Kaiserslautern Letzte Schau ganz ohne Abschiedsschmerz

Zeigt Gemälde und Collagen im Unterhammer: Heather Kerley.
Zeigt Gemälde und Collagen im Unterhammer: Heather Kerley.

Wer regelmäßig Vernissagen besucht oder die Kulturszene im Blick hat, dem ist die Künstlerin Heather Kerley wohl mehrmals in Gruppenausstellungen begegnet. Jetzt zeigt, kurz vor der Rückkehr der Künstlerin in ihre Heimat, eine Einzelausstellung Kerleys Werke. „Paintings and Collages“ ist der Titel der Schau im Unterhammer Trippstadt. Neueste Papierarbeiten sowie Acrylgemälde auf Leinwand sind zu sehen.

Der erste Eindruck im Saal des ehemaligen Wirtschaftsgebäudes des Unterhammers kommt bunt, farbenfroh, ja fröhlich daher. Die Reihung der Exponate entlang der Wände in Augenhöhe lädt spontan ein, näher zu treten, genauer hin- und hinein zu sehen in diese fast überbordende Farbigkeit. Es lohnt sich. Bestehen doch Kerleys Motive aus Farben und Formen um ihrer selbst Willen, aus konkreten Darstellungen flächig-linearer Summen. Und beinhalten sie doch weit über gängige Farbpaletten hinaus den unwiderstehlichen Nuancenreichtum prägnanter Zwischentöne. Da ist jene vier Fünftel Fülle an Rot im Gemälde „Veil of the World“, ohne dass sie einen monochromen Charakter zwischen den sparsamen Grün-, Gelb- und Blautönen einnimmt. Kerley schöpft regelrecht einen Tonreigen von blass Rosa über Pink, Lila, Violett zu Erdbeerrot bis hin in jenen purpur-dunklen Varianten, die an Brombeeren oder Burgunder erinnern. In anderen Bildern dekliniert Kerley das Grün von lind- über schilf- bis moosfarben durch, ohne sich auf eine Grundfarbe allein einzulassen. Dem Betrachter kann es wie ein Spiel vorkommen, ein Exerzieren und Experimentieren ohne Spur ideologischer Strenge. In den Papierbildern überwiegen dünnflüssige Aquarellsubstanzen. Auch hier das Farbmischen, das Überkreuzen bildhafter Formulierungen, das Spielen mit physischen und physikalischen Eigenarten der Materialien. Kerleys Motive zeigen Tropfen und Farbverläufe, Spuren gespritzter oder geschütteter Flüssigkeiten wechselweise auf stehenden, liegenden oder gedrehten Bildträgern. Es entstehen Topographien lebhafter Fantasiegebilde, teils eines scheinbar explosionsartigen Ursprungs, teils eines spielerischen Übermutes. Dabei erfüllt sich die Künstlerin die selbst gestellte Aufgabe, sich von älteren Arbeiten so weit zu distanzieren, um sie zerreißen und in neuere Werke collagieren zu können. Ergänzend geht sie mit Nadel und Faden in die Bildträger und markiert auf eigensinnige Art eine Verortung, die sich dem Betrachter nicht zu erschließen braucht. Doch je länger die Betrachtung, desto intensiver geben die Bilder preis, dass möglicherweise der Malvorgang an sich jenes Verorten darstellt. Denn trotz befreiten Spielens mit Farben und Formen – die Sujets sind substanziell geerdet. All dies imponiert. Eine Ausstellung ohne Abschiedsschmerz. INFO Die Ausstellung ist bis 5. Mai montags bis sonntags von 12 bis 18 Uhr geöffnet.

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