach jahrelanger Reha konnte er mühsam ein wenig gehen.“ Drei Jahre Gefängnis habe er dafür bekommen, neun Monate davon abgesessen. Aufgefallen sei er auch durch seine „Neigung zur Schießerei“: Für sein Mittelalter-Hobby hat er nicht nur Kanonen nachgebaut, sondern auch damit geschossen. „Auf dem Kerweplatz hat er mal zu Silvester Kanonschüsse losgelassen, nicht angemeldet“, wie Rettig berichtet. Einen solchen Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz bestätigt auch die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern.

"Freundlicher Chaot"

Wenn es nicht nach seinem Kopf ging, dann „war er nicht zimperlich, konnte jähzornig sein“, beschreibt Rettig ihn. Andererseits „war er sehr hilfsbereit und bot beispielsweise seine Unterstützung bei den Flüchtlingen an“. So sei er sonst in der Gemeinde nicht negativ aufgefallen. Als er noch im Mittelalterverein „Die Legende“ war, habe er den Anstoß dazugegeben, das Grundstück gegenüber von seinem Haus zu erwerben, um ein Vereinsheim darauf zu errichten, weiß Rettig. „Innerhalb des Vereins war man sich aber offenbar uneins, und nach acht, neun Jahren“, so schätzt sie, „kaufte die Gemeinde es 2017 zurück.“ Wie sie jetzt hörte, sei er zuletzt krank gewesen, wohl mitverursacht durch Alkohol. Als hilfsbereit hat sich Graumann auch in der Mittelalterszene gezeigt; als „freundlichen Chaoten“, der immer für einen da war, wenn man ihn bat, beschreibt ihn ein Gefährte. Ende 2018 habe Graumann angekündigt, sein Hobby aufzugeben und viele Utensilien aus seiner Mittelaltersammlung verkauft.

Fristlos gekündigt

Abrupt endete auch seine Anstellung beim Pfalzmuseum für Naturkunde in Bad Dürkheim, dem er nach seiner Haft seine umfangreiche Fossiliensammlung überließ: Nach einem Vorfall Mitte der 1990er Jahre wurde ihm fristlos gekündigt, wie der Leiter bestätigt. Nicht nur als Paläontologe, Mittelalterkenner und Gärtner hat sich Graumann betätigt, sondern auch kurzzeitig als Gesetzeshüter versucht. „Anfang der 1980er Jahre hat er ein Ausbildungsverhältnis als Polizeibeamter begonnen“, bestätigt ein Sprecher der Lauterer Polizei auf Nachfrage. „Dies wurde nach einem Jahr beendet.“

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