Kaiserslautern Impulsgeber für stabilen Rhythmus

Im Oktober 1958 verpflanzte ein schwedischer Arzt erstmals einen Herzschrittmacher, der vollständig in den Körper eingebettet wurde. Was damals revolutionär war, ist heute ein Routineeingriff. Weltweit werden jährlich eine Million Herzschrittmacher implantiert, davon etwa 100.000 in Deutschland. Auch im Nardini-Klinikum St. Johannis in Landstuhl wird Patienten mit dieser Methode geholfen. „Schwindel, eingeschränkte Belastbarkeit, Luftnot und Ohnmachtsanfälle – diese Symptome können auf einen unnatürlich langsamen Herzschlag oder Aussetzer des Herzschlags hindeuten“, erklärt Dr. Markus Schumacher, leitender Arzt der Kardiologie im Landstuhler Klinikum. „Ist die Diagnose nach einer gründlichen Erhebung der Krankengeschichte und umfassenden Untersuchung gesichert, besteht die Möglichkeit, einen Herzschrittmacher zu implantieren, der die Patienten von den Beschwerden befreit und ihnen zu einer verbesserten Lebensqualität verhilft.“ Im Unterschied zu ihren „Ahnen“ kommen die heutigen Geräte kleinformatig daher und sind gerade mal so groß wie ein Streichholzbriefchen. Deshalb reicht für den Eingriff in der Regel eine örtliche Betäubung aus. „Nach einem kleinen Hautschnitt werden zwei Sonden über Venen zum Herzen vorgeschoben und dort verankert. Eine Sonde führt in den rechten Vorhof, eine in die rechte Hauptkammer. Beide werden mit dem Schrittmacheraggregat verbunden, das aus einem Minicomputer und einer Batterie besteht. Das Gerät wird unterhalb des Schlüsselbeines eingesetzt. Dann kann der Hautschnitt wieder vernäht werden.“ Nach der Operation werde der Herzschrittmacher programmiert und könne seinen Dienst aufnehmen, sagt der Mediziner. Registrieren die Sonden einen zu langsamen Herzschlag, gibt der Herzschrittmacher elektrische Impulse ab, um den Herzschlag anzuregen und so einen stabilen Herzrhythmus zu garantieren. „Heutige Schrittmacher stimulieren das Herz nicht dauerhaft, sondern werden nur bei Bedarf aktiv.“ Die elektrische Steuerung könne aber noch mehr. Sie sei in der Lage zu erkennen, wann ein Mensch unter Belastung steht und eine höhere Herzfrequenz benötigt, wie etwa beim Sport. Dann passe sie die Geschwindigkeit des Herzschlags entsprechend an. „Die modernen Herzschrittmacher haben eine Lebensdauer von bis zu 16 Jahren, abhängig davon, wie oft sie in Aktion sind.“ Ein plötzlicher Ausfall der Batterie sei nicht zu befürchten, betont Schumacher, da der Zustand der Batterie sowie die Funktion des Geräts in den Schrittmacherkontrollen angezeigt wird. Die erfolgen normalerweise zweimal im Jahr. Dabei kann der Arzt die Daten des Schrittmachers auslesen, wenn nötig aber auch in die Steuerung eingreifen und gezielt Daten eingeben. Das erfolgt über einen Programmierkopf, der über dem Herzschrittmacher auf die Haut aufgelegt wird. Ein Vorgang, der für die Patienten völlig schmerzlos ist. Komplikationen nach einer Herzschrittmacher-Implantation seien normalerweise nicht zu befürchten. In sehr seltenen Fällen könne es etwa zu einer Infektion kommen oder zu einer Verschiebung der Sonden. „Damit der Heilungsprozess optimal verläuft, sollte der Patient auf der Seite, auf der ein Schrittmacher eingesetzt wurde, nach dem Eingriff für etwa vier Wochen auf ausladende Armbewegungen verzichten.“ Entgegen weit verbreiteter Befürchtungen gehe von den meisten Elektrogeräten – vorausgesetzt, sie funktionieren einwandfrei – keine Gefahr für den Herzschrittmacher aus. „Heute werden fast nur noch Herzschrittmacher hergestellt, die sogar kernspinfähig sind. Allerdings sollten Betroffene die Nähe von Kernkraftwerken und Hochstrommasten meiden.“ Bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen empfehle es sich, den Herzschrittmacherausweis vorzuzeigen. In den meisten Fällen müssten die Betroffenen dann nicht die elektronische Kontrollschleuse passieren und würden auch nicht mit einem Handmetalldetektor untersucht, sondern vom Sicherheitspersonal per Hand abgetastet.

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