Kaiserslautern Kaiserslautern: Chromjuwelen strahlen

Ein echter Hingucker: der Adenauer-Mercedes am Schillerplatz.
Ein echter Hingucker: der Adenauer-Mercedes am Schillerplatz.

Die „Kaiserslautern Classics“ ließen am Samstag die Innenstadt aufleben. Zum 12. Mal verliehen auf Hochglanz polierte historische Fahrzeuge der City ein bezauberndes Flair. Sommerliche Temperaturen luden in der Fußgängerzone und auf Plätzen zum Bummeln und Verweilen ein.

Wie aus der Schachtel steht er in der Fackelstraße nahe der Kreissparkasse, der gute alte „Simca“. Genauer gesagt ein „Simca 9 Aronde“ aus dem Jahr 1955 mit 50 PS. Taubenblaue Karosserie, dunkelblaues Dach und schwarz-weiße Reifen. Doch der Knirps davor hat mehr ein Auge für das, was folgt. „Guck mol, ein Rennwagen“, zieht es ihn an der Hand der Mutter zu drei Porsche-Fahrzeugen, die mit ihrer Couleur Grau, Gelb und Rot Farbe in die Fußgängerzone bringen. Hingucker ist ein „Fahti 600 Luxus“, ein Wohnwagen aus dem Jahr 1962, der an einem Chevrolet „Bel Air Sedan“, Baujahr 1956, hängt. Alexandra und Peter Körner sind verliebt in das Gespann, dessen silbergrauer Wohnwagen einst 6200 Deutsche Mark kostete. Ob zarte Blau-, Gelb- oder Rosatöne der Inneneinrichtung, handbetriebener Brotschneider, Kofferradio oder gelb-weißes Kaffeeservice – seit zehn Jahren hat sich das Ehepaar aus der Gegend um Worms der guten alten Zeit verpflichtet und ist glücklich damit. Und was für Schlitten sich entlang der Fackelstraße reihen! Chromjuwelen sind es. Ein Wagen größer und aufpolierter als der andere. Schlechte Karten haben die Besitzer zweier „Lincoln Continental Mark V“. Gar nicht so einfach, mit ihren Fahrzeugen einen Platz in einem Parkhaus zu bekommen. „So ein Ding hab ich noch nicht gesehen“, staunt ein Junge beim Betrachten eines „Buick Riviera“ aus dem Jahr 1968 mit 360 PS. Die Menschen in der Fußgängerzone haben ihr Vergnügen. Wo zuerst hinschauen, welches Fahrzeug aus welcher Perspektive fotografieren? „Ja, gibt es denn so was?“, entfährt es einer jungen Frau, als ihr Blick am Altenhof auf einen knatschrot lackierten „Spatz“ fällt. Manfred Scheuermann, der das Erbstück seines Vaters wie seinen Augapfel hütet, fühlt sich geehrt. Noch gebe es 60 von ehemals 1500 Stück der Kleinwagen, die einst in den Bayerischen Autowerken und später von den Viktoriawerken hergestellt wurden. Und wie schlicht und einfach der Motor: „Vier Schrauben und man kann ihn herausnehmen.“ In den Freisitzen vorm Paneo blüht bei Cappuccino und sommerlichen Getränken Leben auf. Vor der Handwerkskammer kommen kleine Jungs aus dem Staunen nicht mehr heraus. Gleich großen feuerroten Spielmobilen haben sich ehemalige und brandaktuelle Feuerwehrfahrzeuge aufgereiht. Dem kleinen Niklas hat es ein Hilfeleistungs- und Löschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Kaiserslautern angetan. Ein Griff von Feuerwehrmann Thomas Riesinger und Niklas sitzt hinter dem Steuer, ergreift das Lenkrad und blitzschnell nach einem Feuerwehrhelm. „Hätte sein Uropa nicht besser machen können“, so Niklas’ Oma Hella Diehl, deren Vater Otto Schlipp ein stadtbekannter Feuerwehrmann gewesen ist. Schlager der 50er und 60er Jahre von „Pippi and the 50’s Boy“ laden auf dem Schillerplatz zum Verweilen und zu einer musikalischen Reise in die Vergangenheit ein. Ob „Hello Mary Lou“ oder „Ich will einen Cowboy als Mann“, der Klang der 60er lädt beim Plätschern der Brunnenanlage zum Innehalten und Fachsimpeln ein. Betagte Automobile von Ford, Opel, Mercedes und Citroën, Roller und Motorräder sind es, die es den Passanten angetan haben. Rappelvoll sind Wege und Straßencafés in der Innenstadt. Zwischen Wochenmarkt, italienischem Fest vor der Stiftskirche und Automobilen herrscht ein buntes Treiben. VW-Oldtimerfreunde und Freunde der „The Doveblue Mafia“, einem Kreis von VW-Fans, der sich weltweit alten hellblau lackierten VW-Bussen verschrieben hat, haben sich um die Stiftskirche platziert. Und währen der Piano-Rock’n’Roller Harald Krüger mit „Roll over Beethoven“ Tanzpaare im Stil der 60er vor der Bühne ins Schwitzen bringt, lassen sich Passanten um die Mittagszeit vornehmlich Pizza und Pasta aus der italienischen Küche schmecken. Links und rechts reihen sich die Fahrzeuge entlang der Marktstraße bis hinauf zur Kerst- und Riesenstraße. Auch dieses Jahr sind die farbigen „Kugelblitze“, so die liebevolle Bezeichnung der Kleinstfahrzeuge der Marke „Isetta“ von BMW aus den 60er Jahren, ein Hingucker für Jung und Alt. Wie aus der Schachtel steht die 600er, die große Isetta, mit offener Fahrertür da. Pünktlich zur Hochzeit seiner Tochter hat es Jürgen Poller geschafft, das Fahrzeug mit 19 PS auf Vordermann zu bringen. Die „Classics“ sind für den Mann aus der Nähe von Pirmasens eine nette Abwechslung. Er schätzt es, den Charme alter Automobile aufblühen zu lassen und mit Leuten ins Gespräch zu kommen.

Alexandra und Peter Körner stellen ihren Wohnwagen aus dem Jahr 1962 zur Schau.
Alexandra und Peter Körner stellen ihren Wohnwagen aus dem Jahr 1962 zur Schau.
Klein aber oho: die Isettas in der Marktstraße.
Klein aber oho: die Isettas in der Marktstraße.
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