Kaiserslautern Rituale können helfen

Auch die Ernährung beeinflusst den Schlaf.
Auch die Ernährung beeinflusst den Schlaf.

Schlechter Schlaf ist auf Dauer die reinste Folter: Erschöpft und dauermüde ist man kaum in der Lage, seinen Tag zu bewältigen. Die gute Nachricht: Ist die Insomnie, so der Fachbegriff für gestörten Schlaf, noch nicht chronisch, können Betroffene durchaus noch ohne den Einsatz von Medikamenten etwas tun. Die schlechte: Nach Jahren der Schlaflosigkeit ist die medikamentöse Therapie beinahe alternativlos. Deshalb ist es ratsam, rechtzeitig zu handeln.

Doch was ist überhaupt gesunder Schlaf? „Das ist äußerst individuell“, sagt Schlafforscher Prof. Eckart Rüther aus München. „Und nach seinen Bedürfnissen sollte man sich dringend richten.“ Manche kommen mit fünf Stunden Schlaf aus, andere brauchen zwölf. Einige schlafen am Stück – andere in Etappen. Einige gehen spät ins Bett, andere lieber früh. „Diejenigen, die tagsüber erholt und fit sind, schlafen unter den gegebenen Bedingungen offenbar gut und haben keinen Grund, etwas zu verändern.“ Man kann bereits tagsüber für einen guten Schlaf vorarbeiten. „Bewegung, Sport oder auch geistige Forderung sind gut und wichtig, um den Körper müde zu machen“, sagt Jana Hauschild, Psychologin und Autorin der Stiftung Warentest. Aber Vorsicht: Bewegung direkt vor dem Zubettgehen ist ebenso wie große geistige Anstrengung eher hinderlich. Aufregende, gruselige oder besonders spannende Filme und Bücher können sich ebenfalls negativ auswirken. Technische Geräte sollten auf jeden Fall weggelegt werden. „Eine halbe Stunde vor dem Schlafen offline gehen“, empfiehlt Prof. Fitze, Schlafmediziner an der Charité in Berlin und Buchautor. Manche gehen sogar noch weiter. „Studien haben gezeigt, dass das blaue Licht von elektronischen Geräten wie Handy, Laptop und auch E-Book-Reader die Ausschüttung des Hormons Melatonin verzögert“, erklärt Hauschild. Dieses Hormon ist aber wichtig, weil es den Tag-Nacht-Rhythmus regelt. Das Licht einer Nachttischlampe ist dagegen weniger problematisch. Auch die Ernährung spielt eine Rolle. Hungrig ins Bett zu gehen, ist keine gute Idee. Eisbein oder Schnitzel mit Pommes essen aber auch nicht. Der Körper braucht Nahrung, die nicht zu schwer im Magen liegt. Auch Flüssigkeit ist gut – Alkohol ist damit aber nicht gemeint. Damit bleibe der Schlaf eher oberflächlich, warnt Hauschild. Hilfreich kann es sein, Rituale zu entwickeln. Stricken, häkeln, nähen, lesen, fernsehen – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Mindestens eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen sollte man bewusst gestalten, mit einer nicht zu aufregenden Aktivität. Helfen kann auch eine feste Routine etwa aus duschen, eincremen, Zähne putzen und dann Hörbuch hören. „Die Regelmäßigkeit ist wichtig“, fügt Prof. Fietze hinzu. Das gilt auch für die Schlafenszeit. Natürlich sind aber auch Ausnahmen erlaubt. Grundsätzlich sollte ein positives Bild vom Schlaf vermittelt werden. Das fängt schon in der Kindheit an, mahnt Prof. Rüther. Wir drohen Kindern an, dass sie ins Bett müssen, wenn sie nicht lieb sind. Der Schlaf hat damit sofort ein schlechtes Image. Warum nicht stattdessen am Frühstückstisch über Träume sprechen und sich gemeinsam über das Ausschlafen freuen? Unbedingt notwendig ist es, das Schlafzimmer den eigenen Bedürfnissen anzupassen. Die einen mögen es lieber frisch, die anderen mollig warm. „Generell sollte ein Schlafzimmer etwa 17 bis 22 Grad haben, dunkel und lärmgeschützt sein“, sagt Fietze. „Was zählt, ist aber eigentlich nicht die Temperatur im Schlafzimmer, sondern die unter der Decke“, ergänzt Rüther. Die leidige Frage „Nackt schlafen oder nicht?“ ist damit auch beantwortet: Man sollte so schlafen, dass einem weder zu warm noch zu kalt ist. Hauschild empfiehlt außerdem eine Trennung von Arbeits- und Schlafbereich. Es sei nicht förderlich, die ungetane Arbeit vom Bett aus sehen zu können. Vor dem getrennten Schlafen sollte man nicht zurückschrecken. „Ich habe Hunderte von Ehen durch die Empfehlung von getrennten Schlafzimmern gerettet“, sagt Prof. Rüther. Der eine schnarcht, die andere kann nicht schlafen. Einer friert, der andere schwitzt. Wer nicht zusammenpasst, der sollte unbedingt getrennt schlafen. Wenn all das nicht hilft, ist der Gang zum Arzt zwingend nötig. Ratschläge für eine Verbesserung der Schlafsituation gibt es unendlich viele, sagt Fietze. „Ich rate Menschen immer, das Internet nach Tipps zu durchforsten und sich zu informieren, was zu ihnen passen könnte.“ Vorsicht sei bei Produkten geboten, die einen besseren Schlaf versprechen. Und wer länger als drei Monate regelmäßig kaum schläft und bereits alles ausprobiert hat, sollte einen Arzt aufsuchen, bevor die Schlaflosigkeit chronisch wird.

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