Kaiserslautern Es rauscht weihnachtlich

Optisch wie akustisch berauschend: Das Trio „Tango Transit“ in der Stiftskirche mit dem Programm „Engelrausch“.
Optisch wie akustisch berauschend: Das Trio »Tango Transit« in der Stiftskirche mit dem Programm »Engelrausch«.

Leute wie Akkordeonist Martin Wagner und Kontrabassist Hanns Höhn bereichern seit rund zehn Jahren die Lauterer Musikszene mit ihren Auftritten. Ob solo, im Duo oder als das Frankfurter Trio „Tango Transit“ mit Schlagzeuger Andreas Neubauer. Ihre Bühne stand am häufigsten im Altarraum der Stiftskirche. Genau dort, wo sie mit ihrem Programm „Engelrausch – Fröhliche Stille Nacht“ am Freitagabend erneut zu erleben waren.

Es war ein Erlebnis, das Trio in rotblauer Illumination auf den Stufen zum Altarraum zu sehen und zu hören. „Tango Transit“ brachte engelrauschende Weihnachtsmusik, von drei „rauschenden Engelknaben“ eingespielt. Wer es nicht schon wusste – immerhin besuchte ein Großteil des Publikums erstmals deren Art Winterjazzkonzert –, der hatte genau zweieinviertel Stunden Zeit, den Namen „Tango Transit“ zu interpretieren. Das Programm las sich stimmungsvoll adventlich und weihnachtlich. „O du fröhliche“ kam vor. „Lasst uns froh und munter sein“ ebenso. Natürlich auch „Stille Nacht, heilige Nacht“. Und Eigenkompositionen wie „Zwischen Ochs und Eselein“. Welche Art von Musik war zu hören? Genau genommen jede! Angefangen bei den Musikstilen: Klassik, Blues, Funk, Jazz. In den Arrangements begegneten und verschmolzen sie zu einem untrennbar ureigenen Sound des Trios – einen irre rauschenden, ja oftmals tosenden Sound. Zu hören waren Sturzbäche über Kaskaden, Springwellen durch Felsbäche, Windbrausen durch Baumwipfelgedränge. Dafür scheuten sich Wagner, Höhn und Neubauer nicht, ihre Instrumente akrobatisch schnell mit Fingern und Bogen zu traktieren. Milde ausgedrückt eröffnet das Trio weltmusikalische Verbrüderung. Sie scheinen sich in erwähnte Stile hineinzuspüren und scheinbar ohne Ende zu experimentieren. Derartige Fernflüge sind nur möglich mit bedingungsloser Technikversiertheit und konsequenter Herkunftstreue der Originallieder. Und trotzdem geht deren traditionelles Stimmungsflair nicht verloren. Im Gegenteil. Mittendrin im Variieren taucht sie auf, die Melodie, ursprünglich puristisch, zart und unverletzt. Nie ließ sich schöner und sanfter erfahren, wie sehr sie berühren kann. Wie sie dieses Sentiment erspüren, bleibt ihr Geheimnis. Ebenso wie jeder der eigene Solist bleibt. Eigen, gar eigensinnig. Da kann es gut vorkommen, auf einen hörend zu schauen und erschreckt zu fragen, was verpasst wurde. Doch keine Bange! Keiner tritt nur solistisch auf und beharrt auf eigene Couleur. Jeder lässt sich tragen und begleiten wie von der Intuition eines musikalischen Drillings. Engelrausch – noch lange rauschen diese weit geöffnete musiksprachliche Spielfreude und die anregenden Visionen echter, ja engelsgleicher, Könner und Kenner nach. Weihnachten ist eben für alle und alles. Und nicht für nur eine Tonart.

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