Kaiserslautern Mit dem Brotmesser zum Bäumchen

Jetzt muss die Beute, der künftige Weihnachtsbaum, noch zum Packplatz geschleppt werden. Dort wird die Fichte eingenetzt und ans
Jetzt muss die Beute, der künftige Weihnachtsbaum, noch zum Packplatz geschleppt werden. Dort wird die Fichte eingenetzt und anschließend mit dem Auto abtransportiert.

Wer sich gestern Morgen zum Tannenbaumschlagen nach Waldleiningen aufmachte, der musste durch den Winterwald. Über Nacht hatte sich eine Schneedecke über den Pfälzerwald gelegt. Doch im Gegensatz zur Innenstadt war die Straße ins Nachbardorf von Mölschbach frei von Eis und Schnee, und nur der Wald zeigte sich mit seiner weißen Pracht.

Einen besseren Termin hätte Revierförster Wolfgang Schmitt von der Forstabteilung Mölschbach nicht wählen können. Gut ausgeschildert ist der Forstweg zum Jagdhaus „Stangeneck“. Abseits der Straße liegt eine geschlossene weiße Decke über dem Weg. Vorbei geht’s an einem Eichenlagerplatz, wo 150 Festmeter Furniereiche lagern. 200 bis 300 Jahre alt sollen die Eichenstämme sein. „Über 10.000 Euro wurden für den teuersten Stamm geboten“, schildert Schmitt. Der Forstmann muss es wissen. Es ist sein Revier. Hier kennt er sich aus. Am frühen Vormittag zieht es nur wenige Leute in den Winterwald. Der erfreut die Besucher um die Jagdhütte mit seiner weißen Pracht. Ruhig ist es weit und breit, nur das zarte Knistern eines offenen Feuers ist zu hören. Angenehm die Wärme, die von ihm ausgeht. Fichten und Kiefern stehen zum Schlagen bereit. Nein, eine Weihnachtsbaumkultur ist es nicht, die der Förster anbietet. Und kleine Bäumchen sind es schon gar nicht. Wer nach einer Fichte Ausschau hält, der sucht sie links und rechts des Waldweges an einem Hang. Hoch und gerade gewachsen, dünnnadelig und lichter als Edeltannen, so wie Fichten halt sind. „Nicht jeder will eine Fichte“, weiß Schmitt. Doch 9,99 Euro für jeden Baum ist ein Schnäppchen. Karen und Robert Toothman gehören zu den ersten, die fündig wurden und mit einer fünf Meter langen Fichte aus dem Wald zum Jagdhaus kommen. „Nordmanntannen riechen nicht“, meint die Frau. Deswegen bevorzugt das Ehepaar aus Dansenberg eine Fichte. Dieser wird erneut mit einer Säge zu Leibe gerückt. Zwei Meter vom unteren Nadelkranz müssen weg. Jetzt noch ab durch den Metalltrichter, hinein ins Netz und ab ins Auto. Doch erstmal gönnen sich die Toothmans einen Glühwein. Der kommt aus einem Topf, der duftend überm Feuer hängt. Und noch immer geht es ruhig ums Jagdhaus und im angrenzenden Wald zu. Wer hierher kommt, weiß, es gibt nur Fichten. Eine Spezies, die als Weihnachtsbaum immer weniger gefragt ist. Doch Selina Kuntz mag Fichten. Ein Grund, sich von Mölschbach aus nach „Stangeneck“ aufzumachen. Mit einem Brotmesser möchte die Studentin der Theaterwissenschaft ihrem Bäumchen zu Leibe rücken. „Es darf nur 80 Zentimeter breit sein“, verweist sie auf einen beengten Wohnraum. „Ein perfekter Tag zum Christbaumschlagen“, findet die junge Frau und verschwindet zwischen mit Schnee bedeckten Tannzweigen. Endlich mal in Winterkleidung raus in die Natur. Das schätzen alle Besucher, die zwischen Kiefern und meterhohen Fichten nach einem geeigneten Exemplar Ausschau halten. Ihre Freude haben auch die drei Jungs, die mit Andreas Pietsch und Jennifer Kling vom Evangelischen Jugendhilfezentrum Kaiserslautern mit kleinen Handsägen unterwegs sind und nach Bäumen für ihre Wohngruppen Ausschau halten. Während die Betreuer mit zwei stolzen Exemplaren zum Packplatz kommen, schleppen die Jungs große Fichtenzweige an. Und jetzt erstmal ein paar Schneebälle formen und werfen. Da kommt Freude auf. Danach für jeden eine Wildbratwurst. „Was gibt es Schöneres für Kinder“, meint Andreas Pietsch und freut sich, mit den Jungs im Winterwald unterwegs zu sein.

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