Rheinland-Pfalz Enkenbach-Alsenborn: Streifenpolizisten im Kampftraining

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Bei der Grillhütte erwartet die Polizisten ein Szenario, bei dem ein Täter mit dem Auto in eine Gruppe gefahren ist und in der Hütte auf zwei Personen mit zwei Messern einsticht.

Die Spezialkräfte seiner Polizei hat Rheinland-Pfalz wegen der Terrorgefahr schon massiv aufgerüstet. Doch im Ernstfall werden es wohl normale Streifenbeamte sein, die sich Attentätern als erste in den Weg stellen müssen. Wie sie sich darauf vorbeiten, haben sie am Dienstag in Enkenbach-Alsenborn gezeigt.

Enkenbach-Alsenborn. Brüllend stürmt der Mann daher, mit wutverzerrtem Gesicht, gleich zwei Messer schwingend. Dabei hat er sowieso schon eine Menge Unheil angerichtet: Mit seinem Auto ist er eine Gruppe feiernder Leute gerast. Jetzt qualmt der Wagen vor sich hin, ein stöhnender  junger Mann windet sich am linken Vorderrad. Ein anderer wird gleich blutverströmt aus der Grillhütte taumeln, während kreischende Jugendliche davonrennen – den vier Polizisten entgegen, die sich, Maschinenpistolen im Anschlag, heranpirschen. Für solche lebensgefährlichen Einsätze hat die rheinland-pfälzische Polizei schon seit Jahrzehnten ihre Spezialeinheiten. Und die hat das Land nach den Anschlägen der vergangenen Jahre massiv aufgerüstet: mehr Personal, noch schlagkräftigere Waffen, noch schwerere Schutzkleidung. Doch wenn tatsächlich irgendwo ein Terrorist oder ein Amokläufer drauf los massakriert,  können die Elitekämpfer weit weg sein. Meistens sind es dann doch die ganz normalen Streifenpolizisten, die sich als erste den mordlüsternen  Tätern in den Weg stellen müssen. Also will Innenminister Roger Lewentz (SPD) auch sie besser für Kämpfe auf Leben und Tod rüsten. Im Kofferraum jedes der landesweit mehr als 400 Streifenwagen, sagt er, liegen jetzt zwei Maschinenpistolen. Und zwei Helme. Und zwei schwere Schutzwesten. Dabei hat jeder rheinland-pfälzische Streifenpolizist ohnehin schon eine maßgeschneiderte. Doch die schützt nur vor Kugeln, die mit gewöhnlichen Pistolen abgefeuert werden. Die neuen Oberkörper-Panzer sollen auch Projektile abfangen, die  aus Kriegswaffen wie einer Kalaschnikow stammen. Etwa 3500 Euro, berichten die Beamten, kostet diese Schutzausstattung – pro Garnitur. Doch weil sie etwa 20 Kilo wiegt, sollen und werden Einsatzkräfte sie nur anlegen,  wenn sie wissen: Jetzt wird es richtig gefährlich. Die vier Polizisten, die sich übungshalber an die Grillhütte auf dem Bereitschaftspolizei-Gelände in Enkenbach-Alsenborn (Kreis Kaiserslautern)  heranpirschen, haben per Funk in etwa erfahren, dass dort jemand mit einem Auto in eine Menschenmenge gefahren sein soll.  Und sie haben gehört: „Sie sind ein Notinterventionsteam.“ Das heißt: Ob Terrorist oder Amokläufer, sie  müssen den Täter jetzt stellen. Damit sie dabei richtig vorgehen, werden alle rund 3.600 Streifenpolizisten des Landes in den nächsten zwei Jahren für jeweils fünf Tage in eine Schulung geschickt. In diesem Kurs trainieren sie dann zum Beispiel, wie sie Schwerverletzte versorgen, während Sanitäter noch nicht an den Tatort dürfen. Sie üben aber auch, die Schmerzensschreie der Opfer einstweilen zu ignorieren. Denn auch die Polizisten können Druckverbände  erst anlegen, wenn sie den Angreifer gestoppt haben. Also verbringen sie im Intensivkurs auch viele Stunden auf dem Schießstand – mit der  Maschinenpistole, mit der die Streifenbeamten einen  Gegner aus viel größerer Entfernung anvisieren können als mit einer   normalen Pistole.   Und sie proben, beim Zielen und mit der 20-Kilo-Schutzausrüstung vorwärts, rückwärts und seitwärts zu gehen.  Denn solange sie sich bewegen, kann sie ein Gegner seinerseits nur schwer treffen. Die Übungseinheit mit dem brüllenden Wüterich an der Grillhütte  allerdings endet dann doch ohne so einen Kampf auf Leben und Tod.  Während die mit Kunstblut verschmierten Polizeischüler noch nach Hilfe schreien, wirft der den Angreifer spielende Beamte seine beiden Messer weg, lässt sich ins Gras drücken und fesseln. Und steht anschließend mit einem Scherz wieder auf: „Keine Angst, ich bin jetzt ein besserer Mensch geworden.“ 

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