Kaiserslautern „Ich bin zufrieden“

Richard Müller
Richard Müller

Die 23. Ausgabe des Kammgarn International Jazzfestivals ist nun auch schon Geschichte (wir berichteten kontinuierlich). Am Samstagabend endete der dreitägige Konzertreigen, der mit sieben Gruppen unterschiedliche Facetten des Jazz’ beleuchtete. Über 1000 Besucher kamen dabei ins Kulturzentrum. Inzwischen ist das Fazit gezogen, RHEINPFALZ-Mitarbeiter Walter Falk unterhielt sich mit Kammgarn-Chef Richard Müller darüber.

Herr Müller, zunächst einmal zu Ihren Eindrücken des Festivals...

... ein atmosphärischer Eröffnungsabend am Donnerstag auf höchstem Niveau, ein ausverkaufter Stadtsparkassen-Abend am Freitag mit einer jungen Jazz-Bassistin, die alle in Staunen versetzt hat, und dann der Abschluss-Abend mit einer Jazz-Lady, die leider unter ihrem Können blieb, dafür aber mit zwei Weltklasse-Trompetern! Im Vergleich zu den letzten Jahren haben Sie das Festival abgespeckt... Ja, wir haben von neun auf sieben Bands reduziert und damit das Festival kompakter gestaltet. Die Eröffnung mit einem Jazz-Trio im Cotton Club hat sich schon letztes Jahr bewährt. Die Sonntagsmatinee haben wir gestrichen. Sie haben in Ihrer Festivalgeschichte immer großen Wert auf den Jazz der Nordländer gelegt. In diesem Jahr verzichteten Sie völlig auf den skandinavischen Jazz, zauberten aber stattdessen zwei israelische Weltklasse-Formationen aus dem Hut. Wie kam es dazu? Persönlich habe ich ein Vorliebe für skandinavischen Jazz. Wir wollten aber etwas Neues ausprobieren – und das ist vom Publikum sehr gut angenommen worden: Die israelischen Bands und Frau Glyk haben extrem überzeugt. Demnach dürften Sie ja mit der diesjährigen Ausgabe sehr zufrieden sein. Sind Sie auch mit der Besucherresonanz zufrieden? Wir haben rund 1200 Karten verkauft – die Abrechnung ist noch nicht gemacht. Aber ja, ich bin zufrieden. Wie wird so ein Festival überhaupt zusammengestellt? Und wie gestaltet man den Festival-Aufbau? Wir arbeiten ein ganzes Jahr am Programm, beobachten den Markt, verfolgen CD-Veröffentlichungen, besuchen Konzerte, diskutieren mit Agenturen und Labels. Dann suchen wir bezahlbare Top-Acts aus und vervollständigen das Programm. Das ist ein vielseitiger Prozess, macht Spaß und bleibt bis zur Festival-Eröffnung spannend. Wie kann die Kammgarn solch ein Festival überhaupt finanzieren? Die Vorgabe ist, dass das Festival kostendeckend zu sein hat. Ein finanzielles Minus ist im Etat nicht vorgesehen. Das ist natürlich knallhart. Wir können diese Anforderungen nur durch die Unterstützung des Kultusministeriums, des Kultursommers Rheinland-Pfalz und der Stadtsparkasse erfüllen. Letztere hat sich ja zum Glück nicht wie andere Geldinstitute aus dem Kultursponsoring geschlichen, sondern steht seit 16 Jahren zu ihrem Engagement. Würde ein Partner ausfallen oder der Kartenverkauf einbrechen, wäre dies das Aus. Dürfen die Festivalbesucher im nächsten Jahr wieder solche positiven Überraschungen erwarten? Das hoffe ich – wir freuen uns schon! Die Besucher des Festivals sind sehr offene Menschen, die Überraschungen zu schätzen wissen. Und wir lieben es die Menschen damit zu konfrontieren. Wir sind ja kein Mainstream-Haus. In zwei Jahren feiert das Jazzfestival ja sein 25-Jähriges. Werden dazu schon jetzt die Fühler ausgestreckt, zu einer ganz besonderen Ausgabe? Das stimmt. Aber erstmal feiert die Kammgarn im Mai 30. Geburtstag. Ich danke fürs Gespräch.

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