Kreis Kaiserslautern Er ruft gerne freitags an

Hartmut Schmitt vor dem Bürgerhaus: „Wir haben 13.500 Stunden Eigenleistung erbracht“, sagt der Ortsbürgermeister. Als Dankeschö
Hartmut Schmitt vor dem Bürgerhaus: »Wir haben 13.500 Stunden Eigenleistung erbracht«, sagt der Ortsbürgermeister. Als Dankeschön dürfen die Vereine die Räume kostenlos nutzen.

Die Gemeinschaft lag Hartmut Schmitt immer am Herzen und somit prägt das Wort „gemeinsam“ seine Amtszeit als Dorfchef von Kollweiler. Sie endet nach 20 Jahren mit der Kommunalwahl im Mai, denn dann will der 60-jährige Sozialdemokrat den Staffelstab an Jüngere weiterreichen.

An der Wand von Schmitts Amtszimmer hängt eine Urkunde, die ihm im April 2008 vom damaligen rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck und der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik in Rheinland-Pfalz für „beispielhaftes kommunalpolitisches Engagement“ überreicht wurde. Sie hängt zwar dort, ist aber nicht gerahmt. Eine solche Anerkennung bedeutet ihm wenig. „Ich ehre lieber die Anderen, das ist viel wichtiger“, lenkt er lächelnd den Blick von sich weg. Dabei ist er niemand, der sich versteckt. Ganz im Gegenteil. Als er sich 1999 als Ortsbürgermeister zur Wahl stellte, war das eine zufällige und spontane Entscheidung. Zwar hatte er schon vier Jahre lang einen Sitz im Gemeinderat, doch auf die Idee, den Posten des Dorfchefs zu übernehmen, wurde er kurz vor dem Termin von einem Bekannten gebracht, der ihn fragte: „Warum kandidierst du eigentlich nicht? Du bist doch überall dabei und hilfst mit.“ Diese Sätze gaben den Anstoß dazu, einen SPD-Ortsverein zu gründen und eine Wahlliste zu erstellen, auf der sich Schmitts Name befand. Bezeichnend ist, dass dieser Dialog im Bürgerhaus stattfand. Die ehemalige Scheune war damals noch eine Baustelle, auf der viele die Ärmel hochkrempelten. „Wir haben 13.500 Stunden Eigenleistung erbracht“, sagt Schmitt mit Stolz in der Stimme. Als Dankeschön dürfen die Vereine die Räume kostenlos nutzen, was täglich der Fall ist. Auch beim Bau der Grillhütte 2009 packten die freiwilligen Helfer an, sie erbrachten 5000 Arbeitsstunden. Nicht anders beim Kneippbecken, beim Spiel- und Bolzplatz oder beim Änni-Zimmermann-Platz, der nach der verstorbenen Geldgeberin benannt ist, und bei zahlreichen weiteren Projekten. Dieses gemeinsame Anpacken hat die Kollweilerer zusammengeschweißt. Es hat aber auch dazu geführt, dass es in einem Sketch, der zu Schmitts 50. Geburtstag aufgeführt wurde, hieß: „Achtung! Es wird Freitag, schaltet das Telefon ab! Der Hartmut ruft an.“ Der damit Gemeinte nimmt es mit Humor. Im Hinblick auf die vergangenen zwei Jahrzehnte meint er: „Es ist mir gelungen, die Menschen zusammenzubringen.“ Und: „Wir haben in den 20 Jahren viel erreicht.“ Dabei bekam er in seiner Anfangszeit als Dorfchef schon mal, wenn auch oft scherzhaft gemeint, zu hören: „Was will denn der Zugereiste?“ Geboren in Bosenbach im Landkreis Kusel, zog der heutige Betriebsrat bei Opel mit seiner Ehefrau Uschi 1981 in das kleinste Dorf der Verbandsgemeinde Weilerbach. Er sah Kollweiler damals im Dornröschenschlaf, ein Umstand, den er ändern wollte. „Da muss etwas passieren, damit es vorangeht“, lautete seine Zielsetzung. Passiert ist vieles. Fünf Neubaugebiete wurden seither erschlossen. Sie brachten junge Familien ins Dorf, sodass die Einwohnerzahl nach Jahren des Rückganges wieder angestiegen ist. Zwei Windkrafträder spülen Geld in die Gemeindekasse. Beides hat dazu beigetragen, dass der Haushalt jetzt saniert ist und sogar Rücklagen vorhanden sind. Auch schnelles Internet für 95 Prozent der Haushalte, freies W-Lan ums Bürgerhaus und drei Hotspots im Ort wurden in dieser Zeit umgesetzt. Dabei ging Schmitt durchaus auch unübliche Wege. Etwa, wenn es darum ging, Baugebiete nur aus Gemeindehand zu verkaufen oder auch eigene Verträge mit den Betreibern der Windkrafträder auszuhandeln. Als entschlossener Streiter setzte er sich konsequent für den Bau der Werkstraße als Umgehung für den Lkw-Verkehr ein, der für den Ausbau der zweiten Landebahn der Airbase Ramstein durch den Ort rollte. Als überzeugter Demokrat und Sozialdemokrat ließ er kritische Stimmen zu, konnte die Menschen überzeugen oder stand hinter den Beschlüssen des Gemeinderates. Bei „Weil das die Mehrheit will“, klingt wieder das Wir in seinen Sätzen durch. Das spielt auch eine Rolle bei Veranstaltungen im Ort, wenn die Vereine gemeinsame Sache und Kasse machen. Und wurde ein Projekt zu Ende gebracht, hob das ganze Dorf die Gläser. „Anschließend haben wir immer gemeinsam gefeiert“, erzählt er. „Die Kollweilerer können schaffen und feiern.“ Die kommunalpolitische Bühne will Schmitt nicht völlig verlassen. Die jüngere Generation soll aber jetzt ans Ruder. „Ich ziehe mich nicht ganz zurück, werde nur nicht mehr vorgehen“, sagt er, denn als Gemeinderatsmitglied will sich der Ehemann und Vater zweier erwachsener Kinder weiterhin für das Dorf einsetzen, in dem er zuhause ist. „Kollweiler, das bedeutet heimzukommen.“ Ihm ist bewusst, dass all das nur bewegt werden konnte, weil seine Frau stets im Hintergrund agierte und sich ebenfalls für die Dorfgemeinschaft eingesetzt hat. Schaut er nach vorne, gibt es eine Idee, die ihn umtreibt. „Ich will ein Projekt anstoßen, sodass alle Generationen sehr lange hier leben können“, wirft er einen Blick auf die älteren Mitbürger. Einen Wunsch für die Zukunft hat er auch: „Ich hoffe, dass diese Gemeinschaft nie auseinanderbricht.“

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