Kaiserslautern Kaiserslautern: Stadtbaudirektorin im Interview über Baukultur

Die Ratschläge der Experten fruchten in den meisten Fällen, sagt Elke Franzreb, Leiterin des Referats Stadtentwicklung.
Die Ratschläge der Experten fruchten in den meisten Fällen, sagt Elke Franzreb, Leiterin des Referats Stadtentwicklung.

Interview: Mehr Baukultur war das Ziel, als die Stadt vor gut zwei Jahren einen externen Gestaltungsbeirat installiert hat. Die hochkarätigen Fachleute begutachten öffentliche, aber auch private Bauvorhaben und geben Tipps. Marita Gies hat mit Stadtbaudirektorin Elke Franzreb über das Gremium gesprochen.

Mal direkt gefragt: Hat Kaiserslautern in den zwei Jahren, in denen der Gestaltungsbeirat existiert, mehr Baukultur bekommen?

Um diese Frage zu beantworten, muss man die relativ kurze „Laufzeit“ des Gremiums berücksichtigen. Um das Thema der Baukultur in konkretes politisches Handeln umsetzen zu können und die entsprechende öffentliche Sensibilisierung für die Themen der Baukultur zu erreichen, ist nachhaltiges und langfristiges Agieren notwendig. Das ergibt sich nicht von einem Tag zum nächsten. Es bedarf konkreter Überzeugungsarbeit und dem kontinuierlichen Aufzeigen positiver Beispiele. Insoweit haben wir bei den in den Sitzungen behandelten Bauprojekten schon gute Arbeit leisten können, indem viele Verbesserungsvorschläge bereits konkret umgesetzt wurden. Dies betrifft sowohl öffentliche als auch private Bauvorhaben. Es hat ja lange, weit über zehn Jahre gedauert, einen Gestaltungsbeirat in Kaiserslautern einzurichten. Andere Städte arbeiten schon sehr lange mit einem Gestaltungsbeirat zusammen. Warum ging das hier nur so zögerlich? Hierzu kann ich nur sagen, dass in der Vergangenheit von unterschiedlichen Interessensgruppen immer mal wieder Anläufe genommen worden sind, einen Gestaltungsbeirat zu installieren, es aber nie zu einem Grundsatzbeschluss gekommen ist. Erst der Grundsatzbeschluss aus dem Jahr 2015 hat den Weg für das Gremium geebnet. Wie sehen Ihre Erfahrungen mit dem Gestaltungsbeirat aus? Wie sind Sie mit der Arbeit des Gremiums zufrieden? Ich kann fachlich nur positive Rückmeldungen geben. Durch die interdisziplinäre Besetzung des Gremiums sind auf der Fachebene alle Aspekte eines Bauvorhabens im Fokus und können − meistens wohlwollend − beurteilt werden. Es wird sowohl die städtebauliche Einbindung des Bauvorhabens als auch die architektonische und die freiraumgestalterische Qualität in den Blick genommen und versucht, das Bauvorhaben als Gesamtprojekt mit viel Fachverstand im Hintergrund zu optimieren. In den meisten Fällen werden die Empfehlungen des Gremiums dankend angenommen und konkret auch umgesetzt. Mit dem Pfaff-Gelände hat sich der Gestaltungsbeirat ebenfalls befasst. Gibt es konkrete Ergebnisse? Mit der Entwicklung des ehemaligen Pfaff-Areals hat sich der Gestaltungsbeirat mehrfach auseinandergesetzt und wünscht auch zukünftig, angesichts der herausragenden Bedeutung des Areals für die Stadtentwicklung in Kaiserslautern kontinuierlich eingebunden zu werden. Der Gestaltungsbeirat hat auch die Entstehung des Rahmenplans für das ehemalige Pfaff-Areal positiv unterstützt und den Entstehungsprozess des Plans konstruktiv begleitet. Somit wurde auch die allgemeine Akzeptanz des Rahmenplans durch die Öffentlichkeit und die politischen Entscheidungsträger verbessert. Zudem wurde durch einen Stadtratsbeschluss festgelegt, dass der Gestaltungsbeirat für zukünftige Entwicklungen im Plangebiet als qualitätssichernde Maßnahme ebenfalls einzubinden ist. Dies kann sich im Sinne der Förderung der Baukultur nur positiv auf die städtebauliche und die architektonische Qualität zukünftiger Vorhaben auswirken. Welche Projekte hat der Gestaltungsbeirat darüber hinaus begutachtet? Er hat eine ganze Reihe kleinerer und größerer Bauvorhaben von privaten Bauherrinnen/Bauherrn und Investoren beurteilt, manchmal mehrfach. Auch öffentliche Vorhaben wurden dem Expertengremium vorgestellt und im Gestaltungsbeirat gemeinsam diskutiert. Schade ist, dass dies im wesentlichen im nichtöffentlichen Teil der Sitzung geschieht. Dies ist meines Erachtens dem Wunsch der Beteiligten geschuldet, sich nicht öffentlich vermeintlicher Kritik stellen zu wollen. Dabei geht es den Mitgliedern des Beirats gar nicht um Kritik, sondern darum, unter Beachtung der Gegebenheiten und Rahmenbedingungen für das Bauvorhaben und dessen Lage in der Stadt das Beste herausholen zu wollen. Hat es den Bauvorhaben gut getan, dass sich externe Fachleute das Vorhaben angeschaut haben? Oder anders gefragt: Setzen die Bauherren die Vorschläge um, denn die Realisierung der Ideen des Gestaltungsbeirats ist ja nicht bindend? Bisher hat es nur wenige Fälle gegeben, in denen die Ratschläge des Expertengremiums nicht gefruchtet haben. Wir bleiben hartnäckig, wenn die Anregungen keine Berücksichtigung finden und behandeln manche Vorhaben auch ein zweites Mal. Aber gezwungen kann niemand werden. Wäre es fachlich nicht sinnvoll, wenn das Gremium mehr zu bestimmen hätte, also der Bauherr sich verbindlich an die Vorschläge halten müsste? Das ist eine Frage der Geschäftsordnung und des politischen Willens. Mit unserer Geschäftsordnung, wie sie bisher ist, sind wir bislang gut zurecht gekommen. Der Gestaltungsbeirat ist auf drei Jahre eingesetzt. Die Zeit läuft Ende 2018 ab. Wie geht es weiter? Ich gehe davon aus, dass der Gestaltungsbeirat als effektives Gremium in Sachen Baukultur und Gestaltqualität auch über das Jahr 2018 hinaus fachlich und auch politisch gewollt ist und weiterhin gute Arbeit leisten darf. 

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