Kaiserslautern Klingender Dank

Weihnachtskonzert der USAFE-Band: Im Bild begleiten die Musiker Linda Casul bei der Komposition „Little Drummer Boy“.
Weihnachtskonzert der USAFE-Band: Im Bild begleiten die Musiker Linda Casul bei der Komposition »Little Drummer Boy«.

Wie das Weihnachtsfest „alle Jahre wieder“ weltweit mit den verschiedensten Sitten und Bräuchen gefeiert wird, repräsentieren auch die Konzerte unterschiedliche Traditionslinien und Mentalität. War am Donnerstag das Konzert mit dem Landespolizeiorchester Rheinland-Pfalz mehr ein Rückzug in die Innerlichkeit, so folgte am Freitag in der bis auf den allerletzten Platz besetzten Fruchthalle der amerikanische „Kontrapunkt“: Das traditionelle Weihnachtskonzert der USAFE-Concertband ist der klingende Dank der US-Luftstreitkräfte an die Bevölkerung und stellt eine gänzliche andere Präsentation vor.

Demnach ist das Konzert auch Ausdruck von Entertainment, Showbusiness und eindrucksvoller Selbstinszenierung. Der Reihe nach: Ein Moderator und ein zusätzlicher nur für die Anmoderation, zwei Dirigenten, die sich mit theatralischen Gesten überbieten, zwei Gesangssolisten, viele spektakuläre Instrumentalsoli und dazu Gags mit Publikumsbeteiligung – die Amerikaner nutzten wirklich jedes Stilmittel, um für Furore und Abwechslung zu sorgen. Zunächst spielt das in sinfonisch-konzertanter Bläserbesetzung - mit verstärktem „Streich“(Kontra)bass - aufwartende Orchester allein, der Dirigent Donald E. Schofield wird erst mitten im Vortrag von „Deck the Festive Halls“ sozusagen als Attraktion „eingeführt“ oder inthronisiert. Und die gefeierte Sängerin Linda Casul - eine charismatische Sopranistin mit Charme und großem Volumen und Ausdrucksintensität - hält es nicht am Platz neben dem Dirigenten. Sie tänzelt an der Rampe, kokettiert, gibt letztlich alles an melodischem Schmelz und Kraft, übertrumpft sogar noch das sich in einen Spielrausch steigernde Orchester. Jeder Programmdramaturg weiß um die Publikumswirksamkeit von Abwechslung und Überraschungs- oder Überrumpelungseffekten. Wer würde nach diesen perfektionierten und neu arrangierten Kostproben traditioneller Weihnachtslieder wie „White Christmas“ in einer ohnehin kapriziösen Neuvertonung das deutsche Weihnachtslied „Kling Glöckchen“ erwarten – und dies aufgeführt zusammen mit der Sopranistin und Kindern der Stationierten mit dazu gerührten Glöckchen. Ein Bild, das anrührt und zugleich Brücken schlägt zwischen Traditionen und Kulturen. Weiterhin jagte ein Höhepunkt den nächsten: Die Amerikaner nahmen den „Little Drummer Boy“ allzu wörtlich und holten dazu ihre drei Percussionisten Timothy Stombaugh, Andrew Wendzikowski und Laura Pojar an die Rampe, um polyrhythmische Finessen zu diesem Klassiker in bestechender Präzision und subtiler Koordination virtuos zu demonstrieren. Was die Arrangeure beherrschen, das freie Kombinieren verschiedener Melodien in Medleys oder Quodlibets (nacheinander und gleichzeitig sich überlagernd), konnte der Alt-Saxofonist aus dem Stegreif: Nach zwei mit Schwungrad - bedient von Besuchern - ermittelten Titeln vor den Augen der Besucher zauberte dieser mit Begleitung des Pianisten Justin Cockerham diese Melodien nicht nur aus dem sprichwörtlichen Hut, verband sie mit geschickter modulatorischer Überleitung und umspielte sie in freier Improvisation. Extraklasse! Aber auch der Rheinland-Pfalz International Choir lief unter der Leitung von Justin Lewis an diesem denkwürdigen Abend zur Hochform auf. Ob die „Carols of the Bells“ oder ein Ausschnitt aus „Dona Nobis Pacem“ von Ralph Vaughan Williams, der in stimmlicher Reinkultur und klanglicher Homogenität und Expressivität gestaltende Klangkörper konnte sich nachdrücklich für weitere Aufgaben dieser Art empfehlen.

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