Kaiserslautern Godoj schießt Pfeile gegen Rechts

Fast schon ein Heimspiel: Thomas Godoj ist zum sechsten Mal in der Kammgarn zu Gast.
Fast schon ein Heimspiel: Thomas Godoj ist zum sechsten Mal in der Kammgarn zu Gast.

Am Schluss trug ihn das Publikum buchstäblich auf Händen: Zusammen mit tosendem Schlussapplaus und einem ordentlichen Zugaben-teil ging damit am Freitagabend ein weiteres Mal ein erfolgreiches Konzert mit Thomas Godoj und seiner Band im Hause Kammgarn zu Ende.

Vorausgegangen war ein gut zweistündiges Powerprogramm voll treibendem, in jeder Hinsicht – auch textlich – bewegendem Deutschrock, mit dem Godoj sein Publikum im voll besetzten Cotton Club von Anfang an gefesselt hatte. Nicht zufällig tragen das aktuelle Album und die dazugehörige Tournee des „Deutschland sucht den Superstar“-Siegers von 2008 den ungewöhnlichen Titel „13 Pfeile“. Ziemlich bald wird klar: Gerade die im Rahmen des Konzerts vorgestellten Titel aus jenem jüngsten Album sind in der Tat pointiert, gerade heraus, schnittig im Rhythmus und treffend in der Aussage. Sie beschäftigen sich gesellschaftskritisch etwa mit politisch rechten Tendenzen („Keine Option“), mit der modernen Musikindustrie („Gladiatoren“), nicht zuletzt mit sich selbst und seinen Gefühlen, die thematisch unter anderem zwischen Zuneigung, Unsicherheit und Euphorie („Bester Tag“) pendeln. Da wird ein breites Spektrum abgedeckt, da konnte sich der Zuhörer auch an diesem Abend oft genug wiederfinden. Auf diese Weise stieg die Stimmung permanent an. Und Godoj wirkte durch seine im Übrigen nie penetrant wirkende Offenheit ganz besonders sympathisch. Sehr emotionale Momente Sehr emotionale Momente markierten dabei die Stücke „Auf die Freiheit“ und speziell „Heimathafen“: „Ihr seid so etwas wie ein zweiter Heimathafen für mich“, lobte der aus Recklinghausen kommende Musiker das zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich ausgelassene und begeistert mitgehende Publikum. Das nahm man ihm nicht nur angesichts der Reaktionen auch gerne ab. Immerhin war dies auch schon Godojs sechster Auftritt vor Ort. Aber auch mit älteren Songs konnten der schon mehrfach ausgezeichnete Künstler und seine erfahrenen, auch komplexe Partien perfekt meisternden Musiker Sebastian Netz, Thomas Spindeldreher (beide Gitarre), Sebastian Heuckmann (Bass) und Olli oZ Schmitz (Schlagzeug) die Fans nachhaltig berühren und voller Energie mitreißen. Ein Höhepunkt war hier „Dächer einer ganzen Stadt“, das von vielen nicht nur ganz vorne an der dicht umlagerten Bühne über ganze Strophen hinweg auswendig mitgesungen und sogar noch nach dem letzten „offiziellen“ Ton ganz ohne Zutun des verblüfften Sängers mit hochgereckten Händen fortgeführt wurde: „Uns gehör`n die Sterne und der Mond heut` Nacht. Dieser Ort ist wie für uns gemacht…“. Keine Frage, das Publikum liebt Godoj. Und der publikumsnahe Godoj liebt sein Publikum. Ja, dieser Ort, der anfangs etwas arg laut beschallt war und die Texte daher stellenweise unverständlich erscheinen ließ, er war an diesem Abend ein besonderer für die auf beiden Seiten des Bühnenrands stehenden Mitwirkenden: Für Godoj und seine Jungs, die mit technischer und kompositorischer Professionalität und ansprechenden Texten gleichermaßen beeindruckten. Und für das Publikum, das sich im Cotton Club der Kammgarn sichtlich und hörbar gerne lenken und mitnehmen ließ auf eine ebenso kurzweilige wie anspruchsvolle musikalische Reise. Die Gäste waren so begeistert, dass sie den stagedivenden musikalischen „Reiseleiter“ zum Ende des Ausflugs hin sogar begeistert auf Händen trugen.

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