Kaiserslautern Großartige Musik-Botschafter

Überzeugendes Ensemble: Die Akteure der USAFE Band unter Stabführung von Cristina Moore Urrutia (vorne rechts) haben beim Weihna
Überzeugendes Ensemble: Die Akteure der USAFE Band unter Stabführung von Cristina Moore Urrutia (vorne rechts) haben beim Weihnachtskonzert in der Fruchthalle aufs Neue Beifallsstürme geerntet.

Das Weihnachtskonzert der 1943 gegründeten USAFE (United States Air Forces in Europe) Band ist eigentlich jedes Jahr ein besonderes; fungiert der in verschiedenen Formationen von sinfonisch-konzertant bis Bigband-Besetzung auftretende Klangkörper doch als musikalischer Botschafter. Auch der seit über 30 Jahren bestehende Rheinland-Pfalz International Choir mit rund 50 Vokalisten ist nicht nur programmatisch ein kosmopolitisch „gestimmter“ Sympathie- und Werbeträger, der das sprichwörtliche Eis zum Schmelzen brachte.

Und doch avancierte das Konzert unter den vielen der vergangenen Jahre zu einem herausragenden: Denn mit der neue Dirigentin Cristina Moore Urrutia schwingt jetzt eine charismatisch-charmante Persönlichkeit den Taktstock, die mit ihrer ganzen Körpersprache, klarer und sicherer Zeichengebung und Übersicht sowie vor allem Stilgefühl nachhaltig ihre dezidierten Musik- und Werkvorstellungen überzeugend vermittelte – und vor allem resolut durchsetzte. Ist die Dirigentin auch eine in vielen Sinfonieorchestern zuvor mitwirkende Hornistin, so zeigte sich diese Vielseitigkeit auch bei der exzellente Soli spielenden Flötistin Sarah Howard-Carter. Diese wartete vokalistisch mit weiteren Überraschungen auf, verleitete selbst beim Klassiker „Jingle Bells“ durch eine kapriziöse, unbedingt mitreißende verjazzte Version zu neuen Entdeckungen. Sie bringt eigentlich alles für eine große Karriere mit: gestische und stimmliche Ausdruckskraft in ihrer starken Bühnenpräsenz, solistische Bravour stimmlich und instrumental sowie Überzeugungskraft gleichermaßen. Dagegen ließ der Bariton Denver Murphy bei Balladen nach traditionellen jüdischen Gedichten zur Zeit der Kreuzzüge vor allem durch seine stimmliche und intonatorische Reinkultur und die klare, gut verständliche Textgestaltung und Diktion aufhorchen. Doch muss es neben diesen herausragenden Persönlichkeiten weitere Besonderheiten geben, die den sensationellen Erfolg mit stürmisch geforderten Zugaben und langen Ovationen am Konzertende erklären? Abgesehen von einer sehr lebendigen, emphatischen, immer beseelten Spiellaune und einer fast schon übersteigerten Darstellungskraft mit springenden Funken aufs Publikum, ist die hohe Kunst der Arrangeure zu würdigen: Ein Medley traditioneller deutscher Weihnachtslieder wird durch sinfonisch-monumentale Klangwirkungen als Ein- und Überleitungen erst zu einem Erlebnis. Händels „Joy to the world“ wird durch das Arrangement von Shane Stanke zum Monumentalereignis: Chor und Orchester verschmelzen bombastisch zu einer klanglichen Einheit voll eruptiver und bisweilen plakativer Kraft, obwohl sich anfangs leichte Verschiebungen im Zusammenklang einstellten. Herzblut, minutiös ausgefeilte Arrangements – sozusagen auf den Leib geschneidert – und sprühende, niemals statische Spielfreude gehen weit über das hierzulande gewohnte Maß hinaus. Noch zwei Beispiele: Hinter Leroy Andersons Schlittenfahrt und Emil Waldteufels Walzer der Schlittschuhläufer verbergen sich zwischen eleganten locker-leichten Notenflügen immense Schwierigkeiten in brillanten Figurationen der Holzbläser. Mit ironischem Augenzwinkern und einer Art Understatement werden sie nicht nur gemeistert, sondern komödiantisch überspielt. Großartig! Und dann die Bigband-Besetzung zur Eröffnung von teils zwei-in-einer verjazzten Version im Salsa-Stil über einer Tschaikowsky-Ballettmusik bewies der Solist, dass eine Bassposaune butterweich geschmeidig gespielt werden kann. Viele Entdeckungen also, die sich am Ende in bewegenden Szenen im Publikum Luft machten.

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