Kaiserslautern Sauf-Hymne für das „Feuerwasser“

Rap mit Spaßgarantie: Curse auf der Cotton-Club-Bühne.
Rap mit Spaßgarantie: Curse auf der Cotton-Club-Bühne.

Prächtig gerappt, neue Freunde gemacht und bewiesen, dass auch Rapper mal den Text vergessen: Curse machte am Freitag halt in der Kammgarn, um sein neues Album ,,Die Farbe von Wasser“ vorzustellen und den 18. Geburtstag seines Debütalbums ,,Feuerwasser“ zu feiern.

,,Wir machen das so, dass wenn ihr heute Abend nach Hause geht, alle von euch sagen könnt: Ja Mann, mir geht`s gut!“ Diese Ansage spiegelt so ziemlich die Lebensphilosophie des Rappers wider. Curse – mit bürgerlichem Namen Michael Sebastian Kurth – ist einer derjenigen, die den Deutsch-Rap Anfang der 2000er aus dem urbanen Untergrund in die nationalen Charts beförderten. Kollaborationen mit Xavier Naidoo, seinem ,,Buddy“ Kool Savas und Samy Deluxe trieben den Erfolg weiter. Doch auf dem Höhepunkt machte Curse eine Sinnkrise durch und entschied sich für eine Kreativ-Pause. 2014 kam das Comeback, der ersehnte Start in die richtige Richtung, der ihm das zweite Album eingebracht hat. Wie heißt es in seinem Eröffnungssong: „Wer weiß, wie viel Zeit uns noch bleibt?“: ,,Jede schwere Reise beginnt mit dem ersten Schritt / Jede leere Seite beginnt mit dem ersten Strich / Jedes leere Buch beginnt beim ersten Versuch“ – und jedes Rap-Konzert beginnt mit dem Publikum. Das war am Freitagabend besonders gut gelaunt und ging von Anfang an mit. Darauf erstmal ein „Lass uns doch Freunde sein“, bei dem alle Leute, die schon mal bei einem Curse-Konzert waren, warmen Applaus an die Curse-Neulinge spendeten. ,,Habt ihr Lust, ein kleines bisschen durchzudrehen?„ - ,,Ja“ lautete die Antwort. Und schon ging es los mit einer Art musikalischem ,,Tinder“ – bedeutet: die Fans links von der Bühne ,,swipen“ (,,wischen“) nach rechts, die Fans rechts von der Bühne nach links, bis man sich in der Mitte zur Eskalation trifft. Ein schönes Mittel, um ,neue Menschen kennenzulernen und Cardio-Training zu betreiben. Aufwärm-Runde abgeschlossen. Nächster Tagesordnungspunkt: eine Reise durch die Curse-Musikgeschichte ,,Bei mir“ zum fiktiven Planteten aus der Star-Wars-Saga ,,Tatooine“ über ,,Methadon“ und ,,Was du bist“ – ob neu. ob alt, die Fans sangen die Texte auswendig mit. ,,Hassliebe“ regte wieder die Emotionen an. Bei ,,Du träumst wie ich“ ging dafür wenig. Curse hatte einen Blackout, kompensierte das aber zumindest mit sympathischer Ehrlichkeit. ,,Ich würde den Song gerne länger spielen, aber ich hab’ den Text vergessen.“ Vom nächsten Lied konnte er den Text auch nicht. Von ,,Goldregen“ konnte er ihn so halb. Danach ging es an das Geburtstagsständchen für sein Erstlingswerk „Feuerwasser“, das die Volljährigkeit erlangt hat. Der dafür ausgewählte Song war die Sauf-Hymne ,,Was iss“ – mit einem Chorus ohne Text, dafür mit feuchtfröhlichem Gelalle. Mit ,,Rap“ begab sich Curse auf die Zielgerade – ein Song mit Überlänge, mit einem gleitenden Übergang zu ,,Und was ist jetzt?“ und zurück zum englischen Part von ,,Rap“, den er mit einem Affenzahn runterrappte. Endspurt: Zugaben mit ,,Lovely Day“, ,,Wahre Liebe“ und ,,Manuskript“ – und auch die Fans in den hintersten Reihen waren glücklich.

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