Kreis Kaiserslautern „Nichts zu tun, wäre eine Katastrophe“

Wer vom Stüterhof auf die B48 einbiegen will, muss bisweilen höllisch aufpassen: Gerade am Wochenende donnern nicht selten Motor
Wer vom Stüterhof auf die B48 einbiegen will, muss bisweilen höllisch aufpassen: Gerade am Wochenende donnern nicht selten Motorradfahrer mit hoher Geschwindigkeit an der Einmündung vorbei.

Die Bewohner des Stüterhofs haben nach langem Kampf einen Teilerfolg erzielt: Auf der B48 an der gefährlichen Einmündung zu ihrer Annexe gibt es künftig ein Tempo-Limit, das die Raser unter den Motorradfahrern bremsen soll. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit wird zwar nicht auf Tempo 50, wie von den Anwohnern gefordert, aber immerhin auf 70 Kilometer pro Stunde reduziert.

Dieser Kompromiss ist das Ergebnis einer Teileinwohnerversammlung im Gasthaus Schoner, bei der am Donnerstagabend Vertreter von Landesbetrieb Mobilität (LBM) und Behörden den Einwohnern Rede und Antwort standen. „Eigentlich ist hier die Welt noch in Ordnung“, sind sich die knapp 40 Bewohner des Stüterhofs einig. Eigentlich ... Denn seit etlichen Jahren plagt sie der Verkehr auf der nahen B48 und die damit verbundenen Schwierigkeiten an der Zu- und Ausfahrt auf der von Motorradfahrern stark frequentierten Strecke von und nach Johanniskreuz. Daher fordern sie schon lange ein Tempolimit – bislang vergeblich. Nach fast zweistündiger Diskussion dann der Kompromiss: „In etwa zwei bis vier Wochen wird an der Zufahrt zum Stüterhof ein Tempo-70-Schild stehen“, versichern Mike Redenbach vom LBM, Carsten Becker, Sachbearbeiter Verkehr bei der Polizeiinspektion 1 in Kaiserslautern, und Sven Philipp von der Ordnungsbehörde der Kreisverwaltung Kaiserslautern. Bislang galt die auf Landstraßen übliche Tempo-100-Regelung, die von den Bewohnern beim Einbiegen oder Ausfahren aus der Einmündung als viel zu schnell und bedrohlich empfunden wurde (die RHEINPFALZ berichtete mehrfach). Bis der Kompromiss schließlich gefunden wurde, gab es unter den etwa 20 Diskutanten einen intensiven Austausch: Allen voran argumentierte Hubertus Gramowski, dass der LBM „im Laufe der Jahre durch motorradgerechten Ausbau mit großem Kostenaufwand eine Pseudosicherheit erzeugt“ habe, die eher zum Rasen als zur Vorsicht verleite. „Die Verwaltung soll die Bürger schützen, nicht den Motorradfahrern beim Rasen helfen. Sind wir denn Menschen zweiter Klasse?“, ärgert sich Gramowski über die zahlreichen Sicherheitsmaßnahmen, die zum Schutz der Biker auf der Bundesstraße errichtet wurden. Redenbach erwidert: „Wir bauen keine Rennstrecken, sondern reduzieren die Schwere der Verletzungen.“ Eine generelle Sperrung der Strecke für Motorräder sei rechtlich nicht möglich. Philipp ergänzt: „Wir können nicht den subjektiven Eindruck bewerten. Belastbare Zahlen müssen her.“ Und die gebe es, neben der aus Anwohnersicht als bedrohlich empfundenen Situation, eben nicht, erläutern die Behördenvertreter. Eine Tempo-50-Regelung wie an der Zufahrt nach Waldleiningen „Am Stall“ oder an der Ortsausfahrt Hochspeyer sei hier nicht möglich. Philipp erklärt, warum: „Hier ist kein Unfallschwerpunkt.“ In den Jahren 2013 bis 2018 habe es insgesamt drei Unfälle gegeben. „Nichts Dramatisches, hauptsächlich durch Wild hervorgerufen“, erläutert der Hauptkommissar und ergänzt: „Wir messen nur die Unfälle, nicht die brenzligen Situationen.“ Und Redenbach fügt hinzu: „Nicht nur die Raser sind das Problem. Viele Fahranfänger, die bereits bei Tempo 60 aus der Kurve getragen werden, verursachen einen Großteil der Unfälle.“ Um riskante Überholmanöver zu verhindern, seien bereits vor Jahren an Gefahrenpunkten von Hochspeyer bis Johanniskreuz durchgezogene Linien aufgebracht worden, so auch vor der Zufahrt zum Stüterhof, so der LBM-Vertreter. Doch auch diese Maßnahme verpuffe – wie zahlreiche andere Maßnahmen auch, sagen die Anwohner. „Gar nichts zu tun, wäre eine Katastrophe“, findet David Lyle. Auch die Anwohner Jutta Jung, Bernd Müller und Fritz Schoner argumentieren mit Nachdruck. Schließlich einigt man sich auf die Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 100 auf 70 an der neuralgischen Stelle – ein Tempolimit, dessen Einhaltung durch Polizeikontrollen überwacht werden soll, wie Hauptkommissar Becker ankündigt.

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