Kaiserslautern One Billion Rising: „Männer sollen immer lieb sein“

Der Tanz, der gestern vor der Adler-Apotheke gezeigt wurde, war zuvor in örtlichen Tanzschulen eingeübt worden.
Der Tanz, der gestern vor der Adler-Apotheke gezeigt wurde, war zuvor in örtlichen Tanzschulen eingeübt worden.

Die Trommeln von zwölf Tennogawa-Frauen waren nicht zu überhören und der Menschenauflauf gestern Nachmittag vor der Adler-Apotheke nicht zu übersehen. In einem Flashmob am Tag „One Billion Rising“ (zu Deutsch: eine Milliarde erheben sich), zu dem die Gleichstellungsbeauftragte Marlene Isenmann-Emser aufgerufen hatte, machten weit über hundert Frauen durch ihr Tanzen aufmerksam auf Gewalt gegen Frauen und Mädchen und forderten weltweite Solidarität und Respekt.

Mit kostenfreiem Training hatten die Kaiserslauterer Tanzschulen Marquardt, Metzger und Zöller im Vorfeld bereits Frauen durch gezieltes Tanztraining so vorbereitet, dass sie direkt in den Tanz einsteigen konnten. Mit „Break the chain“ (zu Deutsch: breche die Kette), dem Song, gesungen von Eve Engler, der seinerzeit das Motto für den Aktionstag vorgegeben hatte, fanden auch Ungeübte – junge Mädels wie ältere Frauen – rasch in den Rhythmus und in die Bewegung. „Und wo sind die Männer?“, fragte Klaus Serda, der als einziger Mann beim Eröffnungstanz mitgemischt hatte. „Das Thema geht auch uns was an, wir sind die, die schlagen“, gab er den Geschlechtsgenossen mit auf den Weg. Nur wenige Hände waren auf seine Anfrage in die Höhe gegangen; die meisten dazu noch mit dem Fotografieren der Szenerie beschäftigt. Der Aktionstag, 2012 von einer New Yorker Künstlerin initiiert, sei bisher an Kaiserslautern eher unbemerkt vorbeigegangen, sagte Isenmann-Emser. Durch die Veröffentlichung in der RHEINPFALZ sei es in diesem Jahr endlich gelungen, die Bevölkerung zu mobilisieren. „Jetzt ist auch Kaiserslautern dabei“, stellte Melanie Klug-Mohrhardt von der Fachberatungsstelle bei Gewalt in engen sozialen Beziehungen und Stalking der Diakonie Pfalz zufrieden fest. 2018 seien fast alle 17 Frauenhäuser in Rheinland-Pfalz zu 90 Prozent belegt gewesen, berichtete Anna Raab von der Frauenzuflucht in Kaiserslautern. Dies sei auf jeden Fall ein Grund dafür, bei der Aktion mitzumachen. Dass mit „One Billion Rising“ ausgerechnet am Valentinstag Millionen Frauen sich gegen diese Gewalt erheben, quittierte sie mit den Worten: „Ein bisschen lieb sein an diesem Tag genügt nicht. Die Männer sollen immer lieb sein.“ Zur Unterstützung bei der Organisation hatte die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt in Ella Breimann eine spontane Helferin gefunden. „Wir stehen hier nicht zum Spaß“, erklärte diese gestern. Seit Jahrtausenden seien die Geschlechter irritiert. Sie wüssten nicht, wie sie miteinander umgehen und zusammenfinden sollten. „Es geht hier um Schwesternschaft und Solidarität. Wir müssen das stoppen“, verlangte sie. Die Forderung „Wir müssen alle füreinander da sein“, gab sie den jungen Mädchen im Flashmob mit. Den Männern beschied sie: „Und wir brauchen Euch, um uns zu schützen!“

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