Kreis Kaiserslautern Kaiserslautern: Sorge vor Afrikanischer Schweinepest nimmt zu

Beim derzeit dichten Wildschweinbestand ist das Übertragungsrisiko der Schweinepest besonders groß.
Beim derzeit dichten Wildschweinbestand ist das Übertragungsrisiko der Schweinepest besonders groß.

Bei Landwirten und Jägern wächst auch in der Region die Sorge vor der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Diesen Sommer hat der Virus Tschechien erreicht und ist nicht mehr weit von der Deutschen Grenze entfernt.

„Ich bin fest davon überzeugt, dass sie bei uns auftauchen wird. Das Virus ist derart aggressiv, das wird nicht zu verhindern sein“, sagt Hubertus Gramowski, der für Stadt und Landkreis Kaiserslautern zuständige Kreisjagdmeister. „Es ist ein großes Thema in ganz Rheinland-Pfalz“, erklärt auch Lothar Ohliger, Bezirksgeschäftsführer im Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd. Zwar leben in der Westpfalz nur noch wenige Schweine in Zuchten und Mastställen. Die Gefahr, bei Ausbruch der Seuche die Hausschweinebestände keulen zu müssen, schwebe trotzdem über der Westpfalz. Verbandspräsident Eberhard Hartelt betont zudem, dass die ASP-Problematik höchst akut sei und schnelles Handeln erfordere. Eine Reduzierung der Schwarzwildbestände sei dringend notwendig. Die Abschusszahlen für Schwarzwild müssten für die gerade begonnene Drückjagdsaison massiv erhöht werden und auch die Landesregierung sei gefordert – unter anderem, indem sie Nachtzielgeräte für die Wildschweinjagd zulässt.

Nicht neu

ASP ist nicht neu, sondern seit Jahrhunderten in den afrikanischen Ursprungsländern bei Warzenschweinen endemisch. Lederzecken übertragen dort das für Schweine todbringende Virus. In Mitteleuropa erfolgt die Übertragung durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren (Sekrete, Blut, Sperma) und die Aufnahme von Speiseabfällen oder Schweinefleischerzeugnissen. Dazu kommen indirekte Übertragungswege beispielsweise durch Fahrzeuge, kontaminierte Jagdausrüstung, landwirtschaftlich genutzte Geräte und Maschinen sowie Kleidung. Seine enorme Stabilität macht den Erreger ziemlich gefährlich. In nicht gegarten Schweineprodukten wie Salami oder Schinken bleibt das Virus aktiv und kann sich so weiter verbreiten. Etwa, wenn ein Fahrzeug aus einem betroffenen Land kommt, und Reste des Salamibrotes am Straßenrand landen. Ein gefundenes Fressen für das vorbeiziehende Wildschwein. Und ein tödliches. Das Virus überdauert auch problemlos im Kühlhaus. Selbst wenn Kot in der Biogasanlage auf 50 Grad erhitzt wird, bleibt es intakt.

Einschleppungsrisiko bei Jagdtrophäen aus dem Ausland

„Unbehandelte Jagdtrophäen aus betroffenen Ländern (Polen, Estland, Lettland, Litauen, Moldawien, Weißrussland, Ukraine, Tschechische Republik und auch Sardinien) stellen ebenfalls ein Einschleppungsrisiko dar“, nennt das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit eine weitere Ansteckungsmöglichkeit. „Ein Tropfen Blut eines infizierten Wildschweines reicht aus, um das Virus zu verbreiten“, blickt Hubertus Gramowski mit Sorgen auf das, was da auf die Jägerschaft zukommen kann. Wer soll tot aufgefundene Wildschweine wie entsorgen? Was ist mit den vorgeschriebenen Proben, die der Jäger ziehen soll? Muss er zukünftig immer mit voller Probeausrüstung in den Wald? Wie kommen die Kadaver in die Tierkörperbeseitigungsanlage? Für den Kreisjagdmeister gibt es derzeit eine Menge Fragen, die alle noch nicht geklärt sind. „Wir werden reden müssen“, so Gramowski, der auch die hohe Wildschweindichte – ausgelöst durch mildere Winter, großes Futterangebot, höhere Überlebensraten, mehr Ferkel pro Sau und bereits Nachwuchs bei Frischlingen – der Region als problematisch ansieht. Das Virus hat, einmal im Pfälzerwald angekommen, keine weiten Wege bis zur nächsten wilden Wutz.

Gesprächsbedarf bei den Jägern

Mit dem Auftreten in Tschechien hat die Gefahr eine neue Qualität erhalten. Das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, das Friedrich-Löffler-Institut, hat nach den ersten Fällen von ASP bei Wildschweinen in Tschechien und den vermehrten Ausbrüchen bei Hausschweinen in Polen, die Risikobewertung auf eine neue Stufe gestellt. Seit Sommer wird das Risiko für das Einschleppen von ASP nach Deutschland als hoch bewertet.

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