Kreis Kaiserslautern Fachkraft für harte Nüsse

Die privaten Schätze des Stadtbürgermeisters und Eichhörnchen-Liebhabers Martin Müller sind im Alten Stadthaus zu sehen.
Die privaten Schätze des Stadtbürgermeisters und Eichhörnchen-Liebhabers Martin Müller sind im Alten Stadthaus zu sehen.

Man soll ja nicht alles durch die psychologische Brille betrachten. Aber dass Otterbergs Stadtbürgermeister Martin Müller (SPD) Eichhörnchen-Figuren in jeder Form sammelt, lässt schon vermuten, dass hier verwandte Dispositionen vorliegen. Jetzt hat der Stadtchef seine vielgestaltige Kollektion in einer Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Samstagnachmittag in der Otterberger Altstadt: Der Weihnachtsmarkt vor der Abteikirche schwelgt in bunt-weihnachtlichem Glanz. Der Lebkuchen-Duft weht in die Otterberger Hauptstraße hinein. Adventliche Weisen sind schon von weitem zu hören. Der Prachtbau des Alten Stadthauses ist einfach eines der Schmuckstücke, das zur Idylle in der festlich herausgeputzten Wallonenstadt gehört. Und irgendwie passend ist es auf jeden Fall, dass sich hinter den warm illuminierten Fenstern des Barock-Edelsteins die Menagerie der Eichhörnchen-Figuren auftut. Keine Eichhörnchen-Figur gleicht der andern. Form-, Material- und Stilvielfalt wecken die Entdeckerlust. Da ist zum Beispiel das in Gestalt einer Christbaumkugel stilisierte sammelfreudige Tierchen auf einem würdigen Platz der gläsernen Sammlervitrine platziert. Anheimelnd bronzefarben mit sympathischer Patina hat sich der begabte Freund der Sämereien und Nüsse in eine fast kugelige Form bringen lassen. Dort sitzt er gedrungen in der einen Hälfte und betrachtet aus schwarzen Knopfaugen den weihnachtlich-glitzernden Tannenzapfen in seinem Pfötchen. Die andere Kugelhälfte ist das eigentliche Schmuckstück. Dort ist der extrem buschige Schweif derart gebauscht, dass er das Ensemble zur Kugelform ausfüllt. Damit es auch wirklich weihnachtlich wird, ist dieses Element der Figur angehaucht mit festlichem Glitzer und Glimmer, changierend zwischen hellem Silber und allen Schattierungen der Bronze. „Mein Mann kann halt an keiner Eichhörnchen-Figur vorbeigehen“, erklärt Ehefrau Antje Müller, die den Besuchern zu jedem Exemplar eine Geschichte erzählen kann. Sogar zum eigentlichen Fremdkörper der Sammlung, einem ausgestopften echten Eichhörnchen aus dem Besitz des Forstamtes Otterberg, findet sie eine Überleitung zu anderen Exponaten. Einem winzig kleinen und vollkommen dehydrierten Tierchen habe ihr Mann durch sorgfältige Pflege das Leben wieder geschenkt und es der Natur zurückgegeben. Fotos zeigen den fürsorglichen Stadtchef, wie der kleine, begabte Schatzsucher ihm aus der Hand frisst. Die Frage, ob es aus psychologischer Sicht verborgene Bezüge zwischen der Tätigkeit eines Kommunalpolitikers und dem Eichhörnchen als dem Meister des Auffindens bekömmlicher Fördermittel gibt, muss hier nicht weiter verfolgt werden. Allerdings wird das eine oder andere Exponat den Besucher schon zum Nachdenken anregen. Auf rotem Samt zeigt sich da eines dieser putzigen Sammelwesen, gestaltet mit ganz ungewöhnlichen Materialien. Stroh wurde hier verwendet, erheblich verdichtet und in der charakteristischen Eichhörnchen-Form gehalten durch ein scharf gespanntes Drahtgeflecht. Und ausschließlich durch den strengen Zwang dieses Korsetts erkennt der Betrachter sofort die Fachkraft für das Lösen schwieriger Fragen der Daseinsvorsorge. Mit treuherzigem Knopfaugen-Blick wird dem Betrachter ein solider Tannenzapfen als Garant nachhaltiger Existenz präsentiert. Einzig bei der Gestaltung des für die Gattung so typischen Schweifs hat der Künstler auf das Schnürleibchen verzichtet und dem Werkstoff die freie Entfaltung gestattet.

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