Kaiserslautern Kaiserslautern wird kein Austragungsort der EM 2024

Die stimmungsvolle Fußball-WM 2006 bleibt in Kaiserslautern vorläufig ein Einzelfall.
Die stimmungsvolle Fußball-WM 2006 bleibt in Kaiserslautern vorläufig ein Einzelfall.

Sollte Deutschland den Zuschlag der UEFA für eine Fußball-EM 2024 erhalten, wird sie ohne Kaiserslautern als Austragungsort über die Bühne gehen.

Der Stadtrat hat gestern Nachmittag gegen die Stimmen der CDU die Entscheidung getroffen, die Bewerbung der Stadt als Austragungsort einer möglicherweise 2024 in Deutschland stattfindenden Fußball-Europameisterschaft beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) zurückzunehmen. Unter Vorbehalt der Zustimmung des Stadtrats hatten die Fritz-Walter-Stadion-Gesellschaft und die Stadt im Februar gegenüber dem DFB ihr Interesse bekundet, Spielort der Titelkämpfe in sieben Jahren zu werden, sollte die UEFA die Euro im kommenden Jahr nach Deutschland vergeben. Die Mehrheit des Stadtrats schloss sich gestern der Meinung von Oberbürgermeister Klaus Weichel (SPD) an, der aus finanziellen Gründen dem Stadtrat empfohlen hatte, die Bewerbung wieder zurückzunehmen. Weichel erklärte in der Sitzung des Stadtrats, es sei schier unmöglich, eine belastbare Kostenprognose für Kaiserslautern als Austragungsort der Europameisterschaft zu geben. Das Ausmaß der Kosten hänge von den Anforderungen der UEFA an einen Spielort ab. Der Stadtrat würde, wenn er an der Bewerbung festhalten würde, eine Entscheidung in eine Unwägbarkeit hinein fällen. In der Summe schätzte Weichel die Kosten, die an der Stadt hängen bleiben würden, in der Größenordnung von sechs, sieben, acht Millionen Euro für Organisation und Rahmenveranstaltungen. Er betonte, dass nach derzeitigem Stand keine Sanierungskosten im Fritz-Walter-Stadion anfallen würden. Wie das dann im Jahr 2024 aussehe, stehe indes in den Sternen. Wegen finanzieller Unterstützung der Stadt bei einer EM-Bewerbung habe er mit einem Minister der Landesregierung gesprochen. Danach sei eine anteilige Förderung der Kosten der Stadt durch das Land denkbar, der überwiegende Teil werde aber an der Stadt hängen bleiben. Weichel erklärte, er könne dem Stadtrat angesichts der derzeitigen finanziellen Situation der Stadt eine Bewerbung als Austragungsort einer Fußball-EM nicht empfehlen. Er betonte die Verantwortung des Stadtrats für das Gemeinwohl. Mit einer Bewerbung ginge die Stadt in ein unwägbares Vabanquespiel. Auf heftige Kritik stieß die Empfehlung des Oberbürgermeisters auf Seiten der CDU-Fraktion. Der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Manfred Schulz erklärte, damit ginge die Fußball-EM an Kaiserslautern und dem Südwesten Deutschlands vorbei. Und das, obwohl die Stadt mit der Fußball-WM 2006 sehr gute Erfahrungen gemacht und bewiesen habe, dass sie in der Lage sei, solche Großereignisse zu stemmen. Schulz nannte die Kosten, die Weichel als Austragungsort einer Fußball-Europameisterschaft ins Feld geführt habe, im Hinblick auf die vielen Vorteile, die eine EM der Stadt Kaiserslautern bringen würde, als verantwortbar. Er kritisierte, dass die Chancen und Nutzen, die eine Fußball-EM Kaiserslautern bringen würden, komplett ausgeblendet würden. Er erinnerte an die nachhaltige Verbesserung der Infrastruktur, die die WM 2006 Kaiserslautern beschert habe. Ein Verzicht auf eine EM-Bewerbung sei damit auch eine vertane Chance, um Fördermittel nach Kaiserslautern zu bringen. Schulz warf Weichel vor, es versäumt zu haben, spätestens mit der ersten Interessensbekundung der Stadt beim DFB im Dezember vergangenen Jahres das Land ins Boot zu holen und auf höchster politischer Ebene um Unterstützung zu werben. Alle anderen Fraktionen des Stadtrats, SPD, Grüne, FWG, Linke und FDP, stellten sich hinter die Empfehlung des Oberbürgermeisters. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Andreas Rahm erklärte, selbst wenn der Zuschussbedarf nur drei Millionen Euro betragen würde, sei es für die Stadt zu viel. Natürlich wäre es schön, eine solche EM nach Kaiserslautern zu holen, gerne erinnere man sich an das Sommermärchen 2006 in Kaiserslautern, gleichwohl die Stadt könne sie sich nicht leisten. Ganz entschieden wandte sich der FDP-Fraktionsvorsitzende Werner Kuhn gegen eine EM-Bewerbung. Er ging von Kosten zwischen fünf und zehn Millionen Euro aus, die an der Stadt hängen bleiben könnten. „Das geht so nicht“, betonte er. Die Stadt werde bei den freiwilligen Leistungen gedeckelt, die Stadt gehe finanziell auf dem Zahnfleisch. Es gehe nicht an, Profisport zu subventionieren, während die Amateure kurz gehalten würden. Franz Schermer, SPD-Ratsmitglied und Mitglied im Aufsichtsrat der Fritz-Walter-Stadiongesellschaft, verknüpfte die heutige finanzielle Situation des 1. FC Kaiserslautern mit einem übergroßen Ausbau des Fritz-Walter-Stadions zur Fußball-WM 2006. Der Stadionausbau sei ein Harakirispiel gewesen. Er erklärte, der FCK würde in keiner Weise von einer EM in Kaiserslautern profitieren. Das Stadion würde damit wertvoller, dies würde sich in der Stadionmiete widerspiegeln. EINWURF

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