Kaiserslautern Hemmungslos und knitterfrei

Opulente Stimmen, Esprit und vier wunderbar individuelle Frauen – das sind die Schöne Mannheims. Mit ihrem Programm „Entfaltung“ versprühten „Mannheims schönste Giftspritzen“, so die Vorabinfo, am Samstagabend im Ramsteiner Congress Center ihren umwerfenden Humor, dass kein Auge trocken blieb.

Nicht nur Musik ist Trumpf, wenn die vier attraktiven Damen Anna Krämer, Susanne Back, Smaida Platais und Stefanie Titus in ihren todschicken Kleidern die Bühne betreten. Köstlich persiflieren sie die Frauenwelt, ohne die Männer etwa ins Lächerliche zu ziehen. „Wir sind entfaltet“, singen sie in schönstem Harmoniegesang. „Hemmungslos, schonungslos.“ In der Tat. Die vier Teufelsweiber ziehen alles durch den Kakao, ganz gleich, ob es um äußere oder innere Entfaltung geht. „Entfaltung“: Dieser Titel ist Programm. Vielfalt statt Einheit, Ecken und Kanten, statt sich aalglatt durchs Leben zu schlängeln. Spritzig frech, aber garantiert ungespritzt. Mal sanft, mal kratzbürstig geben sie sich dabei. „Und wenn der Mann nicht pariert, wird er kompostiert.“ Sie starten mit einer Tour de Force, dass man aufpassen muss, keinen Lachkrampf zu bekommen, und auf der „ungebremsten Bremsspur“ geben sie richtig Gas. Stets mit einem Augenzwinkern widmen sich diese Teufelsweiber den kleinen und großen Themen, dem Alltäglichen und Skurrilen, dem Naheliegenden und dem Abseitigen. Auf musikalisch-szenische Art nehmen sie sich selbst dabei nicht allzu ernst. Mit gelöster Handbremse überschreiten sie so manches Verbotsschild und machen nie Halt vor Neuem. Sie sind echt und geradeaus, tanken nur Super und machen sich den Weg frei. Und so sprengen sie sämtliche Ketten der Konventionen, wenn sie offen Einblicke in ihre Phobien gewähren. Während Smaila, die Leiterin der Selbsthilfe-Gruppe „Meine Phobie und ich“, anfängt zu schreien, wenn jemand schreit, hat Susanne eine Phobie vor Entschuldigungen und bekommt dabei einen Schluckauf. Steffi hingegen fürchtet sich vor Wiederholungen und muss dann jedes Mal grunzen, und Anna muss bellen, weil sie die Stille nicht ertragen kann. In einem chaotischen Wirrwarr mündet diese Sitzung, wenn alle durcheinander bellen, grunzen, schreien und maunzen. Verballhornt wird auch der deutsche Schlager, der nach Ansicht dieser Powerfrauen zu 60 Prozent aus „Ich“ und zu 40 Prozent aus „Du“ bestehe. „Dazu gebe man noch die Liebe, allerdings mit dem italienischen Wort ,Amore’, mische das Ganze kräftig durch – und fertig ist die Schmonzette.“ Ihre Qualität besteht darin, in Nullkommanichts von ernst auf urkomisch umzuschalten und eine Bühnenshow hinzulegen, die rasant zwischen bewegenden Liedern und zum Schreien komischer Comedy oszilliert. Dazu Kabarett und gesangliches Können mit einer Prise Sex-Appeal und einer gehörigen Portion Selbstironie. Vor allem wenn sie zu ihren Liedern erotisch verlockend mit den Hüften wackeln. Übertriebene Gebärden, laszive Bewegungen, kokettes Klimpern mit den Augenlidern, all das weist darauf hin, dass diesen großartigen Schauspielerinnen nichts heilig ist. So urkomisch und rotzfrech, wie es nur Profis fertigbringen, überschreiten sie sämtliche Grenzen. Denn sie trauen sich was. Hemmungslos und knitterfrei, witzig und geistreich versprühen sie Esprit und Charme. So jagt ein fernsehreifer Sketch den nächsten. Ob sie Opernarien, Pop oder Lieder aus eigener Feder zelebrieren, auch gesanglich überzeugen sie mit großem Stimmenumfang und Ausdrucksvermögen. Einen veritablen Sopran von wahrhaft schöner Klangqualität und großer Kraft demonstriert Smaida Platais, mit Kraft und Eloquenz singt die Altistin Anna Krämer, und Susanne Back verzaubert die Hörer durch die Sinnlichkeit ihres Gesangs. Egal ob solo, im Duett oder zu dritt, sie intonieren und spielen auf höchstem Niveau. Begleitet werden sie von den hochgezogenen Augenbrauen der Pianistin, die ohne viel Worte ebenfalls ihren Teil zur Show beiträgt. Entertainment im besten Sinne. Das Publikum bedankt sich mit begeistertem Beifall.

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