Kreis Kaiserslautern Mehlingen: Ein Pferdetritt verändert alles

Ein Bild aus glücklichen Tagen: Durch einen Pferdetritt mitten ins Gesicht ist Emily erblindet. Trotz des tragischen Unfalls wün
Ein Bild aus glücklichen Tagen: Durch einen Pferdetritt mitten ins Gesicht ist Emily erblindet. Trotz des tragischen Unfalls wünscht sich das Mädchen vor allem eins: wieder auf dem Rücken eines Pferdes zu sitzen.

Anfang Oktober 2017 gerät das Leben der Mehlinger Familie Kirn-Connolly aus den Angeln. Von einer Sekunde auf die nächste. Nach einem Pferdetritt mitten ins Gesicht der 13-jährigen Emily ist nichts mehr wie es war. Emily verliert ihr Augenlicht. „Es ist schwer und wir sind froh über die Unterstützung der Familie, der Freunde und von Fremden“, zeigt sich Mutter Kristine Kirn-Connolly dankbar für die Zeit und die Spenden, die ihnen andere in der größten Not geschenkt haben.

Es ist ein Tag im Oktober, einer ganz nach dem Emilys Geschmack, ist sie doch bei den Pferden. Nirgendwo anders will sie sein. So war es schon immer. Doch was dann passiert, ist tragisch. Ein Pferd schlägt aus und trifft das Mädchen mitten im Gesicht. Nase und Oberkiefer werden komplett zertrümmert, das linke Auge wird hart getroffen und völlig zerstört. Das rechte Auge bleibt zwar erhalten, allerdings ist das Augenlicht bis heute auch rechts nicht wiedergekehrt.

"Hoffnung ist da"

„Die Ärzte geben überhaupt keine Prognose ab. Die Hoffnung ist da, dass Emily mit dem rechten Auge vielleicht doch noch wenigsten Konturen erkennen kann. Und diese Hoffnung ist auch begründet. Nur wie es sich entwickelt, wir wissen es nicht“, sieht Kristine Kirn-Connolly, Emilys Mutter, einen langen Weg vor sich und ihrer Familie. Sie selbst ist unmittelbar nach dem Tritt an der Seite ihres Kindes, das erst mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus und dann zügig mit dem Hubschrauber in die Mainzer Klinik geflogen wird. Was folgt sind stundenlange Operationen am Auge und im Gesicht. 14 lange Tage im künstlichen Koma und weitere Operationen schließen sich an. Die Mutter ist immer an der Seite von Emily. Das trifft selbstverständlich auch Emilys fünfjährige Schwester, die zuhause auf Mutter und Schwester wartet. Auch ihr Leben gerät aus den Fugen, wie auch das von Hartwig Kirn, Emilys Opa. „Ihr Opa war ihr immer ganz wichtig und er ist auch jetzt unsere größte Stütze“, ist Emilys Mutter voller Dankbarkeit für ihren Vater, der wochenlang täglich nach Mainz ins Krankenhaus fährt, um an der Seite seiner Enkelin zu sein.

Überwältigt von Hilfe

Das Mitgefühl ist groß: Überwältigt wird die Familie von der Hilfe, die ihr zuteil wird. Spenden gehen ein, von Ärzten, Firmen, Schulen, Reitställen. Auf der Internet Plattform „gofundme“ richtet eine Cousine einen Spendenaufruf ein, es geht um die Unterstützung für die Fahrten nach Mainz und für einen blindengerechten Umbau. 2000 Euro sollen es werden. Schnell sind es über 6000 Euro. „Ich habe die Aktion abgebrochen, ich will nichts nehmen, was ich vielleicht nicht brauche“, erklärt Kirn-Connolly, warum sie selbst die Kampagne beendet hat. Es ist eine schwere Zeit, aber auch eine Zeit, in der die ganze Familie zusammensteht, sich gegenseitig stützt und in der Fremde und Freunde Geld spenden. „Das war und ist überwältigend“, bedankt sich Kristine Kirn-Connolly bei jedem einzelnen Spender. Kurz vor Weihnachten darf Emily nach Hause, muss aber zunächst mehrfach in der Woche wieder nach Mainz in die Klinik. Mittlerweile sind die Abstände länger geworden. Auch das völlig zerstörte Gesicht des Mädchens ist dank der Ärzte wieder auf einem guten Weg. Bis die Knochen wieder fest sind, wird es wohl noch ein, vielleicht zwei Jahre dauern, sagt die Mutter. „Aber es geht ihr den Umständen entsprechend gut.“

Noch einige Operationen nötig

Emily weiß, dass sie Blindenschrift wird erlernen müssen und dass sie nicht mehr nach Enkenbach-Alsenborn an die Integrierte Gesamtschule zurückkehren kann. Vor ihr liegen noch immer einige Operationen, auch am linken Auge. Sie wird in Reha müssen. Und dann, in einigen Monaten, wird sie wohl unter der Woche im Internat in Neuwied leben und die Blindenschule besuchen müssen. Am Wochenende aber, da wird sie in Mehlingen bei der Familie und den Pferden sein. Ihrem Pony galt der erste Gedanke, als sie aus dem künstlichen Koma aufwachen durfte. Die Pferde zu spüren und zu riechen, das gibt ihr auch nach dem Unfall viel Kraft. „Angst ist schon dabei, sicher“, weiß ihre Mutter. Trotzdem, Emily wünscht sich, irgendwann wieder auf dem Pferderücken zu sitzen. „Es ist tatsächlich ihr Traum“, sagt Kristine Kirn-Connolly.

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