Kaiserslautern Spinnen auf LSD

Zwischen ihren Linien und denen des Treppenhauses: Barbara Hindahl.
Zwischen ihren Linien und denen des Treppenhauses: Barbara Hindahl.

Leerstände für Kunst und Kultur umzunutzen, ist eine Idee, die in Kaiserslautern schon mehrfach umgesetzt wurde – Galerien in ehemaligen Apotheken, 100-Tage-Bars mit Kulturprogramm in alten Läden oder ganz aktuell das Kunstlager der KWG in der Eisenbahnstraße. Auch im ehemaligen Bunten Laden der 1960er, am Anfang der Richard-Wagner-Straße, gab es schon Kunstausstellungen oder Musikabende. Aktuell zeigt der Verein KunstRaum Westpfalz dort eine Schau mit Arbeiten der Mannheimer Künstlerin Barbara Hindahl.

Die Künstlerin, die etwa mit dem Kunstpreis der Mannheimer Heinrich-Vetter-Stiftung ausgezeichnet wurde, hat grafische Elemente vor und an dem Gebäude angebracht und zeigt innen eine Serie von gezeichneten Millimeterpapieren. Stellt man sich auf die Kreuze, die Hindahl außerhalb des Gebäudes aufs Straßenpflaster gesetzt hat, sieht man grafische Schnitte in verschiedenfarbigen Linien, die ins Gebäude führen und über Raumelemente wie Schaufensterscheiben mäandern. Was die Wahrnehmung der Architektur verändern kann, wenn man sich darauf einlässt. Die grafische Serie im oberen Stockwerk besteht aus von Hindahl gezeichneten Millimeterpapieren. Mal exakt ausgeführt, meist aber verschmutzt, eingerissen oder mit Punkten übersät. Auch sind die Papiere verfärbt, zerknittert und überkritzelt. Wieder andere laufen sozusagen aus dem Ruder, die Striche wölben und verlieren sich, scheinen ein Eigenleben zu entwickeln und und ähneln mitunter den wirren Netzen, die wohl Spinnen unter LSD-Einfluss weben. Ordnung, Unordnung, Zerfall und Veränderung ziehen sich so durch die zeichnerisch-grafische Serie. Moderne, zeitgenössische Kunst also, die es dem Publikum wirklich nicht leicht macht. Denn weder steht hier wirkliches grafisches Können erkennbar im Vordergrund, noch lässt sich ein etwaiger Sinn oder Inhalt dieser Kunst durch das reine Betrachten allzu leicht erkennen oder hineindenken. Eingebettet in die 50er-Jahre-Architektur der Räume entfaltet sie dennoch einige Wirkung. Birgit Weindl, die Vorsitzende des KunstRaum Westpfalz nannte bei der Eröffnung etwa „seismographische Strukturen“, „vibrierende und den Raum sprengende Linien“ oder „verdichtete Linienverläufe“ als erkennbare Attribute der gezeigten Kunst. Ein gutes Quantum Vorstellungskraft und einiger guter Wille gehört allerdings schon dazu, um solcherlei Ausführungen wirklich nachvollziehen zu können. Bei dieser Ausstellung steht man einmal mehr vor dem Problem, dass moderne und hier doch wirklich karge und extrem schlichte Kunst oft von dazugehörigen Erklärungen und Interpretationen lebt. Nichtsdestotrotz fügt sich die Schau des KunstRaum Westpfalz in das für die Größe Lauterns doch ansehnliche Angebot der freien Szene ein und erweitert dieses. Als Kooperationspartner hat der Verein das hiesige Stadtmuseum gewonnen. Elektrofunk vom Lauterer DJ Grooveshaker untermalte die gut besuchte Ausstellungseröffnung. Ausstellung Die Schau „Leer“ mit Arbeiten von Barbara Hindahl ist in den kommenden Wochen immer samstags von 11 bis 14 Uhr im Leerstand Richard-Wagner-Straße 2 zu sehen. Der Verein Kunstraum Westpfalz findet sich im Internet unter www.kunstraum-westpfalz.de

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