Kreis Kaiserslautern „Höfe für Bevölkerung öffnen“

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Mit einem Lächeln gab Günter Albrecht (links) sein Amt als Vorsitzender des Bauern- und Winzerverbands Kreis Kaiserslautern in der Hohenecker Burgschänke an seinen Nachfolger Jürgen Vogelgesang weiter.

Nach 26 Jahren als Vorsitzender des Kreisbauernverbands Kaiserslautern gab Günter Albrecht aus Reichenbach-Steegen nun sein Amt ab. Bei der turnusgemäßen Wahl im Kaiserslauterer Stadtteil Hohenecken wurde Jürgen Vogelgesang aus Martinshöhe am Mittwochabend zum neuen Vorsitzenden gewählt.

Etwas länger als ein Viertel Jahrhundert war Günter Albrecht Vorsitzender im Bauern- und Winzerverband Kreis Kaiserslautern. Der 60-jährige Landwirt aus Reichenbach-Steegen war bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, wenn es um das Wohl der Landwirtschaft, um die Betriebe, ihre Menschen und um die Zukunft der Westpfalz ging. Bei der Wahl am Mittwoch stand Albrecht nun nicht mehr als Kandidat zur Verfügung. Zu seinem Nachfolger wurde mit nur einer Gegenstimme der 46-jährige Landwirt Jürgen Vogelgesang gewählt. Der neue Kreisvorsitzende bewirtschaftet mit seiner Familie in Martinshöhe einen Gemischtbetrieb mit dem Schwerpunkt Milchvieh. „Wir müssen unsere Höfe noch mehr für die Bevölkerung öffnen und ihnen vor Ort erklären, was wir machen“, nannte Vogelgesang ein Vorhaben, für das er sich zukünftig stark machen will. Dazu gehört für ihn auch, die Schulen mehr in die Pflicht zu nehmen und mit den Schülern auch auf die Bauernhöfe zu gehen. „Das will ich vorantreiben!“, sagt der neue Kreisvorsitzende. Bauernpräsident Eberhard Hartelt bedankte sich bei Albrecht für seine „legendären Auftritte“, in denen er immer wieder das Ende der bürokratischen „Hektar- und Erbsenzählerei“ anmahnte. „Günter Albrecht war mit streitbarer Leidenschaft für seine Bauern und seine Region im Einsatz“, betonte der Bauernpräsident. Mit Sorge sprach Hartelt über die Agrarpolitik und die Macher in Berlin und Brüssel. „Ihr treibt uns die Jugend aus den Höfen und vom Lande“, schimpfte er und forderte eine verlässliche Agrarpolitik mit stabilen Rahmenbedingungen für den Wirtschaftsbereich Landwirtschaft. Richtung Landesregierung und über die aktuelle Diskussion um die notwendige Sanierung der Schweineställe auf der Lehr- und Versuchsanstalt Neumühle wetterte er: „Das Land verschwendet Unsummen auf dem Hahn und dem Nürburgring. Für die Westpfalz nimmt es nicht mal einen Kleckerbetrag von 300.000 Euro, verteilt auf drei Jahre, in die Hand, obwohl es um die Grundausbildung der Landwirte geht.“ Die Neumühle, Glyphosat und „das permanente an den Pranger stellen der Landwirte“ waren die Themen des Abends. „Das Insektensterben hat viele Ursachen. Dazu zählen auch die eingeschleppten chinesischen Marienkäfer. Seit es die gibt, sind kaum noch Kartoffelkäfer da, weil die Marienkäfer die Eier fressen. Die fressen auch andere Insekten. Auch die vielen Dachse und Waschbären sind beteiligt. Sie räubern Wildbienennester“, begegnete Karl Gortner dem Vorwurf, die Landwirtschaft sei alleine schuld am Insektensterben. Mit Gortner, Kartoffelbauer als Lambsborn, scheidet ein weiteres Urgestein aus dem Bauernvorstand aus. Gortner blickt auf 47 Vorstandsjahre zurück. Angefangen bei der Landjugend war er von 1985 bis 1992 selbst Kreisvorsitzender. Bei der jüngsten Wahl folgte ihm sein Sohn William als neuer Beisitzer in den Kreisvorstand nach. Karlheinz Raab, Gerald Schiefner und Helmut Frey wurden in ihrem Beisitzeramt bestätigt. Andreas Diehl und Thomas Cornelius wurden erneut zu stellvertretenden Kreisvorsitzenden gewählt. „Der Job hat mir Freude bereitet, aber ein Spaßfaktor war nicht dabei, weil es um unsere Existenzen geht“, umschrieb Albrecht seine langjährige Arbeit. Er erinnerte an die schwierige Zeit der BSE-Krise, die die Bauern unverschuldet sehr viel Geld gekostet habe. Er sehe mit Schrecken eine Parallele zur aktuellen Gefahr der Afrikanischen Schweinepest. Als „ungerecht“ und „schmerzlich“ beklagte er den Wegfall der Ausgleichszahlungen für die benachteiligten Gebiete in der Westpfalz. „Der Verband ist unser Sprachrohr, wir brauchen ihn, sonst gehen wir hier in der Westpfalz vor die Hunde“, appellierte der scheidende Vorsitzende an alle Bauern, hintern dem Bauernverband zu stehen.

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