Kaiserslautern Eintauchen in verwunschene Welten

Verein(t) in Lautern: Fabelwesen, die aus dem Boden empor steigen, Schlachten zwischen Paktierern und den Beschützern der Kaiserin: Das sind die Welten von Rollenspielern. In Kaiserslautern gibt es seit einigen Jahren eine lebendige Spielszene, die sich bei organisierten Conventions und Spielerunden trifft. Ein Vorort-Besuch.

Ein Zwerg, ein Magier, ein Soldat und ein Ritter reiten nach Irrungen und Wirrungen auf ihren Pferden nach Neetha. Dort haben sie die Aufgabe die Lage auszukundschaften, bevor eine Prinzessin anreisen wird. Stefan Kleiner sitzt zusammen mit fünf anderen Spielern an einem der großen Tische im Mehrgenerationenhaus und lässt sich vom Spielleiter des Abends in die Welt von „Das schwarze Auge“, einem deutschen Rollenspiel, entführen. Schon seit über 30 Jahren existiert das kooperative Spiel, das von Ulrich Kiesow herausgegeben wurde, „eine klassische Fantasy-Welt“, sagt Kleiner. Dort wimmelt es von magischen und kampferprobten Wesen. „Der Spielleiter ist eigentlich Regisseur, Nebendarsteller und Bühne in einer Person. Die Charaktere sind die Hauptdarsteller“, erklärt Kleiner. Der Leiter lege fest, wie das Spiel ablaufen soll, welche Ziele die Gruppe erreichen müsse und könne sich Szenen auch selbst ausdenken.

Charakterentwicklung wird dokumentiert

Würfel liegen auf dem Tisch bereit, die meisten Spieler haben ihren Laptop vor sich aufgebaut und tragen dort die Entwicklung ihres Charakters in Tabellen ein. „Dinge wie Beruf und Klasse sind vorgeben, aber ansonsten kann man seinen Charakter so gestalten, wie man möchte“, erklärt Kleiner. Er ist erfahrener Rollenspieler und leitete in den vergangenen Wochen die freitäglichen Spielerunden selbst. „Wir spielen die Kampagne schon seit zwei Jahren. Ich spiele beispielsweise einen Soldatencharakter, etwas hinterwäldlerisch, aber darauf spezialisiert, die anderen zu schützen. Er war früher Bodyguard und hat Adlige geschützt“, berichtet er. Torsten und Diana John sitzen neben ihm am Tisch. Torsten John ist der Vorsitzende des Vereins Karota, der 2002 aus den Kaiserslauterer Rollenspieltagen hervorgegangen ist. „Wir organisieren zweimal im Jahr eine Rollenspiel-Convention von Spielern für Spieler“, sagt er. Eine Convention ist in der Rollenspielszene ein Treffen, meist über mehrere Tage, zum gemeinsamen Spielen und Austausch. „Ich bin seit Karota 10 immer dabei“, erzählt John. Im vergangenen Mai richtete der Verein die 32. Auflage aus.

„Zum Spielen ist man nie zu alt“ 

Diana und Torsten John haben in einer großen Kiste einige Brettspiele mitgebracht: Maus und Mystik, Pandemie oder Tiefe Taschen landen auf dem Tisch. „Zum Spielen ist man nie zu alt“, sagt John. Er selbst sei über das Sammelkartenspiel Magic eingestiegen, habe danach eher sogenannte Tabletopsysteme gespielt und sei dann bei den Rollenspielen gelandet, berichtet der Bexbacher. Als Tabletops werden Strategiespiele, häufig mit einem aufwendig gestalteten Gelände und Spielfiguren, bezeichnet. „Heute haben wir etwa 200 Brettspiele zu Hause, da findet wirklich jeder etwas, egal ob jung oder alt, eher kooperativ oder nicht“, sagt John. Die meiste Zeit verbringen die Karota-Mitglieder freitags mit Sammelkarten- und Rollenspielen. „Das schwarze Auge“ lassen die Johns heute links liegen: „Mal sehen, was wir noch spielen“, sagt John und wechselt an den „Netrunner“-Tisch nebenan.

Die Serie

In der Reihe „Verein(t) in Lautern“ stellt der „Marktplatz Kaiserslautern“ in loser Folge Vereine und Gruppen aus der Barbarossastadt vor. Interessierte können sich melden unter Tel. 0631/3737218 oder eine E-Mail senden an stadtteilekl@rheinpfalz.de.