Kaiserslautern Große Familie frenetisch gefeiert

Am Ende der 19. Chanson-Nacht euphorisch gefeiert: die Sängerinnen Kirsti Mijami Alho, Margit Engel und Pauline Ngoc (von links)
Am Ende der 19. Chanson-Nacht euphorisch gefeiert: die Sängerinnen Kirsti Mijami Alho, Margit Engel und Pauline Ngoc (von links).

Für die Nuit de la Chanson gilt stets: „Verleugne nicht deine Seele, deine Emotionalität.“ Nicht zuletzt deshalb ist das zehnköpfige Ensemble im Laufe der Jahre zu einer Familie herangewachsen. Was immer die Künstler tun, sie sind eine Einheit. Dieser Tatsache verdanken sie auch ihre große Beliebtheit. Die 19. Ausgabe dieser Chansonnacht war am Freitagabend wieder ausverkauft.

Allein die Band. Sechs Musiker, die sich gesucht und gefunden haben, sind sie. Wie sie sich entspannt die Bälle zuwerfen und dabei einen stetigen Fluss an Ideen entwickeln, ist großartig. Da ist bei den Gitarristen Guido Allgaier und Joe Reitz in jedem Ton inneres Feuer anzuhören. Wunderschöne, wilde Soli moduliert vor allem Allgaier, dessen atemberaubende Soli immer abwechslungsreicher werden und die Reitz auf seiner Akustikgitarre rasant untermauert. Schnörkellos und virtuos zupft Wolfgang Janischowski seinen Kontrabass, während Vincenzo Carduccio am Akkordeon fließende Melodien und zuweilen delirische Tastenorgien liefert und Michael Lakatos auf dem Schlagzeug wie ein funkensprühender Feuerwerkskörper agiert. Nicht zuletzt begleitet Albert Koch auf der Mundharmonika mit atemberaubender Intensität. Losgelöst von Etiketten und Klischees gelingt den Sängerinnen des Abends, Gastgeberin Pauline Ngoc, Margit Engel und Kirsti Mirjami Alho, zwischen den Zeilen der Songs von Dalida, Jeannine Avril oder Aretha Franklin das Schmiermittel für ihr eigenes Ding zu finden. Die Facettenhaftigkeit eines bewegten Lebens spiegelt sich im Gesang von Ngoc, die sich mal in Pariser Chic, mal als „Weihnachtsbaum“ gekleidet hat. Ob es sich um das schwelgerische „Fils de Dragon“ (Jeannine Avril), „Blanche Nuit de Satin“ (Marie Laforêt) oder „Je ne parle pas Francais“ (Namika) handelt, jedes Stück vermittelt emotionale Ausdruckskraft ohne jede Exzentrik. Es ist aber vor allem ihre Stimme mit dem dunklen und warmen Timbre, die tief unter die Haut geht. Manchmal geht das Temperament mit ihr durch, dann steigert sich ihre Stimme bis zum expressiven Cry. Auf den Mythos der Sechziger setzt Margit Engel. Lieder wie „5 Million de roses“ (Dominique Moisan) und „Johnny, tu n`est pas un angel“ intoniert sie mit starker emotionaler Ausdruckskraft. In „Viens, viens“ (Marie Laforêt) akzentuiert sie nahezu jede Silbe und steigert sich zu expressiver Authentizität. Die Finnin Kirsti Alho kann bei Songs wie „Femme fatale“ und „J`attendrais“ (Louis Mariano) ihre Nähe zum Jazz nicht verbergen. Mit ihrer charismatischen Stimme baut sie konzentrierte Spannung auf. Eine konstante Größe bei der Chansonnacht ist auch Ina Bartenschlager, die mit ihrer poetischen Sprache, den informativen Texten über Interpreten wie Dalida, Jeannine Avril oder Aretha Franklin, aber auch mit ihrer klaren Artikulation der französischen Sprache das Publikum immer wieder zutiefst beeindruckt. Schon früh reißen die Chansonières mit dem Antikriegslied „Que sont devenus les fleurs“ („Sag mir, wo die Blumen sind“) das begeisterte Publikum mit. Und weihnachtlich stimmungsvoll klingt das zweieinhalb-stündige Konzert mit Titeln wie „Happy X-mas (War Is Over)“ von John Lennon und „Santa Claus is coming“ aus. Das Publikum fordert mit euphorischem Beifall eine Zugabe heraus.

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