Kaiserslautern Immer nur Musik im Kopf

Spielt Mozarts Schwester Nannerl beim Familienkonzert in der Fruchthalle: die neue (und junge) Pfalztheater-Schauspielerin Marie
Spielt Mozarts Schwester Nannerl beim Familienkonzert in der Fruchthalle: die neue (und junge) Pfalztheater-Schauspielerin Marie Scharf.

„Kleiner Amadeus – eine mozärtische Familiengeschichte“ war das Motto eines Familienkonzertes in der Fruchthalle nach einer Konzeption von Désirée Kohl. Das Orchester des Pfalztheaters unter Leitung von Anton Legkii warf am Sonntagnachmittag zusammen mit Erzählerin Marie Scharf und Pianistin Sachiko Furuhata-Kersting einen Blick auf das Leben des Musikers und Menschen Wolfgang Amadeus Mozart.

Orchestermusiker und ein Flügel auf der Bühne gehören zum normalen Bild eines Konzertes. Aber rechts vorne waren da noch ein kleiner Sekretär und ein gemütlicher Ohrensessel, wie aus Omas Zeiten. Und die alte Dame mit der weißgepuderten Perücke kam offensichtlich aus einer noch älteren Zeit. Es war Maria Anna Walpurga Ignatia Mozart, die fünf Jahre ältere Schwester von Wolfgang Amadeus, auch kurz „Nannerl“ genannt. Erzählerin Marie Scharf plauderte hier aus dem Nähkistchen über ihre Familie. Und dabei drehte sich alles um den Menschen Wolfgang Amadeus Mozart. Auch das Verhältnis zwischen den Geschwistern wurde beleuchtet. An viele Episoden aus seinem Leben konnte sich seine Schwester erinnern, auch wenn das bei ihrem inzwischen doch sehr hohen Alter nicht immer leicht war. Aber für ihre über 200 Jahre habe sie sich gut gehalten, meinte sie. Doch wenn das Gedächtnis nicht mehr so gut mitmache, sei das auch kein Problem. „Dafür gibt es Tagebücher.“ Die Musikstücke nahm sie als Anlass, sich an die Zeit früher, mit Wolfgang Amadeus und ihrer Familie, zu erinnern. Dabei kommentierte sie vieles, stellte aber auch viele Fragen – zu Stücken und Orchesterinstrumenten, die von Kindern im Publikum spontan und angeregt beantwortet wurden. Fast ein Gesprächskonzert ist so aus den anfänglichen Selbstgesprächen des Nannerl entstanden, das auf reges Interesse stieß und die Aufmerksamkeit der Kinder fesselte. Und so ganz nebenbei auch ein Porträt des Menschen Wolfgang Amadeus, nicht nur des Kinderstars. Von den Anstrengungen der großen Reisen quer durch Europa berichtete sie da so anschaulich, dass jeder Zuhörer sofort Bilder im Kopf hatte. Und bei diesen Strapazen spielte Wolfgang Amadeus nicht nur die tollsten Sachen vor hohen Herrschaften, sondern schrieb auch noch seine Musik, sogar in der engen, wackeligen Kutsche. Denn er hatte immer Musik im Kopf. „Mich beißt es heute hinter den Ohren und hinter den Augen, da will Musik heraus“, sagte er oft und musste alles schnell aufschreiben, was ihm einfiel. Und einiges von dem, was ihm eingefallen ist, stellte das Orchester des Pfalztheaters vor. Den ersten Satz aus „Eine kleine Nachtmusik“, KV 525, erkannten viele Kinder sofort, weniger bekannt war die „Kindersinfonie“ des strengen Vaters Leopold Mozart (1719 bis 1787). Doch das schnelle Allegro mit so lustigen zusätzlichen Instrumenten wie einer Trommel, einer Nachtigall, einem Kuckuck, einer Ratsche und einer Tröte mit ihren komischen lautmalerischen Akzenten sorgte für Begeisterung und viel spontanes Lachen – nicht nur bei den kleinen, sondern auch bei den großen Besuchern. Ein spannendes Spiel war es auch, die zwölf Variationen über das französische Kinderlied „Ah, vous dirai-je maman“, in Deutschland bekannt unter dem Namen „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ zu verfolgen. Das leichte und doch so nuancenreiche Spiel von Pianistin Sachiko Furuhata-Kersting betonte Kontraste, schreckte aber auch vor Ecken und Kanten nicht zurück und machte diese musikalische Spurensuche so zu einem richtigen Erlebnis. Dass ein Konzert im Grunde nichts anderes ist als eine musikalische Unterhaltung zwischen einem Solisten und einem Orchester, demonstrierten die Künstler eindrucksvoll mit der facettenreichen, farbigen Interpretation des zweiten Satzes aus Mozarts Klavierkonzert d-moll, KV 466. Da Mozart aber fast alles schrieb, nicht nur Konzerte und Sinfonien, sondern auch Opern, rundeten die „Zauberflöte“-Ouvertüre und der vierte Satz der berühmten „Jupiter“-Sinfonie, Nr. 41, KV551 dieses fesselnde und kindgerechte Programm ab, zu dem nicht nur viele deutsche, sondern auch amerikanische Eltern mit ihren Kindern gekommen waren – trotz der Konkurrenz durch den Weihnachtsmarkt.

x