Kaiserslautern „Gaga“ Clemens im Traumpalast

Ab 13. Dezember wird in London sein Nachfolger gesucht: PDC-Weltmeister Rob Cross. Das Bild zeigt den Engländer, wie er von sein
Ab 13. Dezember wird in London sein Nachfolger gesucht: PDC-Weltmeister Rob Cross. Das Bild zeigt den Engländer, wie er von seinen Fans bei den German Darts Masters 2018 in Gelsenkirchen begrüßt wird.

Der erste Pfeil fliegt am 13. Dezember. Im Mekka des Darts, Pilgerstätte aller Wurfästheten, startet dann die Suche nach dem Nachfolger von PDC-Weltmeister Rob Cross – inklusive Gabriel Clemens (35), einem der 96 Teilnehmer, die es in den berüchtigten Londoner Alexandra Palace geschafft haben. Am Montagabend erhielt der Star von Bundesligist DV Kaiserslautern sein Erstrundenlos. Machbar. Der letzte Test bei den Players Championship Finals in Minehead lässt hoffen.

„Number nine is… Gabriel Clemens of Germany.“ Dave Clark, der populäre Moderator des britischen Sportsenders Sky, flüstert die magischen Worte und kritzelt auf seinem Blatt herum, da sitzt Gabriel Clemens gemütlich auf einer Couch in der saarländischen Provinz. Zu Hause, 600 Kilometer entfernt vom modernen TV-Studio inmitten Londons. Gespanntes Warten. Warten auf das Los, das wichtigste Match einer jungen Karriere, die erste Runde der Dart-WM im „Ally Pally“. Szene-Legende Wayne Mardle, flankiert von PDC-Chef Barry Hearn, zieht – und Clark notiert: Aden Kirk. „Hätte mich können schlechter treffen, hätte mich können besser treffen. Passt schon“, kommentiert Clemens noch am Montagabend gegenüber der RHEINPFALZ. Kirk, ein 26-jähriger Engländer aus Nottingham, wird Mitte Dezember der Gegenpart bei Clemens’ Debüt auf der größten Dart-Bühne des Universums sein. Ein unbeschriebenes Blatt, selbst für eingefleischte Fans. Kirk aber ist kein No-Name, einige Erfolge auf der Jugendtour sprechen für ihn. Und er hat 2014 bei den UK-Open Phil Taylor und Peter Wright (damals Vizeweltmeister) geschlagen und kam ins Achtelfinale. „Zu unterschätzen ist er nicht“, bemerkt der Top-Werfer des DV Kaiserslautern. Die Generalprobe der PDC-WM, traditionell das große Finale der Players-Championships-Serie, war für Clemens in der Vorwoche die Motivations-Kur. Eine Riesen-Erfahrung, ein Ritt, der vor Augen führte, was gegen die Größten der Branche geht. In seinem zweiten Major-Turnier – zugleich das erste vor Publikum, die UK-Open wurden wegen Wetterkapriolen für Fans gestrichen – zerlegte Clemens erst Andrew Gilding, danach demonstrierte er gegen James Wilson, Nummer 26 der Weltelite, eine wahre Darts-Gala. Einen Average von 99, bei 5:5 im entscheidenden Leg das Finish in zwölf Darts. „Gaga“ Clemens war der Herr der Pfeile, sie gehorchten. „Da denkt man nicht viel nach, sondern will nur sein Leg durchbringen“, sagt das Ass, das sich in den letzten Jahren fortentwickelte wie kein anderer deutscher Dart-Profi. Talent, Coolness. Clemens vereint beides. Wilson knackte er in einem Drama, den Iren Steve Lennon nicht. Wie entfesselt stürmte Clemens los, 5:0, absolut seelenruhig, das macht ihn ja aus. Dann brach sein Spiel. Ein Rätsel. Keine Doppel, keine Legs, der Saarländer holte von den nächsten zwölf Partien nur zwei. 7:10. „Klar ist man anfangs enttäuscht, da das sehr unnötig war und ich auch nicht wirklich weiß, warum es plötzlich nicht mehr lief“, erzählt er. „Aber er spielte dann besser und ich eben nicht mehr, vor allem auf die Doppel. Es geht immer weiter, das nächste Turnier wartet.“ Und das beginnt am 13. Dezember in London, dort, wo jeder Darter einmal werfen will: im Alexandra Palace, dem Traumpalast des Sports. Erstmals präsentiert sich dort ein Mann des DVK, mit Max Hopp, Martin Schindler und Robert Marijanovic reisen drei weitere Deutsche zur WM. Es wird Clemens’ drittes Major sein. Über 2000 Zuschauer – und ein Aden Kirk, der ihm keinen Bühnenplatz gönnt.

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