Kaiserslautern Sex und Cannabis

Eine Art musikalischer Dr. Jekyll und Mr. Hyde: Greeen alias Pasquale Denefleh.
Eine Art musikalischer Dr. Jekyll und Mr. Hyde: Greeen alias Pasquale Denefleh.

„Ach du grüne Neune“ heißt das aktuelle Werk von Reggae-Rapper Greeen. Unter diesem Motto steht auch seine aktuelle Tour, die ihn am Freitagabend in die brechend volle Kammgarn führte. Und diesen Spruch konnte man auch loswerden, wenn man das Konzert live und inmitten der begeisterten Fans miterlebte. Der Auftritt hatte nämlich so manche Überraschung zu bieten.

Vorher gab es zur Einstimmung aber erstmal das Duo Iriepathie aus Österreich. Das selbst in Jamaika bekannte Brüderpaar Professa und Syrix lieferte mit seiner Mischung aus klassischem Reggae und dessen Dancehall-Abkömmling vom ersten Ton an eine glühend heiße Grundlage für den Headliner des Abends. Spätestens mit ihrem komplex arrangierten Erfolgstitel „Laut Sein“ zum Ende des Auftritts war die Stimmung auf einem ersten Höhepunkt angekommen. Und es ging geradewegs noch ein gutes Stück weiter nach oben. Erster Eindruck von Greeen alias Pasquale Denefleh: Der Junge kann nicht nur rappen, sondern auch im Gegensatz zu manchen seiner Stil-Kollegen richtig gut singen. Dazu passte sein Personalstil, der jenen der Supporter fortsetzte und Rap und Reggae (und ein paar Pop-Elemente) zu einem fugenlosen, gut singbaren Ganzen elegant vermengte. Ganz alleine musste Greeen das im Übrigen nicht hinkriegen. Ab und zu kamen zur Gaudi der Konzertbesucher weitere Mitwirkende aus seiner Crew oder sogar aus dem Publikum zur Unterstützung mit auf die Bühne. Darauf folgten jedes Mal Begeisterungsstürme. Und im Hintergrund sorgte nun Syrix (bürgerlich Markus Lechleitner) von Iriepathie an der Technik für den passenden Sound. Das tat er erstklassig, jeweils adäquat in Tempo, Stimmung und Effekt. Wen wundert es, dass Iriepathie selbst schon in der Heimat des Reggae erfolgreich auftreten konnte. In Sachen Text bewegte sich Greeen in Titeln wie „Kommissar“ und „Wunderschönes Leben“ vornehmlich um die Themen Sex, Cannabis und gute Laune/schönes Leben – gemäß des Hip-Hop-Anteils an seinem „Rappae“ geschah das mitunter schon mal ziemlich derb, dabei aber auch öfters begleitet von einem kaum merklichen Augenzwinkern. Richtig hart wurde es indes, wenn Greeen mit Maske als sein böses Alter Ego „Grinch Hill“ auf die Bühne kam. Der unter anderem als „Antiheld“ bezeichnete Gegenpart zum „guten“ grünen Greeen beschäftigte sich in seinem Part zwar ebenfalls mit Sex, Cannabis und schönem Leben, aber musikalisch härter und in einer extra-harten Gossensprache formuliert. Das war aber denn auch eine weitere Überraschung im Konzert des gebürtigen Mannheimers: Der Reiz seines Auftritts lag nämlich gerade auch in dieser Gegensätzlichkeit. Bei allen Vorbehalten gegenüber den Beiträgen von „Grinch Hill“: Das waren zwei Seiten, die sich ergänzten und nebenbei die Mehrseitigkeit des Musikers aufzeigten. Greeen als eine Art musikalischer Dr. Jekyll und Mr. Hyde sozusagen. Vor der Bühne zeigte man sich zufrieden bis begeistert. Da wurden manchmal ganze Passagen laut mitgesungen, die Hände dauerhaft hochgereckt; da wunderte man sich auch nicht, wenn gelegentlich „richtige“ Melodien wie etwa der Beginn des (zum Frontmann ja passenden) Volkslieds „Grün, Grün, Grün sind alle meine Kleider“ anklangen. Ach, du grüne Neune, kann man da nur sagen. Und das nicht im schlechtesten Sinne.

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