Kaiserslautern „Fans gehen den Weg mit“

Heute Abend im Kammgarn-Kasino: The Dark Tenor.
Heute Abend im Kammgarn-Kasino: The Dark Tenor.

„Ich war immer großer Fan von großen und theatralischen Inszenierungen“, sagt er – und das merkt man den Shows von The Dark Tenor auch an. Morgen ist das Enigma mit seinem dritten Album „Symphony of Ghosts“ zu Gast im Kasino. Zuvor erwischte RHEINPFALZ-Mitarbeiterin Katharina Kovalkov den Musiker für ein Interview bei der Autofahrt.

Ihr bürgerlicher Name ist noch immer ein Mysterium. Die Maske ist jedoch bereits zum zweiten Album ,Nightfall Symphony` (2016) gefallen. Warum?

Die Maske abzunehmen hat folgenden Sinn: Mit meinem dritten Album, ,Symphony of Ghosts`, habe ich mich vielen meiner eigenen privaten Geister und Dämonen gestellt. Und ich habe mich gefragt, wie man diese Gegenüberstellung überhaupt angeht. Und das geht meiner Meinung nach nur ,nackt`, wenn man sich selbst ehrlich in die Augen schaut. Deshalb habe ich mich dafür entschieden, mein Gesicht zu entblößen. Haben Sie keine Befürchtungen, dass damit für einige Fans der „Zauber“ verflogen ist? Ich habe das Gefühl, dass die meisten Fans diesen Weg mit mir gegangen sind. Viele Hardcore-Fans der ersten Stunde haben mich natürlich gefragt, warum ich das gemacht habe. Aber dadurch, dass ich jedem Song auf dem neuen Album ein Gefühl zugeschrieben und die Fans gebeten habe, ihre eigenen Geschichten zu dem Gefühl preiszugeben, konnte ich viele über genau diese Brücke mit mir führen. Die Inszenierung ist durch die Demaskierung nicht weniger pompös. Ich war immer großer Fan von großen und theatralischen Inszenierungen. Alleine die Tour zum aktuellen Album wird die aufwendigste, die wir bisher hatten. Und die Maske wird auf der Bühne nicht zwingend wegbleiben. Die Band Unheilig versteht sich ebenfalls auf pompöse Inszenierungen. Sie waren 2018 gemeinsam auf Tour, als Sie kurzzeitig als Live-Ersatz für den Grafen fungierten. Wie hat das Publikum die Unheilig-Songs in der Dark Tenor-Überarbeitung aufgenommen? Im Vorfeld gab es ja das ein oder andere Gerangel unter den Unheilig-Fans. Meine Fans hat das eher begeistert. Für mich war es eine große Ehre und hat sehr viel Spaß gemacht. Ich selber komme ja aus der Klassik, habe zwei Jahre an der Oper gesungen und weiß wie es ist, Kompositionen anderer Künstler auf eigene Art zu interpretieren. Ziel war, ein einmaliges Erlebnis für Unheilig- und Dark Tenor-Fans zu gestalten und der Unheilig-Band einen schönen Abschluss ihres Tour-Lebens zu bereiten. Es war großartig und es flossen hinter der Bühne einige Tränen. Am Ende geht es doch nur um die Musik. Sie selbst geben gerne Akustik-Konzerte. Warum sind Akustik-Konzerte derzeit so beliebt unter Künstlern? Die Songs müssen sich dann beweisen. Jeder Song, der mit nur einem Instrument in intimer Atmosphäre gespielt werden kann, der dann immer noch funktioniert und Emotionen überträgt, ist ein guter Song. Die Single-Auskopplung zum neuen Album stammt jedoch nicht ganz aus Ihrer Feder. Die Piano-Melodie von ,I miss you` stammt aus ,Children` des verstorbenen Robert Miles. Wie passt der ins Dark Tenor-Universum? Ich habe mir die Frage gestellt: Was ist Klassik? Und wer bestimmt, was Klassik ist? Können auch für uns modere Lieder irgendwann zur Klassik werden? Die Melodie von Robert Miles` ,Children` hat für mich klassischen Charakter. Für mich bedeutet dieser Song das Vermissen eines geliebten Menschen, diesen Menschen nicht loslassen zu wollen und doch zu müssen. Der Verlag hat das Ganze an die Erben von Robert Miles geschickt, und innerhalb von zwei Tagen kam die Zusage – mit dem Lob der Familie. Wenn Sie Ihre eigenen Konzerte betrachten: Ist die ,klassische` Klassik-Musik ein aussterbendes oder doch eher ein wiederauferstandenes Genre unter jungen Menschen? Ich hatte 130.000 bis 140.000 Käufer beim ersten Album. Das zweite geht Richtung 100.000. Ich weiß nicht, wie viele Künstler es gibt, die in so jungem Dasein so viele Fans anhäufen. Schließlich ist bei meinen Shows viele Metal dabei. Zum Beispiel wird unsere Version von ,Dies irae` aus Mozarts ,Requiem` sehr Metal-lastig präsentiert, was das Stück zu der damaligen Zeit für das Publikum auch sicherlich war, eine Art Heavy Metal- oder Rock-Hymne gewesen. Ich freue mich darauf, zu sehen, wie die Fans diese Songs aufnehmen. Danke für das Gespräch.

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