Kaiserslautern Kaiserslautern: Janine Knorr bundesweit unter den besten Modedesignern (mit Video)

Ein Korallenriff hat die Designerin Janine Fabienne Knorr zum Schnitt ihres Abendkleides inspiriert.
Ein Korallenriff hat die Designerin Janine Fabienne Knorr zum Schnitt ihres Abendkleides inspiriert.

Bundesweit ist sie eine von zwölf Designern, die für den L.O.B. Fashion Award nominiert sind. Ihr Talent wird im November auf dem Leipziger Opernball bewertet. Janine Fabienne Knorr aus Kaiserslautern hat erst seit kurzem ihren Abschluss als Modedesignerin in der Tasche. Ein Atelier-Besuch.

Maschinelles Rattern klingt durch eine leere Wohnung. Nur die Wohnküche ist provisorisch eingerichtet: Ein Regal vollgestopft mit bunten Stoffen, ein behangener Kleiderständer und drei schwarze Abendkleider auf Büsten drapiert stehen dort. In einer Ecke, wo die Nähmaschine rattert, streichelt schwarzer Seidentaft die Tischplatte. Hände führen behutsam den Stoff. Es sind die der jungen Designerin Janine Fabienne Knorr. „Das wird ein Kleid für meine Mutter“, sagt sie lächelnd.

Mehr als 100 Bewerber

Anlass ist der Leipziger Opernball im November. Die 26-Jährige ist eine von zwölf Finalisten, die für den L.O.B. Fashion Award nominiert sind. Mehr als 100 Designer aus ganz Deutschland hatten sich beworben. Gesucht wird das schönste Abendkleid. Knorrs Exemplar ist bereits fertig. „Die Schnittführung des Kleides und die Struktur der Korsage sind von einer Koralle inspiriert“, erläutert die Designerin, die gerade erst ihren Abschluss an der Mannheimer Modeschule Kehrer gemacht hat. Die unbewohnten Räume in ihrem Elternhaus nutzt sie vorübergehend als Atelier. Dennoch weiß Knorr, was sie kann, beziffert den Wert ihres Kleides selbstbewusst mit 6500 Euro. „Darin stecken mehr als 100 Arbeitsstunden“, rechtfertigt sie den stolzen Preis. Wer den wohl bezahlt?

Schönstes Abendkleid gesucht

„Ich trage im Alltag auch Fast Fashion“, räumt die Designerin ein. Sie betont aber: „Den Preis, den wir an der Kasse einsparen, zahlen die Umwelt und die Arbeiter.“ Zum Glück könne sie Vieles selbst nähen. Um Alltagsmode geht es beim Wettbewerb nicht. Die Modeschöpfer sollen ihr Können mit Ballkleidern beweisen und ihre Kreativität ausleben. „Das habe ich wirklich mit ganzem Herzen und ganzer Seele getan“, bekräftigt Knorr. 22 verschiedene Abendkleider hat sie für den Wettbewerb entworfen. „Gemeinsam mit den Lehrern in der Schule habe ich den finalen Entwurf ausgesucht und eingereicht“, erinnert sie sich. Dann ergänzt sie schmunzelnd: „Die Zusage, dass ich nominiert bin, kam per E-Mail. Ich entdeckte sie zufällig im Spam-Ordner.“

Knorr findet Body-Mass-Index bei Models unwichtig

Im August ging es für die 26-Jährige mit ihrem Kleid zum ersten Mal nach Leipzig. „Ich war allerdings mit der Verarbeitung nicht zufrieden und habe es für die Vorstellung komplett neu genäht“, sagt sie. Knorr hat ihr Kleid zwar maßgeschneidert auf eine 14-Jährige, stellt aber klar: „Ich finde die Vielfalt an gesunden Models großartig. Es kommt auf gleichmäßige Proportionen an, nicht auf den Body-Mass-Index.“

Nähte als Schülerin Barockkostüme

Knorrs Entwürfe zeichnen sich durch schlichte Ausgefallenheit aus. „Ich möchte Mode schaffen für die charakterstarke, unabhängige Frau“, betont sie. Als Schülerin nähte Knorr noch pompöse Barock-Kleider. Auf das Abitur folgte ein Geschichtsstudium. Hauptfigur ihrer Bachelorarbeit war Liselotte von der Pfalz am französischen Hof. Davon hat sie sich als Modeschöpferin entfernt. „Ich wollte mich im Bereich Kostümkunde etablieren, merkte aber, dass ich einfach Designerin sein will.“ Sie komme eben aus einer Familie von Machern, die gerne ihre Arbeit in der Hand halten: Die Eltern sind Juweliere, der ältere Bruder ist Tischler. Alle sind sie selbstständig.

Westpfälzerin zieht es in Modestadt

„Jetzt will ich dahin, wo Mode passiert: Am liebsten nach München oder Berlin“, schwärmt Knorr mit leuchtenden Augen. Um in der Modebranche Fuß zu fassen, zieht es die Westpfälzerin zum ersten Mal aus Kaiserslautern fort. Ihr Blick trübt sich als sie sagt: „Ich würde gerne einen Onlineshop realisieren, jedoch fehlt mir Kapital.“

Für eigenen Onlineshop fehlt Kapital

Der Fashion Award ist mit 2000 Euro dotiert. „Ein Angebot für ein Praktikum wäre hilfreicher“, findet die Nachwuchsdesignerin. „Ich freue mich aber auf einen schönen Abend auf dem Leipziger Opernball und auf einen beruflichen Anschub, in welcher Form auch immer“, so Knorr. Dann hält sie beim Nähen kurz inne und betrachtet ihre Maschine. Die war einmal ein Geschenk vom Vater an die Mutter. „Der Anlass war meine Geburt. Vielleicht ist das ja ein gutes Zeichen“, sagt die 26-Jährige und lächelt wieder hoffnungsvoll.

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