Kreis Kaiserslautern „Jemand müsste eine gute Idee haben“

Die Spannung im Raum 08 im Sickingen-Gymnasium steigt erst, als die Landstuhler Schüler selbst live dabei sind.
Die Spannung im Raum 08 im Sickingen-Gymnasium steigt erst, als die Landstuhler Schüler selbst live dabei sind.

Drei Französisch-Kurse des Sickingen-Gymnasiums haben sich am Freitagnachmittag an einer Live-Schaltung im Internet mit Schülern in Frankreich ausgetauscht. Mit Meinungen zum Zustand der Europäischen Union und auch mit Träumen zur weiteren Entwicklung beteiligten sich die Schüler an der Videokonferenz.

Plötzlich kippt die Atmosphäre im Raum B08 im Gebäude der Oberstufe. Die lässige Heiterkeit, die entspannte Sitzhaltung, die scherzhaften Bemerkungen sind weg. „Wir sind gleich dran!“ Eben gingen gerade noch die Präsentationen der 15- bis 18-jährigen Schüler aus Martinique, Fontainebleau, Roubaix und Guadeloupe über die Bildfläche. Von 15.10 bis 15.20 Uhr sind die 30 Teilnehmer der drei Landstuhler Französisch-Kurse an der Reihe. Rasch werden Sitzplätze ausgetauscht im Blickfeld der Webkamera. Lehrerin Lisa Krauß zupft noch die Europafahne an der Rückwand des Raumes zurecht, Kollege Matthias Holzmann kontrolliert am Overhead-Projektor die Blätter mit den Passagen für die Schülertexte und Achim Jung als verantwortlicher Pädagoge testet ein letztes Mal das Mikrofon. Mit dem Grußwort von Schulleiterin Andrea Meiswinkel zusammen mit den beteiligten Lehrkräften beginnt die Übertragung. Dann trägt eine Schülergruppe nach der anderen in französischer Sprache ihr Statement vor. Die jungen Leute formulieren ihre Wünsche an die Verantwortlichen in der EU: Für ein Europa ohne Grenzen, für Toleranz bei der Migration, gegen Rassismus und für den Umweltschutz vor allem mit Blick auf den Plastikmüll. „Diese Bürgerbefragung, die der französische Präsident ins Leben gerufen hat, bringt meiner Meinung nach nicht viel. Es sei denn, jemand hat eine richtig gute Idee für die Entwicklung Europas“, hatte Schüler Clark Reilly vor Beginn der Video-Konferenz gegenüber der RHEINPFALZ erklärt. Er selbst ist Amerikaner, betont er. „Für die Schüler bringt die Veranstaltung aber doch etwas, weil sie der internationalen Verständigung dient.“ Und sie sei ein nützliches Sprachtraining. Alysha Meiller lobt die Teilnahme an der Veranstaltung. Der Meinungsaustausch gebe Aufschluss darüber, wie die Bürger denken. „Und für die Politik liefert die Präsentation genug Stoff, um an Europa weiterzuarbeiten“, meint Meiller. „Die Sache ist ganz schön anstrengend“, findet Flora Schmalbach. Aber sie sehe hier die Chance, sich in mehrfacher Hinsicht weiterzubilden. Mitschüler Fabian Dietrich ergänzt: „Das Thema ,Europäische Union’ ist im Moment allgegenwärtig.“ Was die Arbeit und das Studium betreffe, sei Europa durch die offenen Grenzen ideal. Die bei dieser Bürgerbefragung vorgebrachten Argumente könnten vielleicht auf direkterem Weg an die EU-Spitze gelangen als sonst, hofft Dietrich. „Historisch gesehen ist die Europa-Idee äußerst vorteilhaft, weil sie den Frieden sichert“, fügt er an. Dass die Stimmen so vieler Jugendlicher gehört werden, findet Anna Merz gut, „denn demnächst sind wir 18 Jahre alt und dürfen wählen“. Durch die Bürgerbefragung und die Videokonferenz würden die Jugendlichen mit den Problemen Europas bekannt gemacht. „Sicherlich sind keine perfekten Lösungen zu erwarten, aber vielleicht tauchen ja neue Ansätze auf“, meint Anna Merz. „Meines Wissens sind wir die einzige deutsche Schule, die an dieser Videokonferenz teilnimmt“, hatte Initiator Achim Jung während der Vorbereitungen gesagt. Im April 2018 habe der französische Staatspräsident Emmanuel Macron zu einer Europäischen Bürgerbefragung aufgerufen. 450 Millionen Europäern sollte so die Möglichkeit gegeben werden, sich über ihre Idee von Europa zu verständigen. Die Schüler des Sickingen-Gymnasiums seien von dem Verantwortlichen für das Projekt bei der Académie von Versailles, dem Philosophielehrer Czeslaw Michalewski, dazu eingeladen worden, sich an der Aktion zu beteiligen. Lisa Krauß, Matthias Holzmann und Achim Jung unterrichten die drei Französische-Kurse. „Im Unterricht haben wir zur Vorbereitung Texte mit Bezug zur EU gelesen und Zeitungsartikel ausgewertet“, erzählt Krauß. Dann seien die Ideen der Schüler für die Statements gesammelt worden.

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