Kaiserslautern Hart, bösartig und schön

Mahnend schwenkt Sänger Alexander Wohnhaas beim Titel „Horrorclown“, einem Song „über Hass, über Lügen und über Donald Trump“, d
Mahnend schwenkt Sänger Alexander Wohnhaas beim Titel »Horrorclown«, einem Song »über Hass, über Lügen und über Donald Trump«, die US-amerikanische Flagge.

Das wurde aber auch Zeit. Die Münchener Truppe von Megaherz hat ihren Lauterer Fans am Samstag den ersehnten Besuch zur neuen Platte abgestattet. 2015 hat man sie das letzte Mal in der Kammgarn gesehen, damals noch zur „Zombieland“-Scheibe. Nun ging es zum kometenhaften Aufstieg des nagelneuen „Komet“-Albums. Und wieder schallten die Fan-Chorgesänge im Dauermodus durch das Kasino.

Mit dem Trio Anna Lux haben sich die Megaherzen stilistisch eine eher untypische Band als Unterstützung geholt. Mit ihrem Set aus mal akustischem, mal etwas derberem Dark-Synth-Pop brachten sie die Massen nicht ganz in Wallung – musikalisch nicht schlecht, aber etwas zu zahm für ein Megaherz-Vorprogramm. Danach war Heldmaschine an der Reihe und brachte die Menge musikalisch auf den richtigen Kurs. Ein „Held“ nach dem anderen stieg aus dem Dunkel auf ein Podest und ließ sich von der Masse bejubeln. Die Rammstein-Ausgeburten haben sich des Vorab-Jubels würdig erwiesen: „Radioaktiv“ bebte noch im Abgang in den Ohren, „Die Maschine spricht“ rotzte förmlich Rammstein-eske Salven auf die Bühne und für „Weiter!“ stürzte sich Rene Anlauff persönlich ins Hände-Meer. Was kann man dazu noch sagen? In einer halben Stunde Spielzeit haben die Härte-Rocker mehr geleistet, als manch andere in einer zweistündigen Show. Aber – Megaherz sei Dank – ging es gleich darauf mit einer Mega-Show weiter. Auf den vier LED-Bildschirmen – zwei außen und zwei in der Mitte der Bühne – waren Bilder eines Raketenstarts und die Erdkugel von oben zu sehen. „Nine, eight, seven, ...“ Und die fünf ,,Kometen“ stiegen empor zu „Vorhang auf“ – dem Eröffnungs-Track des neuen Albums. „Komm lass uns fliegen, so hoch hinaus – Applaus, Applaus, Applaus“, heißt es darin. Den gab es zuhauf. „Hallo Kaiserslautern! Los geht`s!“, rief Sänger Alexander „Lex“ Wohnhaas in den Raum. Und schon wurden die Fans über den „Jordan“ geschickt und die Band schürte die Angst vorm „Horrorclown“ – ein Song „über Hass, über Lügen und über Donald Trump“, mahnte Lex und schwenkte fast bedrohlich die amerikanische Flagge, während Textzeilen wie ,,Der erste Schritt zur neuen Mauer / sind die Gedanken, die uns trennen“ die Band klar zum Anti-Rechts-Lager zugehörig zeigten. Es war also wieder eine zünftige Megaherz-Show. Nicht zu viel Gefackel, gleich auf den Punkt – hart, bösartig und schön: Neue Deutsche Härte par excellence. Das Make-up ist da fast schon unnötiger Schnickschnack – Megaherz haben auch ohne eine elektrisierende Bühnenpräsenz. Musikalisch geht man auf der neuen Platte gewohnte Pfade. Lex zeigt hier und da, was er gesanglich drauf hat. Die Instrumentalisten sorgen derweil für Gänsehaut mit aggressiven und zugleich prachtvollen Stücken wie dem taufrischen„Nicht genug“ und dem raketenhaft donnernden Titeltrack des neuen Silberlings „Komet“. Hundert Prozent Megaherz eben. Die Band reißt mit ihrem Sound die gewohnten Links-Rechts-Klüfte in ihren Songtexten auf, nutzt Provokation als Stilmittel, bedient sich allem, was die künstlerische Freiheit hergibt und bringt die Masse damit zum zügellosen Abfeiern. Ein dickes Zugaben-Set war da Pflicht und wurde vom Publikum mit noch mehr Applaus belohnt. Ganz einfach mega! Punkt!

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