Kaiserslautern Eine Entdeckungsreise

Wie geht eigentlich Dirigieren? Pietari Inkinen zeigte es den kleinen Besuchern der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken-Kais
Wie geht eigentlich Dirigieren? Pietari Inkinen zeigte es den kleinen Besuchern der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken-Kaiserslautern. Clara durfte es gleich mal ausprobieren.

Eine Musikstunde, nicht in der Schule, sondern live mit großem Sinfonieorchester: Dieser Traum ging am Mittwoch für 3. und 4. Klassen regionaler Grundschulen im Emmerich-Smola-Konzertsaal im SWR-Studio in Erfüllung.

Die Veranstaltungsreihe der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern (DRP) heißt zwar „Musik für kleine Ohren“, doch die SWR-Moderatorin Sabine Fallenstein und der Chefdirigent der DRP, Pietari Inkinen, bereiteten den begeisterten Schulklassen einen großen Bahnhof. Dass Musikpädagogik bei der DRP groß geschrieben wird, bestätigt die Tatsache, dass Inkinen die Veranstaltung zur Chefsache ernannt hatte. Spürbar war es eine Herzensangelegenheit und keine Pflichtübung! Die klar erkennbare musikpädagogische Konzeption der Veranstaltung basiert auf einem Dreiklang aus Einführung, gemeinsamem Ratespiel – Wissensvermittlung sozusagen en passant – und praktischer Mitwirkung, etwa am Schlagwerk oder sogar am Dirigentenpult. In Interaktion mit den Schülern und ihren Lehrern avancierte diese exemplarische Musikstunde zu einer klingenden Instrumentenkunde mit der Vorstellung des Orchesters und seiner Stimmgruppen. Danach gingen Fallenstein und der Dirigent von der Musik als Quelle der Inspiration aus mit den Schülern zu einer Entdeckungsreise in das Herkunftsland des ausgewählten Klangbeispiels. Für Pietari Inkinen war es ein Heimspiel, entführte er mit der spätromantischen Musik der Karelia-Ouvertüre seines finnischen Landsmannes Jean Sibelius in die Topographie einer Seenlandschaft. Somit ergänzten sich Geografie und Musikerlebnis zu einer wunderbaren interdisziplinären Einheit. Eine komplizierte Notenschrift in klingende Musik zu übertragen – das ist die Kunst der Musiker und Dirigenten. Das setzt Noten- und Werkkenntnis sowie Stilkunde und solide Spieltechnik voraus. Ein Aspekt, der auch – wenn auch nur angedeutet – Beachtung fand. Entscheidender war aber, dass es Fallenstein gelang, diese zuerst in erläuterten Ausschnitten, dann komplett aufgeführte Musik nachhaltig vermittelt zu haben. Mit dem rhetorischen Brückenschlag zu Land und Leuten in Skandinavien führte die Lehrstunde einerseits geschickt zum Leitthema hin, aber durch zu weites Ausholen – etwa mit dem Streifen aller körperlichen Sinne – bisweilen auch zu weit weg. Eine Gratwanderung! Das gemeinsame Erarbeiten von melodischer Substanz nach Gefühlshaltungen und Stimmungsbildern gelang, da die jeweils beteiligten Instrumentengruppen und ihre spezifischen Klangfarben gesondert präsentiert wurden. Das Befriedigen kindlicher Neugier ist eine weitere Kunst für sich. Dazu wurde einigen Schülern die Gelegenheit gegeben, mit dem Chefdirigenten ein Interview zu führen. Und der konnte seinerseits Interesse für Musik und den Beruf des Dirigenten wecken. Am Ende der Veranstaltung wurde das kurze Konzerterlebnis hochkonzentriert verfolgt. Schließlich war das Interesse in die richtige Richtung gelenkt worden ...

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x