Kaiserslautern Musikalische Märchenstunde lässt Fragen offen

Das Familienkonzert der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern (DRP) wurde im gut besuchten SWR-Studio als musikalische Märchenstunde konzipiert. Zusammen betrachtet mit den vorangegangenen Schülerkonzerten – am Donnerstag in Saarbrücken und am Freitag im Lauterer SWR-Studio als „Musik für Kleine Ohren“ – war das eine runde und durchdachte Sache.

Doch nimmt man die konzertante und szenische Aufführung am Samstag für sich allein, so sind trotz verdienten Lobes auch Verbesserungen denkbar. Grundsätzlich ist die für die Konzeption verantwortliche Moderatorin, Erzählerin und Darstellerin, die Instrumental- und Konzertpädagogin Ingrid Hausl aus Augsburg, eine Art Universalgenie: examinierte Fagottistin, Mitarbeiterin beim Kulturamt Augsburg, Lehrbeauftragte der dortigen Uni – vielfältig sind ihre Talente und Aufgaben. Lag es am Programmheft, an der ungenügenden Einbeziehung der Kinder? Jedenfalls kam die Grundidee der musikalischen Märchenstunde nachweislich nicht bei allen Besuchern an. Anstatt nun auf zunehmende Unruhe im Publikum zu reagieren, spulte Hausl ihre Rollen ab. 1908 hat der französische Impressionist Maurice Ravel für Kinder einer befreundeten Familie eine Fantasie zu dem Märchen Dornröschen als vierhändige Klaviermusik komponiert. Auf Betreiben seines Verlegers verfasste er weitere musikalische Illustrationen zu Volksmärchen, die er unter dem Titel „Ma mère l’oye“ zusammenfasste. Dabei wurde Ravel von einer Märchensammlung von Charles Perrault inspiriert, die mit „Geschichten von meiner Mutter, der Gans“ übertitelt war. Nach überwältigendem Aufführungs- und Verkaufserfolg orchestrierte Ravel die Klavierfassung: erst zu einer konzertanten Suite, dann zu einer Ballettmusik. In der nun von Hausl ersonnenen Handlung ist es eine Großmutter mit Gänsefuß, die sich als hervorragende Geschichtenerzählerin erweist. Hausl nimmt dies als Rahmen für einen Rückblick auf die eigene Kindheit. Ihre Großmutter habe ihr solche Märchen vorgelesen. Diese werden wieder lebendig, und das Orchester spielt dazu die Sätze aus Ravels ohnehin schillernder und schildernder Musik. Das gelingt, weil Hausl tänzerisch-choreographisch und komödiantisch alle Register ihres Könnens zieht und die Kinder mit wenig Ausstattung, aber viel Fantasie und Kreativität mitnimmt in diese Märchenwelt. Dagegen wirkt das Einbeziehen aller Anwesenden ins gemeinsame Singen und Musizieren konstruiert und für die Kinder nicht leicht nachvollziehbar. Auch bleiben trotz der schauspielerischen Fähigkeiten der Darstellerin bei manchen Kindern Fragen offen, und da hätte ein Mehr an Ausstattung und szenischer Abwechslung diese Konzeption besser verdeutlichen können. Allerdings gab die DRP unter Gastdirigent Mariano Chiaccharini alles, um mit subtilen Schattierungen von Klangfarben diese Episoden von Ravels Musik zu charakterisieren. Zart irisierende Holzbläser-Soli, seidige Streicherpassagen und immer wieder die gegen den rhythmischen Impuls eingebrachten Einwürfe der Schlagwerkgruppe schufen eine lebendige Musik. Dennoch: Helft der Fantasie noch mehr auf die Sprünge, da gäbe es noch so viele multimediale theatralische Möglichkeiten zu entdecken.

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