Kaiserslautern Punkten mit Punk

Lang, lang war es her, seit die Lautrer Punk-Urgesteine von Kick Joneses den Fans aus der Heimat eine Audienz gewährten. Am Samstag war es aber dann endlich soweit. Matthias „Beppo“ Götte und Alex Hoffmann beehrten mit gesamter Mannschaft und neuer Platte „Unexpected Gift“ im Gepäck den ausverkauften Salon Schmitt. Das Resümee des Abends: eine Band, die auf ganzer Linie „punkt“ und punktet.

Als die Punkszene in den 80ern auch in Lautern auf die Barrikaden ging, marschierten die Herren der Band Walter Elf an vorderster Front. Doch bereits Anfang der 90er gab die heimische Kult-Formation ihr Abschiedskonzert und überreichte die „Fahne der Rebellion“ an ihre offiziellen Nachfolger: die Herren von Kick Joneses. Immerhin teilte man sich nicht nur einige Musiker sondern auch die gleichen Ideale. Und so war es an den Ex-Walter-Elf-Musikanten Matthias „Beppo“ Götte, Alex Hoffmann, Jürgen Schattner, Frank Rahm, sowie den nicht-Walter-Elf-Kollgen Dennis Trace und Lagges Wild, das Punk-Vermächtnis fortzuführen – was sie bis heute mit Bravour tun. Zwar sind die Musiker von damals um ein paar graue Haare gealtert. Musikalisch wirken die Mannen um das Front-Duo „Beppo“ und Alex aber noch genauso wild und rebellisch wie in Jugendjahren – so schien es zumindest. Es war ihr erstes Konzert in Kaiserslautern seit Jahren, „mehr als zehn“, versuchte Hoffmann krampfhaft auszurechnen. Das letzte hatten sie damals im Irish House gegeben, zweifellos mit ein paar Quadratmetern mehr zur Verfügung als im Salon. Was jedoch die Stimmung angeht, hätte das Wiedersehen zwischen Band und Fans nicht lauter, frenetischer und gelungener ausfallen können. „Die neue Platte gefällt sogar meiner Mutter“, behauptete Götte. Zum Beweis saßen Vati und Mutti auch noch auf extra reservierten Ehrensitzen im Publikum – hoffentlich mit Gehörschutz. Denn die Band des Sohnemanns ist alles andere als leise. „Hardcoremäßig die Leute anschreien – ich mag das“, sagte Götte und ging sogleich in die Tat über. „Battered And Bruised“ schallte es aus der Anlage und durch Mark und Bein. Und das Punk-Gemetzel war eröffnet. Ein Potpourri aus etwa 16 Songs älteren und jüngeren Datums stand auf der abendlichen Setliste und sorgte für Trommelfell-Eruptionen und absolute Ekstase bei den Fans. Es wurde in aller Punk-Tauglichkeit getanzt, der Kopf durch die Gegend geworfen und die Punk-Faust in die Luft gereckt. Wenn Götte und Hoffmann an den Mikrofonen zum eigenen Punk-Geplärre zappelten, hatte das schon etwas Ansteckendes. Wenn die beiden gelernten Trompeter dann auch noch ihr Blechgebläse zückten und Schulter an Schulter im Duett feinstes Brass-Band-Flair zwischen der Punk-Attitüde losließen, war die Stimmung auf dem Höhepunkt. „Shine On Your Lazy Diamond“ – nicht zu verwechseln mit dem sehr ähnlich benannten Klassiker von Pink Floyd, aber doch eine nette kleine Anleihe – bestach mit übermäßiger Wucht und frechem Charme, genauso wie der Rest der Punk-Perlen. Ob nun das nette kleine Liedchen über den Weltretter „Scheuermann“, das kurze aber prägnante Stück „A House Divided Cannot Stand“ oder „Zombies On Parade“, ein sehr altes Schmankerl aus dem Fundus. „What You See Is What You Get“ hieß ein weiterer spektakulärer Kracher aus der Kick-Joneses-Manufaktur. In Wahrheit haben die Besucher noch weitaus mehr bekommen als gesehen: Extraklasse-Punk aus Kaiserslautern, der noch immer ordentlich Saft im Getriebe hat. Man nehme das bandeigene „SOS Trailer“ von der neuen Platte. Zum Namensgeber der neuen Scheibe „Unexpected Gift“ verabschiedete sich Alex völlig unerwartet (unexpected) von der Bühne und machte es sich mit Pulle in der Hand auf dem Sofa im Eck gemütlich. „Beppo“ rockte das Ding derweil alleine, bis Hoffmann sich wieder vom Sofa bequemte, um das restliche Set wieder im Duett abzufeuern. Das Publikum gab bis zum Schluss alles und wollte die Band nicht mehr weglassen. Aber vergeblich, denn auch die wildesten Punks brauchen irgendwann eine Verschnaufpause. Also wurde für die Zugabe noch einmal tief in der musikalischen Grabbelkiste gewühlt und „Safety Dance“ von den Men without Hats rausgeholt. Und mit einer weiteren Hymne für die Alt-Punks unter den Anwesenden, „1 2 X U“ von Wire wurde sich offiziell verabschiedet. Kurz: Die Punks sind immer noch genau so irre wie sie es sehr wahrscheinlich in ihrer Jugendzeit waren.

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