Kreis Kaiserslautern Kattsches Schürzenjäger

„Pigalle, Pigalle, das ist die große Mausefalle ...“: In seinem ersten Musical machte der Sängerbund auch Station in Paris.
»Pigalle, Pigalle, das ist die große Mausefalle ...«: In seinem ersten Musical machte der Sängerbund auch Station in Paris.

„Ausverkauft!“ Ein Plakat mit dieser Aufschrift prangte schon kurz vor 20 Uhr an der gläsernen Eingangstür zum Bürgerhaus in Weilerbach. 410 Gäste hatte das von Carina Würth geschriebene Stück am Samstagabend in die gute Stube der Gemeinde gelockt. Rund um eine Geschichte mit so ziemlich allen Beziehungsklischees heizten 19 Ohrwurm-Schlager die Stimmung an.

Der Bühnenvorhang rauscht zur Seite. Am Küchentisch schenkt Kattsche (Gabi Braun-Hettesheimer) den Kaffee für sich und ihre Freundin Lilly (Sandra Keller) aus. Mit geblümtem Rock, offen getragener Kittelschürze und Lockenwicklern im Haar unter transparentem Tüchlein ist Kattsche das Ur-Klischee der altgedienten Ehefrau vom Lande. Mit Interesse lauscht Freundin Lilly den Klagen-Tiraden über Ehemann Jakob (Günter Brengel). „Seit der in Rente is, nervt der mich ohne Ende. Der is immer do, leit faul do rum unn macht uff Couch-Potato“, so Lillys pfälzische Version altbekannter Ehefrau-Klagen. Das ist die Ausgangslage für eine Handlung, die jedes noch so ausgeleierte Rollenmuster ehemännlicher Eskapaden genüsslich aufspießt. Nach 40 Ehejahren hat Jakob nämlich den Jagdschein gemacht und ist im Begriff, nach einem Amerika- und Paris-Besuch im afrikanischen Busch auf die „Jagd“ zu gehen. Der Verdacht am pfälzischen Küchentisch, dass es sich bei der angeblichen Pirsch eher um die Ausschau nach einer Affäre handelt, bewahrheitet sich schnell. Freundin Lilly ist nämlich zur Überwachung ausgesandt und berichtet nach Hause aufgeregt über die Begegnung Jakobs mit einem „heißen Feger“ (Carina Würth) in der Wildnis Afrikas. Es kommt, wie es nach den Grundregeln des Klischees kommen muss. Enttäuschung und Reue treiben den Großwildjäger dann doch rasch wieder nach Hause in die westpfälzischen Niederungen. Seine Entschuldigung wird gnädig angenommen. „Überwältigt bin ich, dass ihr alle gekommen seid“, hatte Rita Schick, die Vorsitzende des Sängerbundes Weilerbach zu Beginn in die voll besetzte Halle gerufen. Lob gab es vor allem für Vollblut-Musikerin Carina Würth, auf deren Ideen Konzeption und Präsentation des Stückes beruhten. Die Zusammenarbeit zwischen den drei Weilerbacher Chören mit dem Blasorchester des Musikvereins Kollweiler unter der Leitung von Karlheinz Reißmann habe viel Freude gemacht. Die erst- und einmalige Aufführung des Musicals sei außerdem nicht denkbar gewesen ohne die Unterstützung durch die Ortsgemeinde. „Schuld war nur der Bossa Nova“, intonierte der Chor zur Erinnerung an die „Kennenlern-Szene“ des alten Ehepaares. Mit „The lion sleeps tonight“ kommentierte das Kollweilerer Orchester das Affären-Strohfeuer auf Wolke sieben. Selbstverständlich passte dann auch „Marmor, Stein und Eisen bricht“ anlässlich der dramatischen Versöhnungsszene zwischen Kattsche und Jakob am Ende. Neben dem Arrangement von Schlager und Handlung lebte die Aufführung vor allem auch von den humoristischen Regie-Ideen. So etwa, wenn die treue Lilly mittels Opernglas Jakob und seinen „heißen Feger“ im afrikanischen Busch beschattet, verborgen hinter einer massiven Handtasche und zwischen den Zweigen eines Blumenstraußes hindurch. Rührend auch der Auftritt der vierjährigen Helena Weiding auf den Stufen zur Bühne: Der ganze Saal sang aufgekratzt den Drafi-Deutscher-Song mit, und die kleine Helena hielt zur Unterstützung für das Publikum ein Schild in die Höhe mit drei Zeilen des Refrain-Textes „dam dam“.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x