Kaiserslautern Grimm mit Beat und Bass

Kommen an beim jungen Publikum: Deine Freunde.
Kommen an beim jungen Publikum: Deine Freunde.

Coole Kinderlieder, die Kinder ernst nehmen – geht das? Ja das geht! Deine Freunde machen es vor. Am Freitag war das Hamburger Trio mit ihrem „Keine Märchen“-Programm zu Gast im Kasino. Mit Liedern über das Hinausschieben von Hausaufgaben, die kleine Delle namens Fontanelle und brutale Grimm-Geschichten, verpackt in Beat und Bass, veranstalteten die Freunde eine Megaparty für Große und vor allem Kleine.

Nein, Kinder müssen nicht mit Dutzi-Dutzi-Ri-Ra-Rutsch-Liedgut eingelullt werden. Deine Freunde treten seit nunmehr sechs Jahren den Beweis an. Man kann den Kleinen auch kindgerechte Lieder servieren, die ihre Welt ernst nehmen und sowohl ihnen selbst, als auch den Eltern mehr über das Leben beibringen – ohne banale „Rucki Zucki“- und „Tschu Tschu Wa“-Refrains à la Karsten Glück & Co.. Rolf Zuckowski machte es vor, Deine Freunde sprangen 2012 auf den Zug auf und fuhren mitten in ein Hip-Hop-Festival. Denn Florian Sump, seinerzeit Schlagzeuger bei der 90er-Jahre Pop-Band Echt und in der Rap-Szene bekannt als Jim Pansen, Markus Pauli, Tour-DJ von Fettes Brot, und Lukas Nimscheck, ehemaliger Kinder-TV-Moderator, machen Musik, die ihnen selbst gefällt und erklären dabei ihrem jungen Publikum die Welt mit all ihren Eigenheiten. Zum Beispiel den Sinn, Zweck und die Schreibweise der „Fontanelle“. Ja, richtig gelesen. Diese kleine weiche Stelle am Kopf, über die wir uns eigentlich nie so recht Gedanken machen. Deine Freunde schon; sie machen sogar ein Lied daraus – „als erste Band überhaupt“, verkündete Nimscheck stolz. Und zwar in astreiner Hip-Hop-Manier, goldenen Gangsta-Jacken und mit schmissiger Tanzchoreo inklusive. Und genau wie beim Großmeister der Kindermusik, Rolf Zuckowski, dürfen die Kleinen bei den Freunden auch mal Schwächen zeigen und Probleme thematisieren. Man nehme den „Hausaufgaben“-Song, der den jungen Hörern absolut zugesteht, auch mal keinen Bock auf die lästigen Schulaufgaben zu haben. Die drei Freunde haben ihre Hausaufgaben jedenfalls gemacht. Sie holen ihr junges Publikum direkt aus dem Kinderzimmer auf die Hip-Hop-Bühne. Flo, Pauli und Lukas machen coole Rap-Mucke – echt, laut und technoid –, werfen Trap, Dance, R’n’B und eine Prise fröhlich kickenden Disco-Pogo in einen Topf, nehmen den erhobenen Zeigefinger der Eltern und drücken den Bass rein. Die Musik ist zugleich kindgerecht und erwachsenentauglich, kann problemlos in jeder Kinderdisco rauf- und runterlaufen und hätte auf jedem Hip-Hop-Konzert die Menge gut im Griff. Die Kids tanzen zu den Beats, und die Eltern sehen dank der Texte die Welt durch die Augen ihrer Sprösslinge. Zum Beispiel wenn sich das Trio die altbewährten und altgeliebten Grimm-Märchen zur Brust nimmt, die selbst aus erwachsener Sicht gar nicht so ohne sind. Zum Teil gruseliger als das, was man tagtäglich im Abendfernsehen sieht. Die drei Freunde bringen es auf den Punkt: „Rumpelstilzchen, der gemeine Freak / Fremde Namen sagen sollen, fremde Kinder haben wollen, sorry, nicht ganz mein Gebiet / Außerdem bekomme ich bei jedem Apfel, den ich seh, Panik wegen Gift, das ist nicht okay, nee!“ Und wenn „der große, böse Wolf eine Großmutter frisst“, sind das Bilder, die ein Kind „nie wieder vergisst.“ Stopp! „Mach das Buch zu, lass da mal nie wieder drüber sprechen. Diese Welt ist nicht perfekt, doch ich leb lieber in der echten / Denn ohne Happy End sind die Geschichten ziemlich hart, und währenddessen einzuschlafen, ist mir zu gewagt.“ Ganz genau! Mit der bandeigenen Liebeserklärung „Unsere Fans“ ging es um 18.40 Uhr langsam, aber sicher in den Endspurt. Denn auf eines legen auch die Freunde viel Wert: dass ihr Publikum zeitig in die Heia kommt.

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