Kaiserslautern Kampftanz an Weihnachten

Begeisterte rund 400 eingeschworene Fans: die Band Fiddler’s Green, die schon zum zehnten Mal in der Kammgarn zu Gast war.
Begeisterte rund 400 eingeschworene Fans: die Band Fiddler’s Green, die schon zum zehnten Mal in der Kammgarn zu Gast war.

Hat denn diese Band kein Verfallsdatum? Selbst im 27. Jahr ihres Bestehens ist sie immer noch kein bisschen leiser und weiser geworden. Und zum zehnten Mal war Fiddler’s Green aus Erlangen am Freitagabend in der Kaiserslauterer Kammgarn zu Gast. 400 eingeschworenen Folkrock-Fans war kein Weg zu weit, um eine der besten Live-Acts bei ihrer „Acoustic Pub Crawl“-Tour zu erleben. Sie brauchten es nicht zu bereuen.

Kammgarnchef Richard Müller und der städtische Baudezernent Peter Kiefer dürfen aufatmen: Die Bühne wies ihre stabile Konstruktion nach. Allerdings bebte die Grundfeste des Kulturzentrums gewaltig, als hunderte von Fans gemeinsam mit den sechs Musikern klatschten, tanzten und hüpften. Ist es Irish Folk, Independent, Folkrock oder vielleicht doch was ganz Anderes, was die Band spielt? Bassist Reiner Schulz, seit 1990 dabei, meinte dazu im RHEINPFALZ-Gespräch: „Die Schublade, in die wir gesteckt werden, ist mir gar nicht so wichtig. Hauptsache, uns macht die Sache Spaß.“ Und in der Tat. Der Spaß stand stets im Vordergrund. Die Bandphilosophie lautet offensichtlich: „Give The People What They Want.“ Das Sextett wusste verdammt kraftvoll zuzupacken und zeigte wieder überschwängliche Spielfreude und ungezügelte Live-Power. Und das mit Biss. Das Publikum wussten die Jungs vom ersten Song an, „Devil`s Dozen“ aus ihrer neuesten CD, zu knacken, waren spätestens beim dritten Song patschnass und die Zuhörer Feuer und Flamme. Dabei verpassten die Erlangener mit ihrem gemischten Programm aus Klassikern der ersten Tage und ganz aktuellen Titeln dem ehrwürdigen Kneipen-Sound die deftigste Verjüngungskur. Erst nach dem elften Song spielten sie eine Ballade. Handys hoch, hieß es bei „Blame It On Me“, das die Augen glänzen ließ. Die Stimmung war fast wie an Weihnachten. Mit „Bottoms Up“ ging wieder die Post ab. Irres Klatschen. Kampftanz. Und alle grölten mit der Band: „Diddel diddel jaja, diddel diddel jaja du.“ Man fühlte sich mal schwer, mal leicht, mal heiß, mal kalt, aber die ganze Zeit mit den Füßen auf dem Boden irischer Tradition. Ohne Umwege ging es durch die oberflächliche Kruste des Alltäglichen direkt ins Magma des Folkrocks. Sie türmten Sounds auf, tauchten ein in einen Soundozean, und ihre selbst geschriebenen Songs machten die Ursprünglichkeit und Lebensfreude, die irischem Folkrock innewohnt, sicht- und hörbar. Für die Abteilung Gesang und Gitarre waren Ralf „Albi“ Albers, Gründungsmitglied seit 1990, und Patrick „Pat“ Prziwara, seit 1996 dabei, zuständig. Stimmen hatten sie wie echte Seebären. Aber auch Stefan Klug, der auf Akkordeon und Bodhrán mit Vitalität und blitzschnellen Registerwechseln agierte, der Teufelsgeiger Tobias Heindl, der wirbelnde Schlagzeiger Frank Jooss sowie Bassist und Gründungsmitglied Rainer Schulz hatten genau den Dreh raus, die Dinge im Fluss zu halten und in die richtige Spur zu dirigieren. Für Tobias Heindl war das genau das richtige Fundament, auf das er seine lockeren Melodien wie Puderzucker streute. So hielt sich die Stimmung von Lied zu Lied auf höchstem Level, zumal die Hörer viele Songs kannten und mitsangen oder rhythmisch skandierten, wie „Bottom Of Our Glass“. Nach zwei Stunden ohne Pause war Schluss. Aber ohne drei Zugaben kamen die „Fiddler`s“ nicht von der Bühne.

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