Kaiserslautern Pfaff-Gelände: Ideenschmiede im Google-Stil soll in Kaiserslautern entstehen

Könnte in alte Fabrikhallen einziehen: das Innovationszentrum.
Könnte in alte Fabrikhallen einziehen: das Innovationszentrum.

Auf dem früheren Pfaff-Gelände soll ein Innovationszentrum entstehen. Wie das aussehen könnte, darüber hat die RHEINPFALZ mit Professor Detlef Zühlke gesprochen. Er war auf Einladung des Bundeswirtschaftsministeriums in den USA und hat viele Eindrücke mitgebracht.

Platz zum Ausprobieren

„Damit Neues entsteht, braucht es viel Platz für Kommunikation, eine inspirierende Atmosphäre, eine Büroeinrichtung, die symbolisiert, dass da ein Platz zum Ausprobieren ist, Experimentierfreude den Ton angibt.“ All das hat Detlef Zühlke in den USA gesehen, bei SAP in Palo Alto, bei Bosch und mHub in Chicago, bei Autodesk in San Francisco, in der Design Thinking School in Stanford. Meist residierten die Innovation Labs, Ideenbrüter für neue Produkte, in ehemaligen Fabrikhallen. „Das ist toll, vor allem der Werkstattcharakter“, schwärmt Zühlke, der deshalb das Pfaff-Gelände für den idealen Standort hält. „Optimal wäre so ein Gründungszentrum mittig auf dem Areal, in einem alten Gebäude, damit sich drumherum Industrie ansiedeln könnte“, sagt der Professor, der betont, dass es Visionen braucht, um Zukunft zu gestalten. Warum so ein Innovationszentrum kommen soll, obwohl es das BIC, das Business und Innovation Center an der Trippstadter Straße, gibt, stellt Zühlke klar: „Im BIC gibt es Büros und ein Sekretariat, mehr nicht.“ Was auf dem Pfaff-Gelände im Gespräch sei, sei viel mehr. In Innovation Labs, wie er sie in den USA besucht hat und wie sie in Berlin aus dem Boden schießen, werde stark interdisziplinär gearbeitet – „da ist auch mal ein Mediziner dabei“. Ganz entscheidend seien die Werkstätten, wo Tüftler gemeinsam Dinge angehen können. „Wir wollen ja, dass neue Produkte entstehen“, erklärt er. Im mHub in Chicago beispielsweise, wo Start-ups, also jungen Kleinstfirmen, eine Heimat geboten wird, gebe es eine Metallwerkstatt, CNC-Fertigung, ein Messlabor, eine Lackiererei, 3D-Druck für Kunststoff und Metall, eine Elektronikwerkstatt, Geräte können ausgeliehen werden. Zu der Ideenwerkstatt gehören stets eine Cafeteria, offene Kommunikationsflächen mit rollbaren Möbeln, Pinwänden, verschiebbaren Wänden, Whiteboards, Tischen aus Holzpaletten und Sitzgruppen, alles ein bisschen im Google-Stil, damit sich die jungen Wilden in Chill-Atmosphäre austauschen können. Pioniergeist braucht Raum. „Einmal wöchentlich gibt es abends ein Treffen bei Bier und Brezeln, da treten Straßenkünstler auf, es gibt Wettbewerbe. Es braucht viel Platz zum Reden, die Leute müssen sich mit ihren Ideen präsentieren können, auch mal vor Investoren.“ Um den offenen Arbeitsbereich, das hat Zühlke gefallen, gruppierten sich verglaste Büros, die man ebenfalls mieten könne, für etwas mehr Geld.

Mietsystem muss einfach sein

Gesehen hat der umtriebige Wissenschaftler in den USA, dass in allen Zentren Kurse angeboten werden, in Produkt-Design, Marketing, an einem Ort konnten die Gründer zudem Beratungspakete kaufen, inklusive Marketingunterstützung und Finanzierungshilfe. Klar geworden sei ihm, dass das System, sich einzumieten, ganz einfach sein muss. „Da gibt es Chipkarten mit Guthaben, mit denen man Räume buchen, Geräte mieten oder CAD-Lizenzen ausleihen kann, auch tageweise.“ In Stanford hat den Ingenieur begeistert, dass die Werkstätten an sieben Tagen 24 Stunden offen sind. „Egal, was die machen wollen, sie können es ausprobieren, für kleines Geld.“ Das sei der Schlüssel für Innovationen. „Neues entsteht nur, wenn man auch mal Dinge in den Sand setzen kann, Scheitern erlaubt ist.“ Er habe mit Leuten gesprochen, die am Ende etwas ganz anderes erfunden haben als ursprünglich geplant. „Andere haben in drei Wochen ein neues Messgerät entwickelt und gebaut.“

Auch Etablierte brauchen Platz für Innovationen

Auch etablierte Unternehmen sollten in einem Innovationszentrum Platz finden können, um Neues auszubrüten, findet Zühlke. „Die wollen ihre Leute rausschicken, sagen, werkelt mal.“ Damit dabei etwas herauskomme, brauche es Freiheit, eine räumlich Trennung vom laufenden Betrieb. Zühlke betont, so eine Ideenschmiede auf einer Fläche von 2000 Quadratmetern koste nicht die Welt. „In Chicago haben sie zwei Millionen investiert, da gibt es auch Sponsoren und Firmen, die Geräte zu Verfügung stellen.“ Gebraucht werde freilich Personal für die Werkstätten, allein aus Sicherheitsgründen. Wenn so etwas auf dem Pfaff-Gelände käme, gern unter Einbindung von Meisterschule und Handwerk, könnte man damit den Strukturwandel, hin zur neuen Industrie und zur Wissenschaftsstadt, abbilden.

Standort ideal

Die Nähe zum Zentrum findet der 69-Jährige ideal. „Wir hätten dann eine Achse von der Technischen Universität über die Wissenschaftsmeile an der Trippstadter Straße in die Stadt.“ So ein Innovationszentrum könne helfen, die vorhandenen Stärken zu stärken. „Wir haben tolle Ausgründungen aus der TU und den Hochschulen, die Uni hat sich super entwickelt, es gibt viel angewandte Forschung in Instituten, was jetzt noch fehlt, ist aus frischen Ideen neue Produkte zu machen.“ Zühlke berichtet, er habe Wirtschaftsminister Volker Wissing seine Eindrücke aus den USA geschildert. Es gebe mittlerweile eine große Bereitschaft, so eine Unternehmung auf dem Pfaff-Gelände anzugehen.

Platz für neue Ideen: die Stanford Design School.
Platz für neue Ideen: die Stanford Design School.
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