Kaiserslautern Publikum schnell überzeugt

Chorgesang und Rockmusik wollen einer ersten Annahme nach irgendwie nicht so recht zusammenpassen. Dass es dennoch funktionieren kann, wissen Einheimische spätestens seit den erfolgreichen Aktivitäten Andy Dodts. Aber es gibt noch eine weitere, qualitativ hochwertige Ausgabe der seltenen Rock-Chöre: Der Rockchor Speyer gastierte jetzt erstmals in Kaiserslautern.

Um es gleich vorweg zu sagen: Dem jungen, erst 2010 gegründeten Ensemble gelang es an diesem Abend in der Fruchthalle, die angestrebte saubere Synthese aus fünfstimmig arrangiertem Chorgesang und härterer Rockmusik zu erreichen. Die auch sichtlich und erst recht hörbar hoch motivierten 80 Chormitglieder bildeten eine dichte vokale Einheit, in der etwa bekannte Sahnestückchen aus ehrwürdiger Rock-Historie wie Queens „I Want It All“ oder das als Eröffnungsnummer verwendete „Paradise City“ (von Chorleiter Joe Völker charmant und augenzwinkernd als „extra für Kaiserslautern geschrieben“ bezeichnet) in einer angenehm frischen und anregenden Form erklangen. Neben den weit aus dem reinen Hobby-Bereich hinausragend agierenden Sängern sorgte insbesondere die vierköpfige Begleitband für Atmosphäre und Wirkung. Sie transportierte die sowieso immergrünen Stücke nochmals dynamisch angehoben und flott-modern aufgepeppt ins zunehmend begeisterte Publikum. Hohe spielerische Präzision und viel interpretatorisches Einfühlungsvermögen in die zum Teil charakterlich recht unterschiedlichen Titel des großen Rockchor-Repertoires waren dabei den ganzen Abend über zu bemerken. Kein Wunder auch: Gitarrist Gerald Sänger, Bassist Barny Hoffmann, Schlagzeuger Peter Götzmann und Keyboarder Peter Antony sind allesamt seit Jahrzehnten aktive Berufsmusiker mit viel Bühnenerfahrung. Da wurden nicht nur ihre knackigen Soli immer wieder zu starken Treibsätzen im ohnehin ziemlich energiereichen Konzert. An zwei Stellen fest zusammengehalten wurden Band und Gesangs-Ensemble von Profi-Chorleiter Joe Völker: Einmal bereits im Vorhinein durch seine sorgfältig auf den Chor abgestimmten Arrangements der Rock-Songs, dann ein weiteres Mal unmittelbar beim Auftritt durch sein souveränes Dirigat. Völkers launige Ansagen rundeten das Lautern-Debüt letztlich im Vordergrund ebenso ab wie im technischen Bereich die Arbeit von Tontechniker Martin Speck, der unter anderem gekonnt für den sauberen tonalen Ausgleich der beiden unterschiedlichen Akteur-Gruppen sorgte. Das gebotene Repertoire des Rockchores Speyer zeigte sich in der Fruchthalle abwechslungsreich und kurzweilig. Es bestand mit Titeln wie dem vom Publikum ausgiebig mitgesungenen „Mighty Quinn“ oder „Smoke On The Water“ vorwiegend aus Rock-Klassikern der 1970er- und 1980er-Jahre, wich aber bisweilen mit Songs wie Green Days „American Idiot“ (2004) oder dem erst im vergangenen Jahr erschienenen “Human“ des Rag ’n’ Bone Man in die jüngere Vergangenheit ab. Dabei scheuten die Mitwirkenden bisweilen abseits des rein Rockigen auch vor melancholischen, intensiv zu präsentierenden Stücken („Tears In Heaven“) ebenso wenig zurück wie etwa der in weiten Teilen opernhaften und reichlich komplexen „Bohemian Rhapsody“. Letztere Queen-Komposition trug der Rockchor Speyer an diesem Abend erstmals öffentlich vor – und glänzte nicht nur damit als eine fähige Gruppe, die ihr am Schluss stehend applaudierendes Publikum durchgängig packte, überzeugte und begeisterte.

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