Kaiserslautern Motiv erkennen und richtige Fragen stellen

Künstler Philipp Hennevogl (links) im Gespräch mit mpk-Kurator Heinz Höfchen vor einem der großformatigen Werke.
Künstler Philipp Hennevogl (links) im Gespräch mit mpk-Kurator Heinz Höfchen vor einem der großformatigen Werke.

„Unrat und Natur“? Das Motto der jüngsten und letzten Ausstellung des Jahres im Museum Pfalzgalerie (mpk) sollte keineswegs abschrecken. Wenn schon „Unrat“, so verbirgt dieser sich bei entsprechender Draufsicht höchstens hinter Motiven wie „Kleiner Haufen“, „Gelände“ oder „Neubau“, die der zeitgenössische Linolschneider Philipp Hennevogl unter seinen 30 zum Teil großformatigen Arbeiten dort bis zum 10. Februar ausstellt.

Besagter „Neubau“ stellt – gesehen mit den Augen des Künstlers – die Spiegelung des neuen Axel-Springer-Hauses in Berlin-Kreuzberg dar und gehört zu den aktuellsten Arbeiten Hennevogls, der zur Ausstellungseröffnung am Freitagabend selbst nach Kaiserslautern gekommen war. Hennevogl habe sich eine Art grafischen Blick angewöhnt, einen Blick, der gezielt auf die grafischen Aspekte eines Objekts gerichtet sei, erläuterte mpk-Direktorin Britta Buhlmann. Das Gesehene inspiriere ihn deshalb nicht zu abstrakten Bildfindungen, sondern zu Abstraktionen von Alltäglichem, das nicht unbedingt die Aufmerksamkeit auf sich zieht. An einem Haufen Bauschutt, der nach dem Abriss eines Berliner Kindergartens übriggeblieben war, war der Blick des Künstlers länger hängengeblieben. Er war interessiert, hat den Anblick fotografiert und daraus ein Werk mit vielen Ebenen und Farbabstufungen geschaffen. Es gehe nicht nur darum, ein Motiv zu erkennen, sondern die richtigen Fragen zu stellen, beschrieb Buhlmann. Philipp Hennevogl gehöre zu den bemerkenswerten Handwerkern seines Faches: „Es lohnt sich, genau hinzusehen.“ Kurator Heinz Höfchen bezeichnete Hennevogl als „einen der wichtigsten zeitgenössischen Linolschneider“, einer mehr als hundertjährigen Technik, die der des Holzschnitts entspreche, nur mit anderem Material. Die in der Pfalzgalerie ausgestellten, ab 2011 entstandenen Arbeiten, zeigten ihn in zunehmend grandiosen Großformaten als Beobachter des zeitgenössischen Alltagslebens, nah gesehener Kultureindrücke und Stadtlandschaften. Der 1968 in Würzburg geborene Philipp Hennevogl hatte zunächst in Kassel ungegenständliche Malerei studiert, ab Mitte der 1990er-Jahre arbeitete er zunehmend mit der künstlerischen Hochdruck-Technik. Seit 2004 ist der Linolschnitt sein alleiniges Ausdrucksmittel, wobei meist eigene Fotografien Ausgangspunkt seiner Blätter sind. Mit diesen Blättern befinde sich der 50-Jährige in formaler wie inhaltlicher Hinsicht auf einem Höhepunkt seines grafischen Schaffens, betonte Höfchen. Hennevogls Arbeiten seien mittlerweile in bedeutenden Sammlungen wie der des Museums für Moderne Kunst und im Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt (Main) zu finden. Seine Ausführungen schloss Höfchen mit der Einladung an die Besucher, sich bei einem Rundgang durch die Ausstellung im Museum Pfalzgalerie, selbst eine Meinung zu bilden. Was die, in Begleitung des zu ergänzenden Erläuterungen gerne bereiten Künstlers, nach dem offiziellen Teil der Vernissage dann auch taten. Das Museum Pfalzgalerie ist dienstags von 11 bis 20 Uhr, mittwochs bis sonntags sowie feiertags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. An Heiligabend, dem ersten Weihnachtsfeiertag und an Neujahr ist das Museum des Bezirksverbands Pfalz geschlossen.

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