Kaiserslautern Glockencafé: Jazz mit dem Heesu Yun Quartett

Ein Jazzkonzert im kleinen Glockencafé, während in der Kammgarn das Jazzfestival brummt? Konnte das funktionieren? Ja. Denn erstens fand sich trotz der doch massiven Konkurrenz eine schöne Anzahl Gäste ein, und zweitens sorgte das Heesu Yun Quartett mit seinem stimmungsvollen Jazz für echte Clubatmosphäre. Dass der Sound trotz der maßvollen Lautstärke des Konzerts angenehm und voll erschien, lag nicht zuletzt an den neuen akustischen Raumelementen im Glockencafé.

Schafwoll- und gelochte, geschwungene Verbundelemente an Wänden und Decken machen den Klang im „Glocken“ seit neuestem trocken und schlucken störenden Hall. Davon profitierte die Musik des Maastrichter Quartetts aus durchweg jungen Musikern. Die Südkoreanerinnen Heesu Yun am Mikrophon sowie Jungmi Yun am Piano sowie der Italiener Giorgio Sienstra am Bass und der Deutschrusse Ilja Tarmopolskij am Schlagzeug brauchten zu Beginn doch einige Zeit um zusammenzufinden. Doch die jungen Leute, die sich am Maastrichter Konservatorium formiert haben, hatten beim Publikum gleich einen Sympathiebonus und boten nach einer gewissen Einspielzeit doch mal dichten und rhythmusbetonten Jazz und mal soli- und improvisationslastige Stücke. Sehr hörbar und moderat und oft nahe dem Blues. Gängige Nummern wie „Route 66“ oder „Stormy Weather“ interpretierten die Vier auf ganz eigene und interessante Weise. Wobei Sängerin Heesu Yun eindringlich und mit Timbre einsetzte, stets den Blue Notes verhaftet. Pianistin Jungmi Yun befeuerte die Titel mit ihrem mäandernden, oft kraftvollen Tastenklängen. Schlagzeuger und Bassist stützten die beiden Südkoreanerinnen nach Kräften und lieferten so manches treibende Solo dazu. So konnte man in trauter Atmosphäre schönen, lockeren und stilvollen Jazz genießen, wenn man den Weg in die Kammgarn nicht gefunden hatte. Sozusagen ein privat organisiertes Beiprogramm zum Hauptevent an der Stadtgrenze. So geht Großstadt.

x