Kaiserslautern Fragwürdige Aufführung

Relativ wenige Besucher in der nur halb bestuhlten Fruchthalle erlebten am Samstag eine fragwürdige Aufführung der Bella-Donna-Produktion: Die brachte den Märchenklassiker „Die Schneekönigin“ von Hans Christian Andersen in einer eigenen, freien Musicalversion auf die Bühne. Unglücklicherweise forderte die aus der Nähe von Chemnitz angereiste Truppe mit ihrer Version Vergleiche zur Aufführung 2012 des Pfalztheaters und der Landstuhler Stadthalle 2017 (letztere mit ihren Laiendarstellern) heraus. Und warf für das Team der die Fruchthalle vermieteten Planer Grundsatzfragen auf.

Die sonst pittoresk empfundene und sich im Angebot ergänzende „Kulturmeile“ zwischen Fruchthalle, „Grünem Hügel“ des Pfalztheaters und dahinter Pfalzgalerie wurde am Samstag zum Problemfall. Auf der einen Seite dieser Verkehrsachse findet sich mit dem Pfalztheater ein subventioniertes mittelständisches Unternehmen mit moderner Bühnentechnik und allen Möglichkeiten des heutigen Ausstattungstheaters. Am Samstag in der Fruchthalle dagegen gab’s ein Einheitsbühnenbild – phantasielos und nur von einigen Lichteffekten belebt. Und wo auf dem „Hügel“ durchweg kreative szenische Lösungen, schauspielerische Gags und Slapstick-Einlagen fesselten, herrschte bei diesem Gastspiel in der Regie von Volkmar Funke und vor allem in der Choreographie von Isabelle Veh Leerlauf. Es gab standardisierte Bewegungsabläufe auf Niveau einer Schul-Theater-AG und eine insgesamt minimalistische Aufführung ohne zündende Ideen, Kreativität und Originalität. Die acht Akteure scheinen sich auf der Bühne der Fruchthalle in stereotypen Mustern zu verlieren, lediglich die Rolle der Schneekönigin brachte durch die Begabung und Eigeninitiative von Manuela Markewitz – wörtlich und im doppelten Sinn – Licht in das Dunkel dieser Aufführung. Die Grundidee der eigenen Textfassung von Produktionsleiterin Laura Niepold, die auch diese vertont, ist dagegen lobenswert: Die Handlung wird zu einer Art Alliteration, Frühling, Sommer und Herbst werden personifiziert dargestellt und finden in der alle überstrahlenden dämonischen Kraft der Schneekönigin in ihrem eisigen winterlichen Palast ihre Entsprechung. Die Aufführung zeigt die Schneekönigin als Bedrohung einer idyllischen Welt, in der das Liebes- oder Geschwisterpaar (in Verfilmungen und Aufführungen unterschiedlich bewertet) mit Kai (Fabian Lang) und Gerda (Antonia Schwingel) getrennt und im Happy End wieder vereint werden. Ansprechend ist die Vertonung durch die sich als Textdichterin mit aktualisierter Sprache und Diktion sowie als Komponistin und Arrangeurin sich auszeichnende Produzentin. Niepold gelingt eine zeitlose, elektrisierende Melodik und lebhaft pulsierende Rhythmik. Die leider mal wieder über CD eingespielte Musik ist abwechslungsreich instrumentiert und mit kühnen Harmoniefolgen auch kreativ harmonisiert. Doch leider scheitert die für Kinder und Jugendliche so wichtige Erfahrung mit Live-Musik wieder am Geld, und auch hier gewinnt der minimalistische Aspekt die Oberhand. Dass auch im Laienbereich dieser Stoff viel interessanter realisiert werden kann und sich sogar Kinder schauspielerisch einbeziehen lassen, zeigte jüngst die Landstuhler Aufführungsserie der „Pälzer Komödie“ (wir berichteten).

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