Kaiserslautern Mal genial und mal genial daneben

Macht seinem Nachnamen so gar keine Ehre: Marcel Mann. Der Moderator selbst hat genau das von selbst behauptet beim „NightWash“
Macht seinem Nachnamen so gar keine Ehre: Marcel Mann. Der Moderator selbst hat genau das von selbst behauptet beim »NightWash« am Donnerstagabend in der Kammgarn.

Kurz vor den Weihnachtsglocken schallte am Donnerstagabend die ulkige Blödel-Brigade des „Night Wash“-Comedy-Waschsalons im Cotton Club mit den lustigen Pointen um die Wette. Fast alle der vier Gesandten waren zum wiederholten Male in Kaiserslautern und versüßten dem Publikum mit alles andere als besinnlichen Witzen und schräger Musik die Weihnachtszeit.

Moderator Marcel Mann, der sich gerne mit dem Satz „Selten war ein Nachname so ein leeres Versprechen“ ankündigt, eröffnete das Possenspiel. Es war sein zweiter Besuch in Kaiserslautern mit der „NightWash-Parade“ – beim ersten Mal wusste er gar nicht, dass er in Kaiserslautern war, wie er sagt. Na ja, wer in Berlin-Kreuzberg wohnt und von Beruf Synchronsprecher ist – meist für Rollen, die schnell sterben –, beehrt die pfälzische Provinz wohl nur selten. Spielt aber auch keine Rolle. Wenn man dem Komiker Glauben schenken darf, geht die Welt eh bald ebenso unter wie die deutsche Rechtschreibung bei Facebook-Einträgen. Und wenn ein Mann, der „aussieht wie das eine Tier im Labor, an dem alle Tests durchgeführt wurden“, gar US-Präsident werden kann, scheint das Ende nicht mehr fern. Mann drehte die Albernheiten und Kuriositäten der heutigen Gesellschaft talentiert und sympathisch durch den komödiantischen Fleischwolf und machte dabei erst recht nicht vor sich selbst und seiner Verwandtschaft Halt. Ob nun vor seiner Mutter, die ihr Leben lang Schwäbin ist und der „Ärzte bislang nicht helfen konnten“, oder seiner Kindheit in einem 400-Seelen-Dorf, „wo der Gen-Pool ein Kreis ist“ und es nur eine Dönerbuden-Betreiberin, eine Busfahrerin und eine Dorfprostituierte gab. „Ja, meine Tante war mit den drei Jobs komplett überfordert ...“, erzählt Marcel Mann. Sein Berufswunsch in Kindertagen: Ministrant in der katholischen Kirche – „da werde ich noch so genommen, wie ich bin.“ Verschlagen hat es ihn dann aber doch auf die Comedy-Bühne, die er im Cotton-Club mit schneller und scharfzüngiger Komik direkt im Griff hatte. Einen festen Griff hat auch der „Hamburger Jung’“ und selbstironische Klamauk-Meister namens „der Wolli“. Er machte Comedy mit Sachen von Aldi, „Phantomhaaren“ auf dem Kopf und epischen Song-„Verhörern“ im CD-Player, die man nie mehr wieder aus dem Kopf bekommt – eben jene „Oma-fiel-ins-Klo“-Songs (statt „Oh, my feelings grow“ aus „Midnight Lady“ von Chris Norman) von „Agathe Bauer“ (statt „I’ve got the power“ aus dem Titel von „Snap!“). Aber der Wolli kann auch selbst Mucke machen. Etwa „Somewhere over the rainbow“ auf 23 Blockflöten, mit Kabelbinder und Tesafilm zu einer provisorischen Panflöte zusammengekleistert. Als er im zweiten Akt der Show Marianne Rosenbergs Evergreen „Er gehört zu mir“ mittels eines vibrierenden Dildos nachsummte, erreichte die Stimmung – Achtung, Wortspiel beabsichtigt – ihren Höhepunkt. Auf rein verbal-komödiantischer Ebene ist das eher mau. Als Instrumentenbauer scheint der Mann dagegen ein Genie zu sein. Genial, aber auch irgendwie genial daneben gerieten die Pointen des Süd-Koreaners Ill-Young Kim – „nicht verwandt mit dem verstorbenen Diktator Kim Jong-Il“. Der gebürtige Kölner – der laut seiner Freunde aussieht wie Jackie Chan, aber nicht mal Origami kann – macht als Koreaner Koreaner-Witze. Kostprobe? „Mal ehrlich Kaiserslautern, ein Test: Sind meine Augen offen oder geschlossen?“ In diesem Tenor ging es weiter, mit Witzen über einen asiatischen James Bond in „süß-sauer Mission“, über seine koreanischen Eltern, die bei deutschen Redewendungen wie „Da liegt der Hund begraben“ und ,,Die Katze ist aus dem Sack“ nur brodelnde Kochtöpfe sehen. Oder über den chinesischen Touristen auf Deutschland-Urlaub, der seinen Pass verloren hat und wegen Sprachbarrieren versehentlich im Asylheim landet. „Sein Tagebuch wäre lustig. Til Schweiger würde direkt die Filmrechte kaufen und ,Kein Aug-Hase` drehen.“ Zu allem Übel ist Kims Frau auch noch Polin, beider Kinder also Halb-Koreaner und Halb-Polen. Will heißen: „Sie fotografieren die Autos, bevor sie sie klauen“, schiebt Kim noch einen nach. Politisch korrekt ist anders, innovativ auch. Aber Kim darf das. Er ist schließlich Koreaner, und die sind „unsere Arbeitgeber von morgen“. Ob der Nürnberger Comedy-Künstler und chronisch verwirrte Liedermacher El Mago Masin einen Arbeitgeber hat, ist nicht bekannt. Hauptberuflich ist der einstige Tupperware-Berater („wegen ,Tupperkulose’ frühzeitig entlassen“) heute Motivationscoach, nebenberuflich ein sympathischer Komiker mit ungewaschenen Rastazöpfen, Gitarre und schrägem fränkischen Mundart-Humor. Masin erzählte verbal und musikalisch von missglückten Reisen. Der Sommer auf „Malle“ war „wirklich schlimm und enttäuschend“. Sein Hotel lag nämlich direkt neben dem Strand, an dem die schwedische Volleyball-Nationalmannschaft für die WM trainierte. Und sein Mitbringsel war ebenso miserabel. Davon erzählte er in einem seiner vielen lustigen Liedchen namens „Die Krankheit, die ich aus Asien mitgebracht habe“ - nachdem er kurz zuvor am Bierglas eines Gasts genippt hatte. Schräg, in der Tat, mehr Situationskomik als durchdachte Pointen, aber umso ungezwungener komisch. Bei der Autogrammstunde am Ausgang bekam jeder Gast vorsichtshalber von ihm einen „Piekser in den Po“ verpasst – und die kurios-schräge, phasenweise aber in Untiefen schaler Nationalitätenwitze abgleitende musikalische Comedy-Sause aus dem Waschsalon war beendet.

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