Kaiserslautern Ganz nah an den Originalen

Ausdrucksstark im Duett: Stephan Hugo und Ines Pawlowski.
Ausdrucksstark im Duett: Stephan Hugo und Ines Pawlowski.

Es schien ja schon ein bisschen gewagt: Die nicht ganz oberflächlichen Songs von David Bowie und Billy Idol im Rahmen eines lässigen Biergarten-Konzerts? Ja, geht denn das? Ja, es geht. Mehr noch: Der in dieser Form erste Auftritt der heimischen Coverband Billy Bowie wurde zu einem Höhepunkt in der bisherigen „Musiksommer am Bremerhof“-Tradition.

Geboten wurde ein richtig schönes, mitreißendes, qualitativ tadelloses Open-Air-Konzert, für das andernorts richtig viel Eintritt hätte bezahlt werden müssen. Das lag zum einen am Publikum, das zu einem guten Teil aus eingefleischten Fans von Bowie und Idol bestand und deren Liedtexte über weite Strecken hinweg mitsang. Das lag aber auch und besonders an den Fähigkeiten der einst als Juz-Allstar-Band gegründeten Gruppe. Gitarrist Jürgen Walzer, Bassist Markus Pfeffer (übrigens einer seiner ersten Auftritte an diesem Instrument), Keyboarder Thomas Nitschke, Schlagzeuger Simon Rupp sowie Antje Boerner und Ines Pawlowski, die vorwiegend als Background-Sängerinnen agierten, haben allesamt Erfahrung mit Erfolgen bis ins Ausland hinein. Da saß, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, jeder Ton, und fast jede Interpretation reichte an den charakteristischen Kern der Originale nah heran: etwa „Ashes To Ashes“, „China Girl“ und andere Titel aus dem Werk Bowies . Kein Wunder, dass sich da große Teile der Zuhörerschaft nicht erst mit „Let’s Dance“ zum Tanzen aufgefordert fühlten und den Platz vor der Bühne in eine große Freiluft-Diskothek verwandelten. Hervorzuheben sind an diesem Abend vor allem die Leistungen des Leadsängers Stephan Hugo. Nicht nur seine wandlungsfähige Stimme, auch die komplett auswendig vorgetragenen Texte insbesondere der komplexen Bowie-Songs beeindruckten. Bemerkenswert waren auch die Duett-Beiträge von Ines Pawlowski, die in „Dancing In The Street“ den Mick Jagger-Part übernahm und später in „Under Pressure“ Freddie Mercury klangliche Gestalt gab – freilich in anderer Stimmlage als in der Vorlage, aber mit vergleichbarer Ausdrucksstärke. Und die Show ließ nicht nach, immer wieder gab es Überraschendes und Erstaunliches: die grandiosen langen Gitarrensoli Jürgen Walzers zum Beispiel, mit denen er sich und das Publikum in eine andere Dimension katapultierte. Oder jener extra-eruptive Instrumental-Battle zwischen ihm und Special Guest Albert Koch, der mit seinen Mundharmonika-Passagen dem Ganzen einen ganz eigenen Charakterzug verlieh. Das Konzert nahm noch einmal Fahrt auf, als es im zweiten Teil um die Musikwelt Billy Idols ging. Der nun frisch gestylte Stephan Hugo, auch äußerlich mit Ketten an der Hose und blonder Perücke dem Vorbild nicht unähnlich, intonierte unter anderem „Flesh For Fantasy“, den trotz der äußeren Zurückhaltung innerlich geradezu kochenden Song „Sweet Sixteen“ und, klar, den explosiven Hit „Rebel Yell“ mit umwerfender Lässigkeit und hoher Authentizität. Auffällig war an jenem Abend im Übrigen die große Anzahl von bekannten Musikern aus der Kaiserslauterer Szene, die das Konzert als Zuhörer verfolgten. Sie hatten dem Vernehmen nach genauso viel Spaß an diesem Auftritt wie wohl auch die meisten anderen Gäste und vor allem die Akteure auf der Bühne, die mit ihrer Vitalität und Spielfreude unablässig ansteckend wirkten. Info Das nächste „Musiksommer am Bremerhof“-Konzert findet am Donnerstag, 16. August, statt. Jens Vollmer & Friends präsentieren Rock- und Pop-Titel aus der Zeit von den 1980ern bis heute. Eintritt frei.

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